Ebola Honnefer Ehepaar engagiert sich in Sierra Leone

BAD HONNEF · Wann immer Naturkatastrophen, Epidemien oder Krisen geschehen, ziehen sie weltweit Aufmerksamkeit auf sich. Ebenso gewiss ist: Nach einiger Zeit flaut das allgemeine Interesse ab, werden die Nachrichten weniger.

 Froh über die Unterstützung aus Bad Honnef sind Lehrer und Schüler in Kenema.

Froh über die Unterstützung aus Bad Honnef sind Lehrer und Schüler in Kenema.

Foto: Tortor Sesay-Specht

Für die Betroffenen sind die jeweiligen Bedrohungen und ihre dramatischen Folgen aber noch allgegenwärtig. Wie bei Ebola. Nicht vergessen wird das in Bad Honnef: Tortor Sesay-Specht und Ernst Specht halten sich zurzeit in Kenema in Sierra Leone auf. Sie überbrachten unter anderem Geldspenden von Bad Honnefer Bürgern.

"Sie hält mir eine Messpistole an die Schläfe, drückt ab und sagt, 'yes, you can pass', und dann darf ich nach der Fiebermessung in die Bank. Dies ist nur ein Beispiel, wie Ebola auch noch Wochen nach der letzten Erkrankung das öffentliche Leben in Kenema im Osten von Sierra Leone prägt." So beschreibt das Ehepaar die Eindrücke ihres Besuches in Sierra Leone, der Heimat von Tortor Sesay-Specht.

Angst vor Rückkehr der Plage

"Die Angst ist zu groß, dass die Plage zurückkommen könnte. Als Zeichen der Erinnerung und Dankbarkeit haben die Bürger ein Denkmal im Hospital von Kenema aufgestellt. Hier sind die Namen der fast 40 Krankenhausmitarbeiter, die im Kampf gegen Ebola gestorben sind, eingraviert", berichten die engagierten Honnefer. Die Radioprogramme forderten die Menschen auf, auf Hygiene zu achten und nicht in größeren Gruppen zusammenzukommen. Und die Polizei achte darauf, dass sich die Bürger auch daran halten.

Rückblende. Im vergangenen Jahr saßen Mitglieder der Ärzteorganisation Interplast Germany quasi auf gepackten Koffern. Ihr Ziel: das Government Hospital von Kenema, wo die Spezialisten ehrenamtlich operieren sollten. Wie der Honnefer Chirurg Michael Schidelko, der seit mehr als 24 Jahren ehrenamtlich in Dritte-Welt-Ländern operiert, seit 1995 Seite an Seite mit seiner Frau, der Ärztin Regina Julia Schidelko. Zweimal schon waren Ärzte-Teams in Kenema. Im Mai 2013 reiste unter anderem das Ehepaar Schidelko nach Sierra Leone. Im Februar 2014, kurz vor dem Ebola-Ausbruch, ein weiteres Team. Aus der dritten Reise aber wurde nichts: Das Krankenhaus mit einem Einzugsgebiet von mehr als einer halben Million Menschen lag im Zentrum der Ebola-Epidemie.

Unterstützung aus dem Siebengebirge

Helfen wollten Tortor Sesay-Specht und ihr Mann Ernst Specht, die sich Ende der 1970er Jahre während eines Aufenthaltes des Entwicklungshelfers in Sierra Leone kennenlernten, trotzdem. Unterstützt von der Interplast-Sektion Siebengebirge rief das Ehepaar zu Spenden auf. Die Weitergabe des Geldes war nun eines der Vorhaben, die sich das Ehepaar für seine Reise vorgenommen hatte. Spenden gingen an die Hilfsorganisation Ben Hirsch Child Care Centre, die auch Ebola-Waisen betreut, und eine der Primary Schools mit jeweils mehr als 1200 Schülern. Neun Monate lang seien die Schulen geschlossen gewesen, seit Ostern werde dort wieder unterrichtet, berichten die Spechts.

Aber: Es fehle das Geld für Schulmaterial und Hygieneeinrichtungen. Andererseits können Eltern kaum das Geld für Schulgebühren aufbringen, die trotz ihrer Abschaffung durch die Regierung immer wieder erhoben würden. "Manche Schulverwaltung weiß sich nicht anders zu helfen, wenn die Zuweisungen ausbleiben", berichten die Honnefer.

Hospital soll arbeitsfähig werden

Jetzt gehe es der Leitung des Kenema Hospitals und den die Politik bestimmenden Chiefs darum, das Hospital wieder voll arbeitsfähig zu machen. Danach solle in das Gesundheitswesen investiert werden, um es grundlegend zu verbessern. Politik und Ärzte setzten dabei auch auf Interplast Siebengebirge. Die zwei Operationseinsätze 2013 und 2014 seien in dankbarer Erinnerung. Ein weiteres Engagement werde vom medizinischen Direktor, Prince Masuba, sehr begrüßt. Noch im Sommer solle ein Container mit Hilfsgütern auf den Weg gebracht werden. Ein dritter Interplast-Einsatz sei zudem geplant.

Weitere Informationen zur Arbeit von Interplast Germany und der sektion Siebengebirge gibt es im Internet unter www.interplast-germany.de. Interplast nimmt weiterhin Spenden für die Arbeit in Sierra Leone an unter den Stichwörtern Kenema Hospital oder Child Care.

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