Grünflächenkonzept Linz will "essbar" werden

LINZ · Ein Projekt, das im wahrsten Wortsinn Früchte tragen könnte, will die Arbeitsgruppe "Optik Altstadt Linz" der Initiative "Linz gestalten - Leben in der Altstadt" anstoßen.

 Vorbild für Linz: So sieht die "Essbare Stadt" Andernach aus.

Vorbild für Linz: So sieht die "Essbare Stadt" Andernach aus.

Foto: Stadt Andernach

Nach dem mehrfach preisgekrönten Vorbild von Andernach könnte auch die Bunte Stadt am Rhein "essbar" werden, indem öffentliche Flächen mit Obst, Gemüse und Kräutern bepflanzt werden.

Nachdem Mitglieder der Gruppe um Barbara Bußmann und Karl-Dieter Pörzgen zusammen mit Bürgermeister Hans Georg Faust und Ratsmitgliedern die Geysir-Stadt auf der anderen Rheinseite besucht hatten, stellte nun einer der Väter der "Essbaren Stadt", der Geoökologe Lutz Kosak, interessierten Bürgern das Projekt im Ratsaal vor.

"Auch wir könnten dahinvegetierende, mit Unkraut übersäte Flächen für Bürger und Besucher der Stadt durch eine andersartige Bepflanzung attraktiver machen", so Faust als Schirmherr der Veranstaltung. Dabei könne man Andernach nicht kopieren, wohl aber die Anregung aufnehmen, öffentliche Grünflächen unter dem Motto "Pflücken erlaubt" statt "Betreten verboten" nachhaltig zu begrünen.

"Wir haben 2010 begonnen, gegen den anfänglichen Widerstand aus der Bevölkerung Grünanlagen landwirtschaftlich zu nutzen, indem wir an der Stadtmauer zunächst die unterschiedlichste Tomatensorten angepflanzt haben", berichtete Kosak. Ziel sei es gewesen, die Natur nach dem Beispiel der USA und Kanada wieder in die Stadt zurückzuholen. Das habe man aus der Not heraus schon während des Krieges getan. Dieses Mal gehe es aber darum, nicht nur Blühräume für Pflanzen und Tiere, sondern auch für Menschen zu schaffen, in denen sich diese wohlfühlen und entfalten können.

"Gleichzeitig macht das Projekt Andernach durch unterschiedliche Erlebnisräume lebens- und liebenswerter und fördert den Gemeinschaftssinn, denn jeder kann mitmachen, ob beim Jäten oder Ernten", erklärte der Geoökologe. Außerdem würden die öffentlichen Nutzpflanzen aufzeigen, wie man sich gesund ernähren kann. So würde die Wertschätzung für regionale Lebensmittel steigen.

"Nach einer größeren Spende an Obstbäumen und -sträuchern bereichern Himbeere und Kiwi, Stachelbeere und Johannisbeere die Stadt, in der - Stichwort "Klimawandel - dank des milden Rheinklimas neben Apfel, Pfirsich und Birne auch Mandel und Bitterorange, Feige und Granatapfel gedeihen", berichtete Kosak. Vorrangig sei aber die Vielfalt der noch vorhandenen Kulturpflanzen zu erhalten, von denen durch die Gen-Erosion bereits 75 Prozent verschwunden seien. "In einem so großen Stil wie Andernach wird sich das in Linz vor allem hinsichtlich essbarer Pflanzen und Beeren nicht umsetzen lassen, da die meisten öffentlichen Grünflächen wie etwa am Gestade oder an der evangelischen Kirche im stark befahrenen Stadtbereich liegen", gestand Pörzgen ein.

Möglich dürfte dies nur auf den Beeten am Parkdeck sein. Zugestanden habe Faust der Arbeitsgruppe jedoch, freie Flächen wie etwa die Baumscheiben in der Klosterstraße durch die Bepflanzung mit Kräutern sowie mit stresstoleranten, im Wechsel blühenden Wildstauden farbenfroher und attraktiver zu gestalten. Ansonsten könnte die Idee der "Essbaren Stadt" auch bei der geplanten Neugestaltung der Rheinanlagen berücksichtigt werden.

Wer sich mit der Arbeitsgruppe "Optik Altstadt Linz" in Verbindung setzen möchte, kann dies per E-Mail an optik.altstadt.linz@gmail.com tun.

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