Schülerbetreuung in Bad Honnef OGS stößt an räumliche Grenzen

BAD HONNEF · Silke Kornstädt vom Stadtjugendring fordert eine umfassende familienpolitische Diskussion

 Gut angenommen wird die Offene Ganztagsschule in der Grundschule Am Reichenberg.

Gut angenommen wird die Offene Ganztagsschule in der Grundschule Am Reichenberg.

Foto: Frank Homann

Wie teuer darf Kinderbetreuung sein, und was muss sie bieten? Fragen wie diese dürften in Bad Honnef noch für viele Diskussionen sorgen. Einen kleinen Vorgeschmack gab jüngst eine Eltern-Demonstration im Rathaus. "Es wird Zeit für eine ganzheitliche familienpolitische Diskussion in Bad Honnef", so Silke Kornstädt, Geschäftsführerin der gemeinnützigen Stadtjugendring GmbH, zum GA.

Ausgelöst wurde die neuerliche Debatte durch Schaffung einer eigenen OGS-Satzung im Sommer, die eine Ermäßigung für Geschwisterkinder mit dem Jahreseinkommen von maximal 49 000 Euro verknüpft. Anders die Satzung für Beiträge im Kindergarten: Sie sieht vor, dass das zweite und jedes weitere Kind frei sind. Folge der getrennten Satzungen: Familien mit mehreren Kindern, die beide Betreuungsformen brauchen, kommen nicht mehr oder nur noch eingeschränkt in den Genuss einer Vergünstigung für Geschwisterkinder.

Beispiel: Wer zwei Kinder im Kindergarten hat, zahlt nur den - am Einkommen orientierten - Kita-Beitrag für das erste Kind. Wächst das ältere Kind in die OGS hinein, werden zusätzlich OGS-Beiträge fällig. Die Rechnung lässt sich bei drei oder vier Kindern beliebig verlängern. "Mein Grundgehalt überweise ich komplett an die Stadt", so eine Mutter zum GA.

Das System steht auf dem Prüfstand, teilte die Verwaltung jetzt auch im Bildungsausschuss, zuständig für die OGS, mit. Die FDP hatte dort beantragt, die Satzungen wieder zusammenzuführen. Eine Vorlage zum Thema soll es Anfang 2015 geben, so die Verwaltung. Die FDP hatte auch angeführt, dass es aufgrund der Mehrbelastung "zu zahlreichen Abmeldungen" an der OGS gekommen sei: "Die Reichenbergschule ist sogar insoweit betroffen, dass das geschlossene Ganztagskonzept, welches für jeweils eine Klasse pro Jahrgangsstufe gilt, aufgehoben werden musste, da Kinder in diesen Klassen abgemeldet werden mussten."

"Die OGS-Klassen sind nicht infrage gestellt", hielt Nicola Kiwitt, kommissarische Schulleiterin Am Reichenberg, auf GA-Anfrage entgegen. Das System, bei dem Unterricht und Tagesablauf anders als im Vormittagssystem strukturiert sind, funktioniere einwandfrei.

Laut Kiwitt und Kornstädt vom Stadtjugendring, der vier von fünf Ganztagsschulen betreibt, habe es in der Schule Am Reichenberg jetzt nur drei OGS-Abmeldungen gegeben, darunter von zwei Kindern einer Familie. Betroffen sei nur die vierte Klasse, die anderen OGS-Klassen seien unverändert. Insgesamt verzeichne der Jugendring "weniger als zehn Fälle" bei mehr als 400 Plätzen, so Kornstädt: "Wer den OGS-Platz braucht, beißt halt in den sauren Apfel."

Denn klar sei auch: Das System belaste Familien. Zugleich sei es mit der eindimensionalen Betrachtung "Geschwisterkindregelung Ja oder Nein" nicht getan, so Kornstädt. "Das wird zu einseitig diskutiert. Was, wenn die Geschwisterkindregelung wieder übergreifend gilt und es dann mehr OGS-Anmeldungen gibt? Dann muss man auch entscheiden, nach welchen Kriterien die Plätze vergeben werden." Denn: Kapazitäten für mehr Aufnahmen gebe es aktuell nicht.

In Selhof, wo auch die Räume "suboptimal" seien, und an der Löwenburgschule gebe es eine Warteliste. In Aegidienberg und Am Reichenberg sei das Maximum erreicht. Bürgermeister Otto Neuhoff in der Ausschusssitzung: "Die OGS ist opulent ausgestattet"; die Landesvorgabe - 35-prozentige Bedarfsdeckung - sei mit 60 Prozent weit übertroffen.

Kornstädt: "Natürlich wäre das unpopulär, aber man müsste im Falle eines Falles auch sagen, wen man bevorzugen will. Kinderreiche Familien, Alleinerziehende, oder Geschwisterkinder? Das ist nichts, was ein gemeinnütziger Träger alleine entscheiden kann. Die Politik muss sagen, was sie will." Man müsse auch über flexiblere Betreuungsformen nachdenken.

2015 dürften auch Kindergartenbeiträge wieder aufs Tableau kommen. Wie berichtet, hatte die Verwaltung vorgeschlagen, etwa Beiträge für U 3 zu erhöhen. Die Debatte war, auch wegen nicht eingezogener Beiträge, ausgesetzt worden . Erst wenn das erledigt sei, lägen verlässliche Zahlen vor.

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