Notorischen Dealer und Unfallflucht Getürmt ins Hotel mit einem Koffer voller Drogen

BAD HONNEF/BONN · Als die Polizei am 1. April dieses Jahres in einem Hotel in Honnef-Rottbitze einen 50-Jährigen aufspürte, der nach einer Kollision mit einem Lkw wegen Unfallflucht gesucht wurde, staunte sie nicht schlecht: Der Mann hatte einen Koffer voller Drogen bei sich.

Und es stellte sich heraus: Der Familienvater hatte bereits neun Jahre Gefängnis wegen Rauschgifthandels hinter sich und war erst seit Ende 2013 wieder auf freiem Fuß. Nun muss er erneut hinter Gitter: Gestern verurteilte ihn die 3. Große Strafkammer des Bonner Landgerichts wegen Beihilfe zum Drogenhandel und Drogenbesitzes zu dreieinhalb Jahren Haft.

Sichtlich entsetzt nahm der Mann auf der Anklagebank den Urteilsspruch auf, er hatte auf mehr Milde gehofft, da es sich bei den fünf Kilo Marihuana ja "nur" um weiche Drogen handelte. "Ein Tag ohne Freiheit ist die Hölle", hatte der Mann, dem ein guter Start ins Leben ermöglicht worden war, noch vor dem Urteilspruch erklärt.

Seinen eigenen Angaben zufolge war der Sohn eines Sprachenprofessors mit 18 Jahren vom Vater aus dem Irak nach Europa geschickt worden, um ihn vor dem Militärdienst zu bewahren. 800.000 Gulden hatte er von der Familie erhalten, um sich in den Niederlanden eine Existenz aufzubauen. Doch er geriet an falsche Freunde, die das Geld, das für den Aufbau eines Restaurants gedacht war, verjubelten.

Dennoch baute sich der Angeklagte zunächst eine solide Existenz auf, wie er dem Gericht erklärte, arbeitete sich hoch vom Tellerwäscher zum Koch und verdiente schließlich in einem Sternerestaurant an der holländischen Küste gutes Geld. Doch genau dort geriet er seiner Geschichte zufolge auch auf die falsche Bahn. Denn in dem Restaurant kam er mit Drogenhändlern in Kontakt, die ihm für weniger Arbeit viel Geld versprachen.

Und damit waren die Weichen für den Abstieg des Mannes gestellt. Denn immer wieder wurde er erwischt, verurteilt, im Jahr 2004 aus den Niederlanden ausgewiesen und mit einem zehnjährigen Einreiseverbot belegt, wie er nun schilderte. Ohne Frau und Tochter kam er nach Deutschland, lebte hier im Asylantenheim mit einem monatlichen Scheck von 300 Euro. Und konnte die Finger nicht vom Drogenhandel lassen. Fünf Mal wurde er seit 1998 verurteilt, immer wieder landete er im Gefängnis. Und trotzdem ließ er sich im März erneut als Kurier anwerben.

Obwohl er keinen Führerschein mehr hatte, transportierte er am 1. April den Koffer mit dem Marihuana - und krachte mit seinem Wagen auf der Autobahn bei Leverkusen gegen einen Lkw und fuhr weiter. Der Lkw-Fahrer verfolgte ihn, und als er ihn stellte, bat der Angeklagte, nicht die Polizei zu rufen.

Er habe einen Koffer voller Drogen dabei, schon zehn Jahre Knast hinter sich und wolle nur noch zu seiner Familie. Dem Lkw-Fahrer bot er 10.000 Euro an, wenn er ihn weiterfahren lasse. Als der Lkw-Fahrer ablehnte, machte sich der Angeklagte mit dem Drogenkoffer zu Fuß aus dem Staub und sprang in ein Taxi. Als dessen Fahrer über Funk hörte, dass ein Unfallflüchtiger mit einem Koffer gesucht wurde, ließ sich der Angeklagte in Rottbitze absetzen. Der Taxifahrer sah, wie er in dem Hotel verschwand und informierte die Polizei. Seit dem 2. April sitzt der 50-Jährige

Für das Gericht stand gestern fest: Auch wenn Marihuana "nur" eine weiche Drogen sei, so sei doch bekannt, dass es schwere Psychosen auslösen könne. Und, so hielt Richter Klaus Reinhoff dem Angeklagten vor: "Sie machen einfach immer wieder das Gleiche, und dass die Strafen jedes Mal höher werden, ist nicht die Justiz schuld, sondern Sie ganz allein. Sie haben es einfach nicht verstanden." Zu dem Ergebnis war zuvor in seinem Plädoyer auch Oberstaatsanwalt Robin Faßbender gekommen. Der Ankläger hatte festgestellt: "Ihn beeindrucken die Strafen nicht, sobald er draußen ist, macht er einfach weiter."

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