Hagerhof ist Mitbewerber Konkretes Gesamtschul-Angebot - Erzbistum macht ernst

BAD HONNEF · Wer die Wahl hat, hat die Qual. Das trifft jetzt auf die Stadt Bad Honnef in Sachen Schullandschaft zu. Zwei Schulträger, das Erzbistum Köln und die Schloss Hagerhof GmbH & Co.KG, bieten neue Schullösungen an.

 Neue Gesamtschulen? Das Sankt-Josef-Kloster würde eventuell abgerissen.

Neue Gesamtschulen? Das Sankt-Josef-Kloster würde eventuell abgerissen.

Foto: Frank Homann

Nach dem Hagerhof, der dem Schulausschuss im Mai in nichtöffentlicher Sitzung ein Konzept für eine einzügige inklusive Montessori-Gesamtschule vorgelegt hatte, hat nun auch das Erzbistum Köln sein Angebot konkretisiert: Umbau der Realschule Sankt Josef in eine vom Start weg drei-, später vierzügige Gesamtschule. Dafür ist an Teil- oder gegebenenfalls Komplettabriss des bestehenden Sankt-Josef-Klosters sowie an einen Neubau am selben Standort für rund 22 Millionen Euro gedacht, so das Bistum.

Die Stadt Bad Honnef bastelt schon lange an einer Lösung für die fehlenden Schulplätze für Kinder mit Haupt- und Realschulempfehlung. Der letzte Versuch, die Errichtung einer Filiale der Gesamtschule Oberpleis in der auslaufenden Konrad-Adenauer-Hauptschule (Kasch), war mangels Anmeldungen gescheitert. Das Erzbistum hatte just zu Beginn der Anmeldung gegen diese Dependance geklagt.

"Das Erzbistum Köln hat der Stadt Bad Honnef angeboten, seine Realschule Sankt Josef in eine Gesamtschule umzuwandeln und auszubauen. Damit würde das Erzbistum maßgeblich dazu beitragen, die Schülerversorgung in der Sekundarstufe I langfristig zu sichern", heißt es in einer am Freitag versandten Bistums-Mitteilung, die Fachbereichsleiter Richard Thomas abends zuvor dem Stadtrat zur Kenntnis gegeben hatte.

Demnach ermutigen die guten Erfahrungen mit einer erzbischöflichen Gesamtschule in Stommeln dazu, "diesen Weg zu gehen, zumal er auch von Eltern und dem Lehrerkollegium gewünscht wird" und die Schulentwicklungsplanung die Perspektive für eine Gesamtschule garantiere, so das Bistum. Der Neubau solle "modernen pädagogischen Anforderungen" entsprechen und "inklusions- wie energetische Aspekte" einbeziehen.

Die Investition könne "auch deshalb finanziert werden, weil für die Realschule ohnehin Modernisierungsmaßnahmen anstanden". Und: "In der Gesamtschule wird eine zusätzliche Parallelklasse eingerichtet, in der die sonst übliche Konfessionsbindung entfällt." Dieses Angebot "gab es bereits von 2005 bis 2010 und wird es ab 2015 - für die jetzige Realschule - erneut geben", so das Bistum. Mögliches Startdatum der Gesamtschule: 2016/17.

Bereits ein Jahr früher starten könnte das Angebot des Hagerhofs. Vorbild, so Schulleiterin Gudula Meisterjahn-Knebel: die einzügige Montessori-Gesamtschule Borken. Als Standort käme die Kasch infrage. Das Konzept, das dem GA vorliegt, sieht unter anderem Differenzierung nach Leistung und Neigung, Ganztag, gemeinsames Lernen, Ergänzungsstunden und sonderpädagogische Förderung vor.

Meisterjahn-Knebel: "Ausreichende Differenzierung ist möglich und wird in Borken schon lange erfolgreich praktiziert." Zudem ergäben sich Synergieeffekte mit bestehenden Hagerhof-Zweigen. Man wolle "keine bestehende Schule gefährden", darum die Einzügigkeit. Bei Bedarf könne ausgebaut werden. Und: Das Finanzierungskonzept sehe Beitragsfreiheit für Eltern vor.

"Wir wollen keinen Schulkrieg", sagte Stefan Rost, Schulleiter an Sankt Josef, am Freitag dem GA. Neben "dauerhafter Standortsicherung" der eigenen Schule gehe es dem Bistum um Perspektiven für die Stadt. Rost: "Wir wollen Partner sein."

Gleichwohl gestand er zu, dass eine andere Gesamtschule angesichts sinkender Schülerzahlen eine Konkurrenz für Sankt Josef wäre: "Dann geht der Kampf um die Schüler los." Zum Gebäude sagte er, dieses sei nicht denkmalgeschützt. Eine Sanierung wäre nur "zu einem Betrag möglich, dass man auch neu bauen kann".

"Der Ball liegt jetzt im Feld der Stadt", sagte Rost, alle Gremien des Bistums hätten zugestimmt. Als Ausweichquartier während des Baus käme eventuell die Kasch infrage. Um einen Schul-Neustart 2016/17 zu ermöglichen, "müssten wir bis Weihnachten Bescheid wissen". Rost: "Das ist ein Wahnsinns-Angebot."

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