Hospizkurs in Bad Honnef "Sterbebegleitung ist Grenzüberschreitung pur"

BAD HONNEF · Bisher hat es Johannes Mühlbauer eher mit Zahlen zu tun. Der Innenrevisor aus Rheinbreitbach ist weltweit in Sachen Finanzkontrolle von Entwicklungshilfeprojekten unterwegs. "2016 gehe ich in den Ruhestand und möchte dann ehrenamtlich etwas tun", sagte der 64-Jährige.

 Die Ehrenamtlichen haben die Ausbildung zum Sterbebegleiter abgeschlossen.

Die Ehrenamtlichen haben die Ausbildung zum Sterbebegleiter abgeschlossen.

Foto: Frank Homann

Er entschied sich, den Befähigungskursus für Sterbebegleitung der Ökumenischen Hospizbewegung Bad Honnef zu besuchen. Nun nahm er - wie zwölf weitere Teilnehmer - das Zertifikat von Irmgard Kraft, der Vorsitzenden der Hospizbewegung, entgegen. Für jeden neuen Sterbebegleiter gab es eine Sonnenblume und ein Exemplar der Schrift "Neues Evangelisches Pastorale" mit Texten, Gebeten und kleinen liturgischen Formen für die Seelsorge.

Vor der "Zeugnisübergabe" im evangelischen Gemeindehaus hatte ein Sendungsgottesdienst in der Erlöserkirche mit Pfarrerin Britta Beuscher und ihrem katholischen Kollegen, Pfarrer Bruno Wachten, stattgefunden. In der Predigt ging Beuscher ganz besonders auf die Ehrenamtlichkeit des Wirkens in der Ökumenischen Hospizbewegung ein.

Nach 100 Unterrichtsstunden über einen Zeitraum von neun Monaten verstärken die 13 Teilnehmer nun das erfahrene 24-köpfige Hospizhelferteam. "37 Helfer, so stark waren wir noch nie", zeigte sich Irmgard Kraft sehr erfreut über den Zuwachs. Auffällig: Diesmal waren etliche jüngere Frauen dabei. "Auch wenn man voll berufstätig ist, kann man Sterbebegleitung machen und in das Leben integrieren", sagte zum Beispiel Sabine Marquart aus Unkel, die als Evaluatorin im Bildungsbereich in Rheinland-Pfalz tätig ist. Die promovierte Theologin: "Ich habe mich schon lange mit der Frage des Sterbens beschäftigt. Sterben ist eine Grenzüberschreitung. Sterbebegleitung ist Grenzüberschreitung pur und Selbstrücknahme pur. Diese neun Monate bedeuteten eine Zeit intensiver Selbsterfahrung. Das verbindet, deshalb waren wir eine so gute Gruppe."

Die Koordinatoren der Ökumenischen Hospizbewegung Bad Honnef, Guido Wilms und Nicola Hamelmann, sowie weitere Fachdozenten hatten die Ausbildung geleistet. Fragen zu Tod, Sterben, Trauer, die Kommunikation und Spiritualität, aber auch rechtliche Aspekte wie die Schweigepflicht oder die Patientenverfügung und auch ganz praktische Ansätze wie basale Stimulation oder Aromatherapie waren Teil des Unterrichtsprogramms.

Irmgard Kraft: "Alle haben nun das nötige Know-how, sie sind gut geschult, um ihre Aufgaben wahrnehmen zu können." Ärzte, der Pflegedienst, Krankenhäuser und Altenheime geben häufig den Anstoß, die Leistungen der Hospizbewegung in Anspruch zu nehmen. In diesem Jahr wurden von der Honnefer Gruppe bereits 25 Sterbebegleitungen abgeschlossen, 13 Begleitungen laufen derzeit noch.

Weitere Informationen gibt es unter www.hospiz-bad-honnef.de

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