Hochbegabten-Akademie Leistung mit Leidenschaft: "Sie sind mehr wert als die Summe Ihrer Leistungen"

Bad Honnef · Leistung bringen und dabei die eigenen Grenzen kennen - kaum ein Referent kann mit mehr Erfahrung und Lebensnähe zu diesem Thema sprechen als Rainer Schmidt. Obwohl er ohne Unterarme und mit verkürztem rechtem Oberschenkel zur Welt kam, ist der Pfarrer und freiberufliche Motivator mehrfacher Medaillengewinner bei den Paralympics im Tischtennis und hat jahrelang ganz oben in der Weltrangliste mitgespielt.

 Mittendrin: Rainer Schmidt, Leistungssportler, Paralympics-Teilnehmer und Pfarrer, sprach vor den hochbegabten Teilnehmern der Sommerakademie. Mit einem Luftballonspiel zeigte er auf, dass Motivation und Leistungsbereitschaft von innen heraus kommen.

Mittendrin: Rainer Schmidt, Leistungssportler, Paralympics-Teilnehmer und Pfarrer, sprach vor den hochbegabten Teilnehmern der Sommerakademie. Mit einem Luftballonspiel zeigte er auf, dass Motivation und Leistungsbereitschaft von innen heraus kommen.

Foto: Frank Homann

Vor 72 hochbegabten Schülern, die noch bis Sonntag im Physikzentrum im Rahmen der KSK-Sommerakademie ihren Talenten nachgehen, sprach Schmidt über Höchstleistung, Motivation und das deutsche Schulsystem.

Um den Jugendlichen seine Kernthesen zu veranschaulichen, lud Schmidt zu einem Spiel ein: Ziel war es für jeden Teilnehmer, einen Luftballon mit so vielen Berührungen wie möglich vom Boden fernzuhalten. Der Sinn hinter dieser Übung: "Um Höchstleistung zu bringen, brauchen wir eine Herausforderung, ein schaffbares Ziel vor Augen", erklärte der Referent.

Noch wichtiger sei die Lust an der Leistung: "Antreiben kann man Menschen nur zu Standardleistungen", so Schmidt. "Etwas wirklich Tolles hingegen muss als intrinsische Motivation von innen kommen." Besonders, wenn er über den "Leistungskiller Schulnote" sprach und mit einer Vielzahl von charmanten Anekdoten seine Thesen unterstrich, waren die Jugendlichen hellhörig.

Ratschläge zum Umgang mit Misserfolgen sparte der 49-jährige Dozent am Pädagogisch-Theologischen Institut in Bonn nicht aus. Beinahe philosophisch dann das Fazit: "Sie sind mehr wert als die Summe Ihrer Leistungen. Versuchen Sie, so gut zu sein wie Sie persönlich können, aber machen Sie sich nicht immer Druck, der absolut Beste sein zu müssen."

Ein passenderes Publikum hätte es kaum geben können - immerhin nehmen die hochbegabten Schüler freiwillig und aus eigenem Interesse an der Akademie teil. Hier lernen sie in ihren Sommerferien an neun Tagen jeweils neun Stunden lang in Kleingruppen Biologie, Technologie, Kinematographie, Mathematik, filmische Erzähltheorie, Philosophie oder Physik.

Das Niveau des behandelten Stoffes liegt dabei deutlich über dem des Schulunterrichts; geleitet werden die Kurse von ausgewähltem Personal aus Gymnasium und Hochschule. "Besonders wichtig ist uns, dass die Teilnehmer sich auch untereinander austauschen und interdisziplinäre Kompetenzen lernen", so Organisator Thomas Zech.

Nicht alle Stipendiaten haben ein perfektes Zeugnis. Manche brillieren auf einem einzelnen Gebiet, sind dort aber absolute Spezialisten. "Es geht nicht darum, die Schüler mit den besten Noten herauszusuchen, sondern darum, Jugendliche ihrem vorhandenen Potenzial und ihren Interessen gemäß zu fördern", so Zech.

Denn wie Rainer Schmidt dem jungen Publikum erklärte: Um Höchstleistung zu bringen, ist Leidenschaft gefragt. Und dafür sind die Akademie-Teilnehmer die richtigen Ansprechpartner. Denn wer seine Sommerferien freiwillig für das Lernen nutzt, der ist ohne Zweifel mit echter Begeisterung dabei.

Jedes Jahr im Sommer

Die Sommerakademie wird seit 1998 jährlich von der Hochbegabtenstiftung der Kreissparkasse Köln veranstaltet und richtet sich an hochbegabte und leistungswillige Schüler der Jahrgangsstufen 10 bis 13. In diesem Jahr findet die Akademie im Physikzentrum in Bad Honnef statt; Bad Honnef und Königswinter sind mit Sibi, Hagerhof und CJD vertreten.

Die übrigen Teilnehmer stammen aus dem Rhein-Sieg-Kreis, dem Oberbergischen, dem Rheinisch-Bergischen und dem Rhein-Erft-Kreis. Abseits des Unterrichts in Arbeitsgemeinschaften mit zehn bis 15 Teilnehmern sind auch Abendvorträge von Experten verschiedener Fachgebiete Teil des Programms. Offizielles Ende der diesjährigen Akademiewoche ist am Sonntagmorgen mit einer großen Abschlusspräsentation in der Sibi-Aula.

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