Feuerwehr im Siebengebirge Retter sehen sich durch unbezahlte Aufgaben belastet

KÖNIGSWINTER/BAD HONNEF · Rund 33 Prozent mehr Einsätze hatte die Bad Honnefer Feuerwehr im vergangenen Jahr absolviert. Nach 280 Einsätzen 2012 waren es 2013 satte 373. Grund für die Steigerung ist vor allem die Zunahme der technischen Hilfeleistungen, die von 161 (2012) auf 275 (2013) gestiegen.

 Technisches Können gefragt: Immer öfter müssen Wehrleute auch Türen öffnen oder verbreitern.

Technisches Können gefragt: Immer öfter müssen Wehrleute auch Türen öffnen oder verbreitern.

Foto: dpa

Unter diese Sparte fallen zwei Alarmierungen, die aus Sicht des jüngst in den Ruhestand verabschiedeten Kreisbrandmeisters Walter Jonas zur Belastung für viele Wehren werden: Die Rede ist zum einen von der Traghilfe, bei der Wehrleute Rettungsassistenten beim Tragen eines Patienten helfen. Zudem fällt Jonas eine Häufung jener Einsätze auf, bei denen eine Tür geöffnet werden muss, die Wehr etwa für hilfsbedürftige Senioren eine Art "Schlüsseldienst" übernimmt.

Laut Bad Honnefs Feuerwehrsprecher Marcel Gilbert mussten seine Kameraden 2013 allein 65 mal Traghilfe leisten beziehungsweise eine Tür öffnen, also in mehr als 17 Prozent aller Einsätze. Gilbert verweist als Erklärung auf den demografischen Wandel: "Der Altersdurchschnitt der Bad Honnefer Bevölkerung steigt zunehmend. Ein großer Teil wohnt noch alleine zu Hause." Aber für ihn ist auch klar: "Aufgrund der steigenden Einsatzzahlen ist die Feuerwehr besonders gefordert." Mit der Aussage steht er keineswegs alleine da.

In Königswinter gehören diese Einsätze ebenfalls zur Routine. Zwischen 300 und 400 Einsätze absolviert die Wehr dort pro Jahr. Davon machen laut Feuerwehrsprecher Lutz Schumacher Hilfeleistungen für den Rettungsdienst sowie Türöffnungen zwischen fünf und zehn Prozent der Fälle aus. Schumacher hat weitere Gründe für diese Entwicklung ausgemacht, etwa "adipöse (fettleibige) Patienten und Notfälle in alter und enger Bebauung".

Wegen der Eilbedürftigkeit sei die Feuerwehr in aller Regel die einzige Einrichtung, die auf Grund ihres Organisationsgrades in der Lage sei, schnell und mit der notwendigen Personalstärke die spezielle Hilfe leisten zu können, so Jonas. Oft müsse die Feuerwehr auch ran, weil etwa bei Schwergewichtigen-Transporten Türen und Fenster verbreitert werden müssten.

Einige Wehrführer ärgert aber, dass Rettungsdienste Krankentransporte bei der Krankenkasse abrechnen können, die Feuerwehr aber nicht. Diese Kritik erstaunt Ellen von Itter, Sprecherin der AOK Rheinland/Hamburg: Die Feuerwehr könne sehr wohl solche Einsätze beim jeweiligen Krankentransportunternehmen in Rechnung stellen.

Dass bislang die Feuerwehren ihre Hilfe unentgeltlich leisten, hängt damit zusammen, dass die 19 Kreiskommunen entsprechende Gebühren in ihrer Satzung nicht geregelt haben, sagt Kreis-Pressesprecherin Rita Lorenz: "Darüber hinaus gibt es beim Kreis auch keine entsprechende Gebührenordnung über besondere Leistungen, auf deren Grundlage wir diese Leistungen mit den Krankenkassen abrechnen könnten."

Aber Lorenz kündigt an: "Das Ganze wird bei den anstehenden Gebührenverhandlungen mit den Kassen ein Thema sein." Ohne ins Detail gehen zu wollen, sagt auch der neue Kreisbrandmeister Dirk Engstenberg: "Wir werden uns Gedanken über die Entlastung des Ehrenamtes machen."

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