Ruhestätte der "schönen Mila" Renate Mahnke arbeitet das Schicksal der Sängerin auf

BAD HONNEF · Das Mausoleum mit der byzantinischen Kuppel ist ein Blickfang auf dem Alten Friedhof - nicht nur am Allerheiligentag, wenn die Angehörigen die Gräber der Verstorbenen besuchen. In dem denkmalgeschützten Bauwerk ruht die schöne Mila Roeder (um 1850-1887).

 In dem Mausoleum auf dem Alten Friedhof in Bad Honnef ist Mila Roeder bestattet.

In dem Mausoleum auf dem Alten Friedhof in Bad Honnef ist Mila Roeder bestattet.

Foto: Archivfoto: Homann

Um die Sängerin ranken sich geheimnisvolle Geschichten. Heimatdichter Franzjosef Schneider (1888-1972) widmete ihr einst ein schmales Büchlein. Er schwärmte: "Die Gestalt war zierlich und schlank, entbehrte aber doch nicht einer gewissen Fülle, die ihre vollendete Form rundete. Die Haut dünkte wie aufgelegter Samt, so zart und so weich in den Farben..." Persönlich gekannt hat der Poet Mila allerdings nicht, er wurde erst nach ihrem Tod geboren. Umso beeindruckender müssen die Schilderungen über die Schönheit gewesen sein, deren Familie 1871 eine Villa in Honnef an der Au-straße erwarb, die später dem Bau der B 42 weichen musste.

Nachdem Milas Büste im Gutenberghaus eine neue Bleibe gefunden hatte, beschäftigte sich Hausherrin Renate Mahnke intensiv mit dem Schicksal der Sängerin, die 1887 kurz vor ihrer Hochzeit mit einem italienischen Grafen gestorben war. Die Vorsitzende des Vereins Haus Gutenberg ging in ihrem Lichtbildervortrag zunächst der Frage nach: "Was haben die schöne Mila und Karl Simrock gemeinsam?"

Die Lösung dieses Rätsels liegt quasi auf dem entzückenden Rücken Milas. Dort ist die Gravur "R. Cauer Roma 1886" zu entdecken. Renate Mahnke fand heraus, dass es sich bei Milas Schöpfer um Bildhauer Robert Cauer (1831-1893) handelt. 1832 zogen dessen Eltern nach Bad Kreuznach, wo Robert und sein Bruder Carl den ersten Unterricht im Atelier des Vaters Emil hatten. Die Cauers erfanden die sogenannte Elfenbeinmasse, eine geschmeidige Gipsmasse mit Schelllacküberzug, die feinem Marmor glich.

Robert wirkte ab 1870 auch in Rom und hatte ein Atelier in der Villa Strohl-Fern, wo Musiker, Schriftsteller, Maler und Bildhauer zu Studienaufenthalten weilten. Dort schuf er Milas Büste, die zunächst im Mausoleum stand, dann ins Bad Honnefer Rathaus gebracht wurde, wo sie im Trauzimmer aufgestellt war, bis sie von dort ins Gutenberghaus umzog.

Robert Cauer erlangte Berühmtheit als Schöpfer bedeutender Porträtplastiken und Grabdenkmäler. Auf dem Alten Friedhof von Bonn sind gleich mehrere von ihm zu entdecken. So gestaltete er auch das Tondo von Dichter und Germanistik-Professor Karl Simrock (1802-1876). Und genau dies verbindet die "schöne Mila" mit dem Poeten, dessen Haus Parzival in Menzenberg durch Professor Helmut Arntz (1912-2007) gerettet wurde. Das Mausoleum Roeder auf dem Alten Friedhof indes bedürfte dringend einer Restaurierung.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort