Evangelische Kirchengemeinde Bad Honnef Gospelchor "'n Joy" blickt nach zehn Jahren auf Erfolgsgeschichte zurück

Andere Chöre stecken im Überlebenskampf, finden keinen Nachwuchs. Beim Gospelchor "'n Joy" der evangelischen Kirchengemeinde Bad Honnef ist alles anders, seit er sich vor zehn Jahren gründete.

 Glücksgefühle beim Singen: Chorleiter Johannes Weiß und seine Sängerinnen und Sänger von "'n Joy".

Glücksgefühle beim Singen: Chorleiter Johannes Weiß und seine Sängerinnen und Sänger von "'n Joy".

Foto: Frank Homann

Warteliste für eine Mitgliedschaft, volle Häuser bei Auftritten. Zum Jubiläum setzen die Sänger an diesem Wochenende gleich drei Aufführungen ihres traditionellen Vorweihnachtskonzertes in der Erlöserkirche an. Ein Interview mit dem Leiter der Singtruppe, Johannes Weiß.

Ist das Ihre Steigerungsform: singen, singen, "'n Joy"?
Johannes Weiß: "'n Joy" heißt Freude und ist bei uns Programm. Wir haben Freude beim Singen und bereiten Freude mit unserem Gesang. Wir machen ungewöhnliche Dinge wie Flashmobs, singen etwa Lieder von Rammstein in der Kirche oder inszenieren Stücke wie bei "Africa" von Toto.

Wie fing das alles an?
Weiß: Vor zwölf Jahren leitete ich am Siebengebirgsgymnasium die Gruppe Soul Contact. Pfarrer Uwe Löttgen-Tangermann fragte, ob ich Lust hätte, in der Kirchengemeinde einen Chor aufzubauen, vielleicht Gospel, weil die Stimmung, das Gefühl, das bei dieser Musik so 'rüberkommt, so beliebt ist.

Das hat sich bewahrheitet...
Weiß: Anfangs waren wir 15 Leute. Wir hatten das typische Problem: zu wenig Männer. Dann haben wir scherzhaft verlangt: Jede Frau bringt einen Mann mit. So kamen wir innerhalb von fünf Jahren auf 80 Mitglieder. Wenn wir darunter geraten, nehmen wir in bestimmten Stimmen auch wieder Interessenten auf.

Aber es springt ja keiner ab?
Weiß: Der Chor ist miteinander vertraut, wir sind untereinander befreundet. Wir haben private Kontakte. Einen Austritt kann sich keiner vorstellen. Manchmal träumen wir von einer Alten-WG, die wir in 20, 30 Jahren bilden, und von einem Seniorenchor, der noch James-Brown-Lieder singt wie im Film "Young@Heart".

Und dann vergessen die Sänger ihren Text?
Weiß: Das passiert ja heute auch schon mal. Bei uns ist der Spaßfaktor sehr hoch. Ohne Spaß würden die Sänger nicht kommen. Der Anspruch an das Singen darf aber nicht verloren gehen. Zum Spaß muss auch wachsendes Können kommen. Manche sehen uns als undisziplinierten Haufen. Jedoch: Die Sänger brauchen Freiräume. Aber wenn es darauf ankommt, sind sie da. Wir lernen unsere Texte auswendig. Unsere Chormethode ist anders. Ich mache die Arrangements selbst, bringe die Stimmauszüge auf CD. Die Sänger nehmen die mit in den Urlaub, üben individuell. Unsere Chorproben sind dadurch sehr effizient. Wir sind viel in Bewegung, absolvieren lockere Einsingübungen, lernen Vokaltechniken aus dem Jazz-Bereich kennen.

Warum ausgerechnet Gospel?
Weiß: Gospel ist herausgesungenes, befreiendes Gefühl. Gospel ist eine Musik, die verbindet - die Hautfarben, die sozialen Schichten. Das ist Musik, die lebendig ist, Ausdruck hat, mitreißt. Wir haben selbst alle Schichten im Chor - Studenten, Ärzte, Klempner, Pastor, Bestatter, Fernsehmoderator. Und wir sind ein offener Chor in der evangelischen Kirche mit vielen Katholiken.

Ohnehin singt "?n Joy" nicht nur Gospel...
Weiß: Wir sind nicht festgelegt, wir bringen auch Folk, Afro, Soul, Jazz, Klassik, Musical-Highlights. Wir haben den Anspruch, nicht nur "Oh Happy Day" zu singen. Ich bin sehr offen gegenüber allen Stilrichtungen. Ich liebe auch Klassik. Aber ich mag diese Einteilung in ernste Musik und Unterhaltungsmusik nicht. Das ist eine typisch deutsche Unterscheidung. Pop und Jazz etwa sind viel komplizierter vom Rhythmus her als klassische Musik.

Und was ist Musik grundsätzlich für Sie?
Weiß: Ich kann abschalten beim Singen. Es werden Botenstoffe ausgesendet, Glücksgefühle.

Wie stellt sich der Chor aufs Konzert ein?
Weiß: Vor dem Auftritt haben wir eine Andacht mit Pfarrer Löttgen-Tangermann, der selbst mitsingt. Und dann bringen wir wieder ein überwiegend neu gestaltetes Programm. Aber die Zuhörer dürfen sich auch auf einige Highlights der letzten zehn Jahre freuen.

Zur Person

Johannes Weiß (53) lebt seit 18 Jahren mit seiner Frau Cornelia und seinen beiden Kindern in Selhof. Er wuchs in Wilhelmshaven auf, studierte Schulmusik und Komposition in Bonn und Köln. Er ist Musiklehrer an der städtischen Musikschule, Pianist, freischaffender Komponist und Arrangeur. Schon mit 17 komponierte Weiß ein Blechbläserstück für Schulorchester. Neben dem Gospelchor leitet er an der Erlöserkirche einen Jugendchor.

Die Weihnachtskonzerte in der Erlöserkirche finden am Freitag, 7. Dezember, 19.30 Uhr, am Samstag und am Sonntag, 8. und 9. Dezember, jeweils 17 Uhr, statt. Der Eintritt ist frei.

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