Grundstückswerte im Rhein-Sieg-Kreis Große Differenzen zwischen Kommunen

RHEIN-SIEG-KREIS · Bad Honnef, Niederkassel, Sankt Augustin und Siegburg boomen, während der östliche Rhein-Sieg-Kreis immer mehr abgehängt wird.

 Begehrte Wohnlage: Neubau von Einfamilienhäusern am Herseler Rheinufer.

Begehrte Wohnlage: Neubau von Einfamilienhäusern am Herseler Rheinufer.

Foto: Roland Kohls

Das ist, zumindest auf den ersten Blick, das Fazit des aktuellen Grundstücksmarktberichts, den der Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Rhein-Sieg-Kreis und für die Stadt Troisdorf vorgelegt hat.

Wie bereits im Vorjahr sind Baugrundstücke für Ein- und Zweifamilienhäuser nach wie vor in Windeck im östlichen Kreis mit Abstand am günstigsten zu haben: In einfacher Lage kostet der Quadratmeter im Durchschnitt gerade einmal 28 Euro, in guter Lage 55 Euro. Am zweitgünstigsten ist Ruppichteroth mit 50 bis 120 Euro pro Quadratmeter, es folgen Much und Eitorf. Teurer wird es, je näher das Grundstück am Rhein liegt: In Bad Honnef werden in guter Lage durchschnittlich 320 Euro fällig, in Niederkassel sind es 290, in Sankt Augustin 270 Euro. Auch Alfter, Bornheim, Siegburg, Troisdorf und Wachtberg gehören zu den "teuren" Kommunen.

"Ich bin überrascht, dass die Werte für Windeck derart niedrig liegen", sagt dazu Hermann Tengler, Leiter der Wirtschaftsförderung beim Kreis. Das starke Gefälle bilde nicht die Realität ab, meint er: "Im Verhältnis zur Lage- und Standortqualität ist der Preisabstand deutlich zu hoch." Windeck und die anderen Kommunen an der Oberen Sieg seien gut angebunden an den ÖPNV und lägen nah an der Rheinschiene. "Die Entwicklungsunterschiede sind also nicht so groß, wie die Preise vermuten lassen."

Die Gründe für den seit Jahren andauernden Preisverfall vor allem in Windeck liegen für Tengler darin, dass immer mehr Leute wegziehen. Auch sei die Kaufkraft dort niedrig. Die Bevölkerung der Gemeinde schrumpfte in den vergangenen drei Jahren um 1,7 Prozent (314 Einwohner), während sie im gesamten Kreis um fast ein Prozent anstieg. Und während die Kaufkraft im Kreis durchschnittlich um sieben Prozent über Bundesdurchschnitt liegt, in Bad Honnef sogar um 23 Prozent, liegt sie in Windeck um 16 Prozent darunter. Die negativen Folgen: ein Überangebot an Immobilien und weiter fallende Preise.

Das Gegenteil ist in den "Boom-Kommunen" der Fall: Die Preise steigen, und es gibt immer weniger Angebote: "In den dicht besiedelten Städten wie Siegburg ist ja kaum noch Wachstum möglich", sagt Hermann Tengler. Er hält es für möglich, dass diese Entwicklung langfristig der Oberen Sieg zugute kommen könnte: "Vielleicht ist jetzt die Talsohle erreicht, und die Suburbanisierung setzt ein." Das heißt: Wer in den Städten keinen oder nur überteuerten Wohnraum findet, zieht aufs Land. Das könnte sich positiv auf die dortige Infrastruktur auswirken und Windeck und Co. wieder Anschluss an den Restkreis verschaffen.

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