Verein Gutenberghaus sucht neue Räume Honnefer Heimatmuseum muss umziehen

Bad Honnef · "Ein Gedächtnis für Bad Honnef" lautete im April 2013 die Schlagzeile im General-Anzeiger. Die Historikerin Renate Mahnke war angetreten, im traditionsreichen Haus Gutenberg an der Hauptstraße ein bis dahin nie dagewesenes Heimatarchiv einzurichten.

 Eine von vielen Schenkungen: Renate Mahnke sichtet mit dem früheren GA-Fotografen Günter Groote dessen Fundus.

Eine von vielen Schenkungen: Renate Mahnke sichtet mit dem früheren GA-Fotografen Günter Groote dessen Fundus.

Foto: Frank Homann

Sie setzte ihren Plan um, alleine mit privatem Engagement. Jetzt sucht der zeitgleich gegründete Trägerverein "Gutenberghaus - Archiv, Museum, Treff" eine neue Bleibe: Das Haus Gutenberg ist verkauft. Der Verein samt Museum und Archiv muss ausziehen - wohin es geht, ist offen.

"Ich habe einfach Freude daran, etwas für die Geschichte Bad Honnefs zu tun", erläutert Mahnke die Motivation, aus privaten Mitteln ein stadthistorisches Kleinod zu schaffen. Als das Stammhaus der Familie Werber zum Verkauf stand, griff Mahnke deshalb zu.

Sie ließ die oberen Stockwerke aufwendig sanieren; im Untergeschoss verblieb die traditionsreiche Buchhandlung Werber als Mieterin, im Dachgeschoss entstand eine Mietwohnung. Im ersten Stock wurde ein kleines, aber feines Heimatmuseum, das seitdem schon unterschiedlichste Ausstellungen beherbergte, eingerichtet. Im zweiten Stock entstand das eigentliche Heimatarchiv.

Mahnkes Idee füllte offenbar eine Lücke: Immer mehr Bürger aus Bad Honnef und Umgebung übergaben ihr historisches Material aus Privateigentum. Dokumente, Fotos, Bücher, Bilder: Das Archiv füllte sich. Renate Mahnke lagerte die Archivalien nicht einfach, sondern sie wurden mit Expertenunterstützung aufgenommen.

"Ein Ort, an dem die Dinge katalogisiert und für immer gut verwahrt werden, wurde offenkundig sehr vermisst in Bad Honnef", resümiert Mahnke das große Interesse an den Aktivitäten im Haus Hauptstraße 40. Seit Oktober 2013 ist das Museum für Besucher geöffnet. Im Archiv wurden, mit Hilfe unter anderem von Kräften der Uni Bonn, historische Schätze gehoben. Die Kosten waren durch die Mieteinnahmen der anderen Einheiten gedeckt.

Der Abschied kam schnell und überstürzt

"Mir war klar, auf ewig würde es in diesen Haus nicht gehen, schon, weil es nicht barrierefrei ist", berichtet Mahnke. Dass der Abschied vom Haus Gutenberg so schnell und überstürzt kommen würde, hatte sie nicht geahnt. Familiäre Umstände gaben den Ausschlag. "Ich war gezwungen, das Haus abzugeben, wodurch die finanzielle Grundlage für die bisherigen Aktivitäten entfiel", so Mahnke. Leicht gefallen sei ihr das nicht. Aber: "Es ist eine Notsituation. Aber der Verein Gutenberghaus wird, auch von mir, weiter mit Leben erfüllt, ist lebendig und aktiv." Sogar eine weitere Ausstellung ist in Planung, ab 16. Januar zum Thema Himmerich.

Das ändert nichts daran, dass der Verein, anders als die Mietparteien wie die Buchhandlung, bald heimatlos sein dürfte. Die neuen Eigentümer "wünschten schon, dass wir im Haus bleiben", könnten andererseits aber nachvollziehbarer Weise nicht auf die Miete verzichten, so Mahnke. "Aber zwei Etagen in einem Jugendstilhaus kann der Verein nicht finanzieren, nicht einmal eine einzige." Das bedeute: Das Gutenberghaus in jetziger Form könne nicht bleiben.

