Die engagierte Stadt Königswinter wird NRW-Kommune für Ehrenamtsprogramm

KÖNIGSWINTER · Im Haus Heisterbach haben sie ganz schön gejubelt, als sie den Zuschlag aus Berlin bekommen hatten. Das Forum Ehrenamt nimmt am Projekt "Engagierte Stadt" teil. Königswinter ist eine von vier Kommunen in NRW in diesem Programm.

Das bedeutet in Summe: 50.000 Euro für drei Jahre. Viel Geld für ein Forum, das sich bislang bloß eine 450-Euro-Kraft leistet. Aber Jochen Beuckers, Leiter des Forums mit Sitz auf dem Gelände des Klosters Heisterbach, sieht darin mehr "als nur eines von vielen Projekten".

"Es ist ein richtiges Programm und zwar eines, das zu uns passt." Die erfolgreiche Bewerbung sei Anerkennung für die Arbeit des Forums und für ein gutes Konzept, das den Ansprüchen von Regierung und insgesamt fünf Stiftungen offenbar genügte.

Für die Stadt Königswinter hofft Beuckers auf die Möglichkeit, das ehrenamtliche Potenzial besser ausschöpfen zu können, das der prognostizierte Wandel der Gesellschaft aus seiner Sicht mit sich bringen wird. "Wir müssen uns die Frage stellen, was die Veränderungen der nächsten 15 Jahre für unsere Lebensqualität bedeuten.

Die Menschen werden älter, aber auch länger aktiv sein. Sie werden reisen und ihren Garten auf Vordermann bringen. Und sie werden etwas tun wollen, das Bedeutung hat", sagt Beuckers. Die Flüchtlingswelle, "die uns im positiven Sinn überrollt hat", zeige in Königswinter, wie viele Menschen bereit seien, ihr Können einzubringen.

Viele wollen helfen

30 Anrufe von Menschen, die helfen wollen, erreichen das Forum täglich. Normalerweise vermittelt es 80 Helfer pro Jahr, 2015 sind es bis Anfang September rund 200 gewesen. Es sind nicht nur die Alten, die ihre Unterstützung anbieten. Die Jungen kommen ebenso.

"Die Amerikaner haben eine Kultur, in der das Ehrenamt wie selbstverständlich dem Lebenslauf für Bewerbungen beigefügt wird." Eine solche Bedeutung kann sich Beuckers auch für Königswinter vorstellen. Auf die nächste Welle der Hilfsbereitschaft will man im Haus Heisterbach jedenfalls nicht zwingend angewiesen sein, denn solche Wellen sind unberechenbar.

Baustein für Baustein soll die Säule Ehrenamt errichtet werden. Keine einfache Aufgabe in Zeiten der Globalisierung, in der Vereine verzweifelt versuchen, die Vorstandsarbeit in jüngere Hände abzugeben, und Bürger viel schneller ihren Lebensmittelpunkt wechseln als das früher der Fall war.

Alleine ist das kaum zu schaffen, das Ehrenamtsforum setzt ohnehin auf gemeinsame Aktion. Deshalb hat sich im Vorfeld der "Engagierten Stadt" ein neunköpfiges Team aus Unternehmern, Kirche und Forum Ehrenamt in Königswinter mit der Frage befasst, wie solch ein Unterbau aussehen könnte. Beuckers: "Vereine, Politik und Wirtschaft müssen mit im Boot sitzen, um in der ganzen Breite für dieses Thema zu sensibilisieren."

Wenn das Forum Bürger zu Runden Tischen eingeladen hat, habe er häufig festgestellt, dass die Akteure sich untereinander gar nicht kennen. Wer nicht voneinander wisse, könne nicht voneinander lernen und erfahre nichts über die Vielfalt bestehender Angebote, meint Beuckers.

Neben der genannten finanziellen Förderung, die für die Schaffung einer Koordinatorenstelle eines neuen Seniorenbüros gebraucht wird, wollen Bundesregierung und Stiftungen mit der "Engagierten Stadt" eigene Kompetenzen und Erfahrungen in die Kommunen hineintragen.

Ein Aspekt, von dem Jochen Beuckers sich einiges an Know-how verspricht und den er auf die einzelnen Ortsteile von Königswinter gerne übertragen würde (beispielsweise mit dem Aufbau einer Internetseite, die alle ehrenamtlichen Angebote bündelt). "In Eisbach leben etwa 200 Menschen. Wenn jemand in Not ist, hilft die Dorfgemeinschaft. Wieso funktioniert dort, was an anderen Stellen nicht klappt?", fragt der Geschäftsführer und fügt hinzu, "dass der Mensch bei all unseren Bemühungen immer im Vordergrund steht".

Das Programm

Am Programm "Engagierte Stadt" beteiligen sich neben dem Bundesfamilienministerium die Bertelsmann-Stiftung, die Körber-Stiftung, die Herbert Quandt-Stiftung, die BMW-Stiftung, die Robert-Bosch-Stiftung und der Generali Zukunftsfonds. Ausgewählt worden sind insgesamt 50 Städte in Deutschland, die nicht nur bis zu 50.000 Euro Fördergelder pro Teilnehmer bekommen.

Die Initiatoren geben außerdem ihre Expertise an die Städte weiter, beispielsweise in Form von Weiterbildungen. Das Ziel ist nicht Unterstützung durch bloße Projekte, sondern eine nachhaltige Kooperation, bei der Teilnehmer und die Unterstützer von "Engagierte Stadt" voneinander profitieren.

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