Zeittauschbörse Bad Honnef Nachbarschaftshilfe neu entdeckt

BAD HONNEF · Der Frühling naht. Aber was tun, wenn die Hecke sprießt und einem der Umgang mit dem Gartengerät nicht geheuer ist? Den netten Nachbarn fragen. Oder die Zeittausch-Börse in Bad Honnef.

 Typisches Tauschangebot: Hilfe bei der Gartenarbeit kann besonders für Senioren sehr wertvoll sein, die ihrerseits beispielsweise Babysitter-Dienste leisten.

Typisches Tauschangebot: Hilfe bei der Gartenarbeit kann besonders für Senioren sehr wertvoll sein, die ihrerseits beispielsweise Babysitter-Dienste leisten.

Foto: dpa

Über sie kann man als Gegenleistung Hausaufgabenhilfe anbieten, den Hund eines Tauschpartners ausführen oder in der Reisezeit dessen Blumen versorgen. Nachbarschaftshilfe neu entdeckt: Mit dieser Börse greifen Ehrenamtliche des Generationenprojektes unter dem Dach von "Hauptsache Familie - Bündnis für Bad Honnef" eine Idee auf, die so einfach ist wie wirkungsvoll. Mit Handreichungen, je nach individuellen Möglichkeiten und Fertigkeiten, können sich Tauschpartner jeden Alters das Leben gegenseitig ein bisschen leichter machen. Und, als Sahnehäubchen, neue Kontakte knüpfen.

Zeit ist Geld, so sagt es der Volksmund. Doch nicht geldwerter Vorteil ist Dreh- und Angelpunkt des Projektes, wie Lucie Leyendecker vom Generationenprojekt, Hermann-Josef Hinsenkamp vom Bündnis Familie und ihre ehrenamtlichen Projekt-Paten Elke und Rüdiger Mißner sowie Brigitte Hantelmann erklären. Zum einen werden die Hilfeleistungen nach aufgewendeter Zeit erfasst, nicht nach ihrem Gegenwert in klingender Münze.

Zum anderen, und das ist den Akteuren besonders wichtig: Weder nach Art, noch nach Umfang werde Konkurrenz aufgebaut zu kommerziellen Anbietern wie etwa Handwerksbetrieben. Alle Hilfen erfolgen freiwillig und kostenlos, Zwang gibt es nicht. Die Organisatoren der Zeittausch-Börse kanalisieren Angebote und Anfragen und bringen die Tauschpartner dann zusammen.

Zum Abholtermin die schwere Papiertonne rausstellen, Einkäufe transportieren, dem Nachwuchs bei einer Matheaufgabe helfen oder Kuchen backen für die anstehende Familienfeier: Anzubieten hat jeder etwas. Und es geht um Handreichungen, so Hinsenkamp, wie sie in gewachsenen Strukturen tausendfach üblich seien. "Es geht nicht so sehr um die Arbeit. Es geht darum, den Alltag aufzuwerten", sagt Leyendecker.

Zwischen den Tauschpartnern, die sich nicht nur bilateral, sondern in einem größeren Netzwerk bewegten, könne ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden. "Insofern ist es auch eine Kontaktbörse." Auch regelmäßige Treffen sind geplant. Und, so Rüdiger Mißner: Manchmal gehe es auch darum, Hemmschwellen abzubauen. Eben Menschen zusammenzubringen.

"Das Schöne ist, dass es wirklich generationenübergreifend ist", sagt Hantelmann. Das Ehepaar Mißner und sie waren spontan angetan von der Idee. Fürs Erste laufen die Fäden bei den drei Ehrenamtlichen zusammen. Rüdiger Mißner: "Jeder kann etwas. Keiner sollte ausgegrenzt werden bei der unentgeltlichen Nachbarschaftshilfe."

Und das "hat uns sofort begeistert", ergänzt seine Frau Elke. Alle Beteiligten dankten den Kollegen in Königswinter, wo sich unter dem Dach der Agenda 21 bereits 90 Mitglieder zu einer Zeittausch-Börse zusammengefunden haben, für wertvolle Tipps. Die schöne Erfahrung aus der Nachbarstadt, so Leyendecker: "Die Leute geben lieber, als dass sie nehmen. Die Hilfsbereitschaft ist sehr groß."

Darauf hoffen nun auch die Bad Honnefer, die, mit Blick auf eine nachhaltige Absicherung des Projektes, um Mitglieder werben. Diese sollten haftpflichtversichert sein; sind bei Hilfeleistungen Kinder im Spiel, sollte ein erweitertes Führungszeugnis vorliegen.

Zeittausch-Börse "Meine Zeit - deine Zeit"

Die Mitglieder der Zeittausch-Börse helfen sich freiwillig und unentgeltlich gegenseitig in einem Netzwerk aus Angeboten und Hilfegesuchen. Mitglieder zahlen einen jährlichen Beitrag von zwölf Euro, Haushalte von 20 Euro, zur Deckung zentraler Aufgaben und um ein nachhaltiges Netzwerk zu bilden. "Als Schutzgebühr", so Lucie Leyendecker.

Um die Hilfeleistungen aufzurechnen, gibt es ein Punkte-System. Jedes Mitglied startet mit einem Guthaben von fünf Punkten. Für jede halbe Stunde wird ein Punkt gutgeschrieben. Dem Adressaten der Hilfe wird ein Punkt abgezogen. Wer aktuell keine Hilfe braucht, kann Punkte für die Zukunft "ansparen".

Die Mitglieder der Tauschbörse und ihre Hilfeangeboten werden zentral erfasst. Sie bestimmen ihre Angebote selbst. Die Hilfen haben den Charakter erweiterter Nachbarschaftshilfe und dürfen nicht mit kommerziellen Angeboten konkurrieren.

Kontakt

Fragen zur Zeittausch-Börse unter dem Dach des Generationenprojektes von "Hauptsache Familie - Bündnis für Bad Honnef" beantworten Elke und Rüdiger Mißner unter Tel. 0 22 24/98 09 12 sowie Brigitte Hantelmann unter Tel. 01 70/240 44 31. Wer Mitglied werden möchte, kann sich per E-Mail melden: zeittausch@familie-bad-honnef.de.

Weitere Informationen gibt das Bündnis Familie im Internet unter www.familie-bad-honnef.de.

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