Mahnke hofft auf kurz-, mittel- und langfristige Lösungen. Unterstützung erhält sie unter anderem von der Initiative Wirtschaft für Bad Honnef. Sie gehört zu den Gesprächspartnern bei der Lösungssuche. Weitere Ansprechpartner sind die Stadt, der Heimat- und Geschichtsverein, der Landschaftsverband, der Kultur- und Verkehrsverein, die Volkshochschule, die Musikschule und Honnefer Firmen.

Denn, so ist auch Diether Habicht-Benthin von der Initiative Wirtschaft überzeugt: "Es bieten sich sehr viele Synergien an." Eine Vision: ein Zentrum für alle Kulturschaffenden in der Stadt, mit Bibliothek, Archiv, Lehr- und Veranstaltungsräumen. Einen Ort, der infrage käme, gebe es, so Habicht-Benthin: die mittelfristig leerstehende Konrad-Adenauer-Schule. Die stehe aber frühestens 2019 zur Verfügung. Und so müsse kurzfristig eine andere Lösung her, vielleicht ein Fonds und städtische Unterstützung, damit ein vorübergehender Verbleib im Haus Gutenberg möglich wäre.

Dass die Stadt in der Pflicht sei, steht für Habicht-Benthin außer Frage. Zwar gebe es ein städtisches Archiv, aber das bestehe nur aus Akten in beinahe unzugänglichen Räumen. Historie zum Nachschlagen oder archivalische Ordnung: Fehlanzeige. "Man muss auf die Dinge zugreifen können, sonst nützt ein Archiv nichts", so Habicht-Benthin. Und das, ergänzt Mahnke, am besten "mit einer Fachkraft, die entsprechend ausgebildet ist".

Laut Habicht-Benthin gehört eine Vision eines Kulturzentrums unter einem Dach zudem untrennbar mit ins Stadtentwicklungskonzept: "Stadtentwicklung ohne kulturelle Dimension, das wäre doch eine sehr trockene Nummer." Ein Ziel könnte es sein, das städtische Archiv und das des Vereins Gutenberghaus zusammenzuführen und zugänglich zu machen. Renate Mahnke: "Sonst zerbröselt alles wieder. Bad Honnef ist eine Kulturstadt, das muss man bewusst machen, und es muss allen ein inneres Anliegen sein. Dafür will ich weiter strampeln."

Landschaftsverband erstellt Gutachten

Das "Gesetz über die Sicherung und Nutzung öffentlichen Archivguts im Land Nordrhein-Westfalen" regelt den Umgang mit Archivgut. Der Begriff Archivgut ist weit gefasst. Als solches gelten nach Paragraf 2 unter anderem Urkunden, Amtsbücher, Akten, Schriftstücke, amtliche Publikationen, Karteien, Karten, Pläne. Weiterhin zählen dazu "alle, gegebenenfalls nach Ablauf der Verwahrungs- bzw. Aufbewahrungsfristen in das Archiv übernommenen archivwürdigen Unterlagen" sowie "Unterlagen, denen ein bleibender Wert für Wissenschaft, Forschung, historisch-politische Bildung, Gesetzgebung, Rechtsprechung, Institutionen oder Dritte zukommt. Über die Archivwürdigkeit entscheidet das zuständige Archiv unter Zugrundelegung fachlicher Kriterien."

Zwar gibt es ein städtisches Archiv in Bad Honnef, in dem etwa Akten gelagert sind. Nachbesserungsbedarf sieht aber offenkundig auch die Stadt. Experten des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) fertigen derzeit ein Gutachten zur Archivsituation in Bad Honnef. Das bestätigte Bürgermeister Otto Neuhoff auf GA-Anfrage. Das Gutachten soll in Kürze vorgelegt werden; Kosten entstehen der Stadt durch das Gutachten nicht.

Zum Thema Archiv im Haus Gutenberg sagte Neuhoff: "Wir versuchen zu unterstützen, wo wir können. Aber auf Knopfdruck kann ich keine Lösung präsentieren. Das kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt." Verbesserungen für die allgemeine Archivlage der Stadt erhofft sich Neuhoff auch von einem Digitalisierungsprojekt im Rathaus.

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