Erlöserkirche Holzwurm in den Kirchenbänken

BAD HONNEF · In den Kirchenbänken der Erlöserkirche hat sich der Gemeine Nagekäfer breit gemacht - er wird wegen seiner gefräßigen Larven auch Holzwurm genannt.

 Nur eine Kirchenbank ist nicht befallen: In der Erlöserkirche wüten Holzwürmer. Der Schaden beträgt mindestens 4000 Euro.

Nur eine Kirchenbank ist nicht befallen: In der Erlöserkirche wüten Holzwürmer. Der Schaden beträgt mindestens 4000 Euro.

Foto: Frank Homann

Der Zufall stand Pate: Nach einem Gottesdienst im Frühjahr, erinnert sich Pfarrer Uwe Löttgen-Tangermann, machte ihn eine Besucherin auf einen in einer Kirche besonders unwillkommenen "Banknachbarn" aufmerksam. Die Expertise eines Fachmannes belegte die Vermutung der aufmerksamen Biologin: In den Kirchenbänken der Erlöserkirche hat sich der Gemeine Nagekäfer breit gemacht - er wird wegen seiner gefräßigen Larven auch Holzwurm genannt.

Im Zuge der Untersuchung durch den Fachmann wurde auch der Dachstuhl überprüft: Dort wurden zwar keine der Larven gefunden. Stattdessen stellte sich heraus, dass Feuchtigkeit eingedrungen ist. Auch dieser Schaden muss beseitigt werden. Zwar lägen noch nicht alle Angebote vor, betont Löttgen-Tangermann. Gleichwohl legen erste Erhebungen nahe, dass die Kosten für beide Maßnahmen zusammen mehrere zehntausend Euro betragen werden.

"Es gibt nur eine Kirchenbank, die nicht befallen ist", so Löttgen-Tangermann zum GA. Dass der Holzwurm-Befall nicht früher aufgefallen sei, führt er zum einen auf den langen Lebenszyklus der Käfer und die lange Entwicklungszeit der Larven zurück (siehe Kasten). Denn der lege nahe, dass sie das erste Mal vor Jahren schon in der Erlöserkirche aufgetreten sein dürften. Mit einem Unterschied: Mittlerweile dürfte sich ihre Zahl potenziert haben. Nicht zuletzt könnte sogar die Gründlichkeit der Reinigungskräfte das ihre beigetragen haben - ansonsten wären die "verräterischen Mehlhäufchen", die die Larven beim Fressen des Holzes hinterlassen, vielleicht doch früher aufgefallen.

Fest steht jetzt: Fachleute müssen eingreifen. Über den befallenen Bereichen werde dazu eine Art Zelt aufgebaut und erwärmt, bis das Holz selbst eine Temperatur von 55 bis 60 Grad aufweise. "Das ist dann wie bei einem gekochten Ei. Die Eier der Insekten werden hart, sie sterben ab", so Löttgen-Tangermann. Noch lägen nicht alle Angebote vor, er schätze den Finanzaufwand aber derzeit auf etwa 4000 Euro, so der Pfarrer.

Teurer wird es, wenn es um das Dach der Kirche geht. Wie sich herausstellen sollte, hat es an einer Stelle hereingeregnet. Die Folge: Pilzbefall machte sich breit. "Das muss beseitigt werden, weil sonst sogar die Statik dauerhaft gefährdet wäre", so Löttgen-Tangermann. Die Behebung des Schadens sei auch deshalb besonders aufwendig, da er an einer Stelle aufgetreten sei, an der mehrere Balken zusammentreffen. "Wir wollten der Gemeinde Bilder davon zeigen." Aber die Stelle sei so verwinkelt, dass selbst das mit Problemen verbunden sei. Bis zu 30.000 Euro, schätzt Löttgen-Tangermann, werde die Reparatur wohl verschlingen.

Kosten, die die Gemeinde zu einer Zeit treffen, da im ganzen Land die Kirchensteuereinnahmen zurückgehen. Aktuell, so Löttgen-Tangermann, bedeute das auch für die Bad Honnefer Kirchengemeinde: Sie bekomme weniger als in den Vorjahren, das Minus liege bei 50.000 Euro. Und auch im kommenden Jahr werde die Summe noch einmal sinken, so der Seelsorger.

Der demografische Wandel und die Diskussion um Neuregelungen bei der Erhebung der Kirchensteuer, die bundesweit Kirchenaustritte zur Folge gehabt hätten, machten auch vor der Honnefer Gemeinde nicht halt, so Löttgen-Tangermann. Bei der Finanzierung der Reparaturen hofft der Pfarrer auch auf die Unterstützung der Kirchenstiftung, die seit 2009 bereits mehrere Projekte der Gemeinde mitfinanziert hat. Zudem solle bei der Adventssammlung auf die beiden "Sorgenfälle" hingewiesen werden.

Anobium punctatum

Der Gemeine Nagekäfer (Anobium punctatum), umgangssprachlich Holzwurm genannt, ist eine Art der Nagekäfer. Die Käfer werden etwa 2,5 bis fünf Millimeter lang. Aus den in Holzspalten oder Rissen abgelegten Eiern schlüpfen die Larven, die sich durch das Holz fressen. Nach mehreren Wachstumszyklen verpuppt sich die ausgewachsene Larve. Aus der Puppe schlüpft der geschlechtsreife Käfer. Das Weibchen legt seine Eier in Ritzen, Spalten und Gänge von Holz. Hier setzt sich dann der Zyklus fort. Die Entwicklungszeit der Larve dauert bis zu acht Jahre. Der Käfer legt seine Eier gern in das Holz, in dem er selbst aufgewachsen ist. Sind die Larven aktiv, erkennt man das an herausquellendem Holzmehl. Besonders betroffen sind Einrichtungen in Sakralbauten, denn kühle, feuchte Räume bieten dem Insekt optimale Bedingungen.

Erlöserkirche

Die neoromanische "Evangelische Kirche zu Honnef" wurde am 1. Advent 1900 eingeweiht. Seit 1997 trägt sie den Namen Erlöserkirche. Der Altarraum wurde 1960 durch Vergrößerung der Fenster, neuen Altar, Kanzel und Taufbecken verändert. Die letzte große Renovierung wurde 2006 durchgeführt. Die Kirche bietet Platz für 500 Besucher. Die Evangelische Kirchengemeinde hat aktuell 4722 Mitglieder.

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