Konzert im Feuerschlösschen Gitarristen Uli Bögershausen und Simon Wahl geben ein wahres Akustik-Feuerwerk

BAD HONNEF · Uli Bögershausen ist ein Popstar der Gitarristen-Szene - gefühlvolle Melodien, gespielt mit Charme und der Akkuranz eines Klassikgitarren-Großmeisters, das schafft wahrlich nicht jeder.

Und wie das so ist mit den Popstars von heute, kann Youtube regelrecht Wunder wirken: Im Sommer 2008 lädt Bögershausen seinen Song "It Could Have Been" hoch, schnell entpuppt sich die verträumte Ballade als Geheimtipp. Vor allem bei jungen Gitarristen macht das Fünf-Sterne-Arrangement die Runden, Youtube wird in den folgenden Monaten um etliche Amateur-Cover aus dem asiatischen Raum bereichert.

"In Korea nennt man das Stück in einem Atemzug mit 'Stairway To Heaven' und 'Smoke on the Water'", scherzt Bögershausen, dessen Videos teils über 800 000 Aufrufe verzeichnen können, bei seinem Auftritt im Feuerschlösschen. Gemeinsam mit Nachwuchs-Talent Simon Wahl brennt er bei seinem allerersten - und längst überfälligen - Abstecher in den heiligen Hallen der Honnefer Folkszene ein wahres Akustik-Feuerwerk ab.

Ein Popkonzert ohne ein einziges gesungenes Wort - kann das gutgehen? Und wie es das kann. Ulli Bögershausen ist ein gestandener Meister seines Fachs, und Simon Wahl mit seinen 24 Jahren auf dem besten Wege, einer zu werden. Beide wissen, was sie am besten können, und lassen lieber die Gitarren singen. Und wie die Instrumente singen.

Ganz in die Musik versunken, steht Bögershausen auf der Bühne, mit der Gitarre hin- und herwippend, und covert Adeles "Make You Feel My Love" - "das Original von Bob Dylan muss man bei aller Liebe nicht unbedingt gehört haben" - und Joan Osbornes 90er-Jahre-Megahit "One of Us". Für seine komplexesten Eigenkompositionen zückt er den Zwölf-Saiter, "ein leichteres, kleineres und altersgerechteres Modell", und läuft darauf erst recht zur Hochform auf. Den klassischen Sechs-Saiter vernachlässigt er dabei jedoch keineswegs: Ein wahrer Genuss seine Nordic Suite mit dem wundervoll vertrackten "In a Constant State of Flux", so klar und sauber gespielt, wie es eben nur ein Gitarrenmeister kann. Das Publikum genießt träumend und mit geschlossenen Augen.

Nach der Pause stürmt Simon Wahl die Bühne. Mit dem Gitarren-Bachelor in der Tasche, nennt er seit geraumer Zeit den ICE sein zweites Zuhause, stets pendelnd zwischen seiner Wohnung in Wien und Konzerten in Deutschland. Es ist ihm eine Ehre, gemeinsam mit Ulli Bögershausen auf der Bühne zu stehen, schließlich war es vor Jahren bei einem von Bögershausens Konzerten in Königswinter, dass er sich entschied, die Fingerstylegitarre ernsthaft zu verfolgen und später sogar zu studieren.

Jetzt macht er sich als "One Man Band" einen Namen: Denn Wahl legt sich nicht auf ein einziges Genre fest, sondern spielt querbeet. Von Gypsy Swing bis Hip Hop deckt er fast alles ab, was auf der Akustikgitarre möglich ist. Wahl ist jung, seine Musik wild und innovativ: Für ihn wird selbst der Gitarrenkorpus zum Perkussionsinstrument, die Gitarren-Beats sind integraler Bestandteil seiner Performance - seine Gitarre muss dafür aber "ein bisschen leiden".

Sanft und gefühlvoll kann er jedoch genauso gut: Ein melancholisches Herbstwetter-Highlight das schwelgerische "September", ebenso wie das friedvoll dahinfließende "Am Rhein", das tatsächlich einst spontan vor dem Rheinpanorama entstand.

Zum Abschluss dann sein Eminem-Medley - die Gitarre rappt, das Publikum kommt aus dem Staunen nicht heraus, und aus dem Beifallspenden ebenso wenig. Als Leckerbissen spielen beide gemeinsam "Hit the Road, Jack" zum Abschied. Dann ist aber wirklich Feierabend.

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