Interview "Mitbürger sind in der Verantwortung"

Mit Doktor Edith Fischnaller und Antje Biedermann vom Zentralbereich Hygiene sprach Alev Dogan.

Krankenhauskeime sind in letzter Zeit immer wieder Gegenstand hitziger Debatten. Wie kommt das?
Edith Fischnaller: Diese ganze Hysterie, die sich um dieses Thema entwickelt hat, ist eigentlich unnötig. Wir teilen Patienten bei der Aufnahme immer in Risiko- und Nichtrisikopatienten ein. Das sind Patienten, denen Katheter angelegt sind, die aus Altenheimen kommen, große Wunden haben oder zuvor schon längere Zeit im Krankenhaus lagen. Bei ihnen wird geprüft, ob sie Keime tragen oder nicht. Wenn ja, werden sie entsprechend behandelt und auch nach ihrer Entlassung begleitet. Am Ende gehen aber mehr als 80 Prozent wieder keimfrei nach Hause. Seit der Einführung unseres Zentralbereichs vor 2010 stehen wir Jahr für Jahr besser da. Aber auch Mitbürger sind in der Verantwortung.

Inwiefern?
Fischnaller: Wer selber krank ist, zum Beispiel an Durchfall- oder Erkältungskrankheiten leidet, sollte von dem Besuch eines Patienten im Krankenhaus absehen. Wer ins Krankenhaus aufgenommen wird, sollte besser sagen, wenn solche Erkrankungen aktuell im direkten Umfeld aufgetreten sind. Dann können wir den Patienten testen und entsprechend in ein Einzelzimmer verlegen. Vieles wird ja vor allem von Patient zu Patient übertragen.

Muss ich mir jeden Tag die Hände desinfizieren?
Fischnaller: Nein, grundsätzlich müssen sich nur jene desinfizieren, die Kontakt zu Patienten haben. Für den Privatmenschen reicht regelmäßiges Händewaschen. In Zeiten von Influenza sollte man Taschentücher sofort entsorgen, bei Niesanfällen in die Ellenbeuge Richtung Oberarm schnäuzen - nicht in die Hände - und eben regelmäßig die Hände waschen.
Antje Biedermann: Dass mittlerweile in jedem Supermarkt kleine Desinfizierfläschchen für die Handtasche verkauft werden, hängt auch mit der erwähnten Hysterie zusammen. Wer seinen Arbeitsplatz mit mehreren teilt, kann ab und zu Tastatur und Telefonhörer desinfizieren.

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