Eine Etage für Penaten "Ortsgeschichte wird lebendig"
RHÖNDORF · Rhöndorf hat einen neuen "Geschichtstempel". Der Bürger- und Ortsverein Rhöndorf hat im Beisein von Landrat Sebastian Schuster seine Heimatstube eröffnet. Hauptattraktion: die Ausstellung über die Firma Penaten, die nahezu einhundert Jahre Wirtschafts- und Sozialgeschichte in Rhöndorf geschrieben hat.
"Ohne Herkunft keine Zukunft", sagte Bürgermeister Otto Neuhoff zur Eröffnung und scherzte: "Mit Penaten fühle ich mich verbunden wie wohl die meisten Hintern hier." Als Schüler habe er "in der Dose" gearbeitet, um das Geld für den Führerschein zu verdienen. "Ich wohne am Sperrbaum, schräg gegenüber von uns in der Nummer fünf wurde die erste Creme angerührt."
Der Urenkel von Penaten-Gründer Max Riese, Alfred Nolden, hatte die Sammlung Penaten für die erste Etage der Heimatstube zusammengestellt, deren Einrichtung er kräftig unterstützte. Bürger- und Ortsvereinsvorsitzender Jörg Erich Haselier dankte allen Mitstreitern herzlich, "die bis zur letzten Minute hier gearbeitet haben": Alfred Nolden, ehrenamtlichen Helfern wie Peter Profittlich und Alfred Höhler, den Spendern, aber auch den Handwerkern, die an der Renovierung des Hauses mitwirkten, ebenso Karla Profittlich als Vermieterin.
"Es ist ein Multifunktionshaus entstanden", so Haselier. "Es kann auf vielfältige Weise genutzt werden - neben der Präsentation von Heimat- und Regionalgeschichte auch für Vorträge und Ausstellungen." So lief hier bereits die Kunstauktion zugunsten der Aktion "Rettet den Wein" des Vereins. Daran beteiligte Künstler sowie Wolfgang Kehren, der für diesen Zweck 28 Werke aus der Sammlung seiner Eltern, Ilse und Gerd Kehren aus Königswinter, zur Verfügung gestellte hatte, waren zur Eröffnung des Hauses ebenfalls gekommen.
Sebastian Schuster lobte: "Hier wird Rhöndorfer Ortsgeschichte, die untrennbar mit großen Namen verbunden ist, lebendig. Rhöndorf ist ein starker Ast am Baum des Rhein-Sieg-Kreises." Die Heimatpflege sei Ausdruck einer gelebten und vorbildlichen Ortsgemeinschaft, betonte der Landrat und verwies noch einmal besonders auf die Kunstauktion zugunsten des Erhalts der Weinberge am Drachenfels. Im zurückliegenden Wahlkampf nach seiner Vision für 2020 gefragt, habe er geantwortet: "Wenn ich dann auch noch einen Grauburgunder aus dem Siebengebirge bekommen kann."
Zur Eröffnung der Heimatstube gab es sogar eine Cuvée vom eigenen Lehrweinberg des Bürger- und Ortsvereins. Und Kai Scheller, Neu-Rhöndorfer und gerade zum Präsidenten des Bundesrechnungshofes ernannt, füllte umgehend seinen Mitgliedsantrag für den Bürgerverein aus.
Vom Penaten-Baby bis zur alten Vereinsfahne
Ein süßer Wonneproppen mit einem dicken Klacks Salbe auf dem Po, darunter der Slogan: "Penaten - der Schutzfilm gegen Wundsein". Das Babybild von Alfred Nolden, der Urenkel von Penaten-Gründer Max Riese, landete 1949 auf einem der ersten Werbeaufsteller des Weltunternehmens.
Er ist Teil der Penaten-Sammlung, die zur Heimatstuben-Ausstellung gehört. Die älteste Dose der Sammlung stammt von 1904. Auch Salbenschachteln, die für ferne Länder bestimmt waren, sind zu sehen. Babywaage, Beschriftungsmaschine, Labormikroskop, Dokumentenmappe, Rezeptbücher, Silberstift mit der Aufschrift "Penaten" oder Diktiergerät und Werbematerialien sowie zahlreiche Fotos sind in Vitrinen ausgestellt. Eine Zeittafel lässt die Geschichte der Firma Revue passieren, ein Film über Penaten ist zu sehen.
In einem Raum der Heimatstube werden alte Fahnen gezeigt, teils von Vereinen, die es nicht mehr gibt. Fotos zeigen das Rhöndorf der Vergangenheit. Aus Zeiten, in denen Hallimasche als Ersatz für teures Fleisch herhielten und die Rhöndorfer sich etwas "us em Büsch" holten, stammt ein kleines "Waffenlager der Ströpper", das Dirk Koch zur Verfügung stellte. Auch "Rhöndorfer Virginia", Tabak aus dem Garten, wird präsentiert.
