Maybrit Illner ist Aalkönigin "Liebe Aale, hört die Signale!"

BAD HONNEF · Die Talk-Queen kam in Royalblau. Am Vorabend hatte das Bad Honnefer Aalvolk seine künftige Herrscherin noch in deren ZDF-Diskussions-Runde über "Thüringer Wendehälse" vom heimischen Fernsehsessel aus beobachten können, nun erlebten die Untertanen Maybrit Illner "in echt".

 Ein Hoch auf die neue Aalkönigin: Maybrit Illner stößt im Anschluss an die Krönung mit den Mitgliedern des Komitees an.

Ein Hoch auf die neue Aalkönigin: Maybrit Illner stößt im Anschluss an die Krönung mit den Mitgliedern des Komitees an.

Foto: Frank Homann

Beim XII. Aalkönigsfest im prächtig geschmückten Kursaal wurde die Fernsehjournalistin zur Aalkönigin "Maybrit I." gekürt. Friedhelm Ost, Sprecher des Aalkönigskomitees, jubelte nach Verlesung der Urkunde: "Majestät, hochverehrte Königin Maybrit I., wir liegen Ihnen zu Füßen und gratulieren untertänigst. Wir alle sind unserer neuen Königin sehr zugetan und werden ihr nicht nur donnerstags per Television huldigen."

Als Insignien der Macht gab es Dokument und Herrscher-Pokal. Mit königlichem Gerstensaft stießen die Mitglieder des Komitees auf das Wohl ihrer neuen Queen an. Und Maybrit I. gebührte der schwere Hofpokal mit schäumender Krone. "Hoch soll sie leben" stimmten die Niederdollendorfer Bläserfreunde an, die Illner zuvor mit Pauken und Trompeten in den Kursaal geleitet hatten. Und während auf der Bühne die Gläser geleert wurden, spielten sie noch Gassenhauer aus der Hauptstadt - "Berliner Luft" im Kursaal.

Bevor Maybrit Illner zur zweiten Aalkönigin nach Olympiasiegerin Rosi Mittermaier erhoben wurde, erschien auch Reinhard Kardinal Marx - allerdings nur per Video. Gerne übergebe er der Journalistin dieses Ehrenamt, verkündete der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und machte "eine gewisse Kontinuität auf dem Thron" aus.

In seiner Proklamationsrede via Leinwand sagte der Papstberater: "Liebe Frau Illner, Sie tragen zwar keinen Kardinalspurpur, kommen aber immerhin aus dem ,Roten Kloster?." So wurde die Sektion Journalistik an der Leipziger Universität bezeichnet, an der die aus Ostberlin stammende Majestät studierte.

Überliefert wären auch Verbindungen der Königin zum Heiligen Stuhl. Maybrit Illner habe bei der Expo 2000 im Pavillon des Heiligen Stuhls "Vatikanische Gespräche" moderiert. "So bin ich mir ganz sicher, dass Ihr, liebes Aalvolk, eine sprachmächtige Regentin bekommt", unterstrich Kardinal Marx. Auch ihm habe sie schon mit "Hartnäckigkeit auf den Zahn gefühlt". Ihren hohen journalistischen Anspruch habe sie übrigens an Marx geschärft, nicht an Reinhard Marx, sondern an Karl Marx, meinte König Reinhard. Illners journalistisches Motto laute nämlich: "An allem ist zu zweifeln." Und dieser Satz stamme nicht vom ungläubigen Thomas, "sondern vom ,roten Apostel? Karl Marx".

Aber: "Völlig unzweifelhaft ist der tatkräftige Einsatz des Honnefer Aalvolkes für Kinder und Jugendliche!" Der Kardinal verglich ihn mit Don Boscos Grundhaltung: "Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen!" Reinhard Marx dankte herzlich für diese Arbeit: "Gottes Segen Euch allen!" Während des Abends wurden zwischen Aalkönigin-Pastetchen, Rinderrücken und Törtchen sowie dem Auftritt des Kölner Jugendchors Sankt Stephan Projekte vorgestellt, die aus dem Erlös der Proklamationsfeste finanziert werden.

Die neue Aalkönigin sagte in ihrer Thronrede: "Liebe Aale, hört die Signale! Dass mich als Tochter des Arbeiter- und Bauernstaates heute Abend Marx persönlich zur Königin ausruft, hätte selbst meine rege kindliche Vorstellungskraft nicht für möglich gehalten." Maybrit Illner redete allerdings dem Komitee ins Gewissen: "Auch in diesem Königreich gebührt die Hälfte der Macht eigentlich den Aalinnen!"

Und sie erzählte von ihren Erfahrungen in Sachen "Gender-Mainstreaming" beim Start als ZDF-Talkerin 1999: "Mein damaliger Chefredakteur kommentierte ihn so: ,Jung, Frau und aus dem Osten - mehr geht ja fast nicht!?" Humorvoll berichtete sie über ihren Job. Und: Schon die Vorstellung, Angela Merkel und Wolfgang Schäuble würden irgendwann sagen, was sie wirklich von Helmut Kohl halten, wäre glatt ein Grund, noch 15 Jahre weiterzusenden. Aber jetzt ist Maybrit Illner erst einmal Aalkönigin.

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