"Eine Schule für alle Kinder" Gemeinsam lernen von Anfang an

BAD HONNEF · Mit jahrgangsübergreifendem Unterricht will die Grundschule Am Reichenberg Kinder individuell fördern und Inklusion ermöglichen.

 Lernen künftig auch gemeinsam mit Viertklässlern: i-Dötzchen in der Schule Am Reichenberg.

Lernen künftig auch gemeinsam mit Viertklässlern: i-Dötzchen in der Schule Am Reichenberg.

Foto: Creativ Picture - Heinz Werner L

"Eine Schule für alle Kinder" ist das Konzept überschrieben, das die Schulkonferenz der Gemeinschaftsgrundschule Am Reichenberg mit breiter Mehrheit auf den Weg gebracht hat; vor gut drei Jahren hat die Planung begonnen. Dahinter verbirgt sich der Abschied von herkömmlichen Klassenverbänden zugunsten jahrgangsübergreifenden Lernens der Klassen eins bis vier. Frühester Start: das Schuljahr 2016/17. Schulleiterin Nicola Kiwitt stellte das Schulentwicklungsvorhaben jetzt im Bildungsausschuss vor.

Der Begriff einer Schule für alle Kinder enthält auch einen wichtigen Punkt im Schulprogramm: die Inklusion. Seit 2012 beschäftigt sich das Team laut Kiwitt intensiv mit dem Thema und damit, wie es am besten in der Schule umgesetzt werden kann. Es gebe zahlreiche gute Beispiele inklusiv arbeitender Grundschulen, so Kiwitt, die eben auch das jahrgangsübergreifende Lernen zu ihrem Konzept gemacht hätten. Hospitationen des Honnefer Kollegiums an solchen Schulen hätten diesen Eindruck untermauert.

Wichtig ist der Schulleiterin der GS Am Reichenberg: Die durchgehende Mischung der Erst- bis Viertklässler in Lerngruppen sei nicht als reine Organisationsform zu verstehen. "Das wäre zu kurz gesprungen", so Kiwitt. Vielmehr gehe es darum, den Lernprozess für alle Kinder, gleich welchen Leistungsniveaus, zu verbessern; entsprechende Erfahrungen mache die Schule bereits mit dem jahrgangsübergreifenden Unterricht der Klassen eins und zwei.

Was unter anderem bedeute: Kinder, die schneller lernen als andere, müssen nicht auf dem Stand ihrer Altersgruppe verharren. Und Kinder, die etwas mehr Zeit brauchen, haben genau dazu die Chance: langsamer voranzukommen und doch in derselben Lerngruppe zu bleiben.

Ermöglicht werde dies durch eine Lernumgebung, die sowohl räumlich - jede Klasse habe nach einigen Umzügen bereits jetzt einen Nebenraum - als auch von den entsprechenden Materialien her, die von den Kindern jederzeit genutzt werden können, die Voraussetzungen bietet. "Wir müssen das Rad nicht neu erfinden", sagte Kiwitt, gemünzt auch auf die Anlehnung des Konzeptes an die Reformpädagogik von Maria Montessori. "Wir wollen keine Montessori-Schule sein", betonte sie aber, denn dafür bräuchten alle Lehrkräfte das Montessori-Diplom.

Jedoch wolle man bewährte Aspekte dieser Pädagogik übertragen auf die eigene Schule. Ändern wird sich durch das neue Konzept auch der Schultag der Kinder. Einer täglichen gemeinsamen Lerngruppenzeit, in der nach Wochenplänen oder Pensen gearbeitet wird, die alle Hauptfächer sowie Förderunterricht umfassen können, schließen sich Projekt- und Werkstattarbeit an. Danach folgt der Fachunterricht.

Die Lehrpläne werden derzeit anhand der geltenden Richtlinien erarbeitet. Diesbezüglich und auch hinsichtlich der Benotung ab Klasse drei und der Empfehlung für die weiterführende Schule ändere sich durch das System nichts, so Kiwitt. "Es ist uns sehr wichtig, die Eltern mitzunehmen", betonte sie. Hierzu habe es bereits eine entsprechende Veranstaltung gegeben; weitere seien geplant. Ebenso würden die Eltern der kommenden Erstklässler in den Informationsgesprächen bereits über die Planungen informiert. Auf die Anmeldezahlen habe sich das nicht ausgewirkt, antwortete die Schulleiterin auf eine entsprechende Frage aus dem Ausschuss. Schulen, die jahrgangsübergreifend arbeiteten, hätten sogar großen Zulauf.

Noch offen sei, wie der Übergang zum neuen System gestaltet werden soll. Es gebe zwei Möglichkeiten: zunächst nur die Mischung der Klassen eins bis drei und ein "normales" Beenden der laufenden Klasse vier oder eine sofortige Durchmischung. Problem: Wenn die vierten Klassen regulär auslaufen sollen, braucht die Schule vorübergehend zwei Lehrkräfte mehr. Darüber entscheidet nicht der Schulträger, sondern die Bezirksregierung. Ob das möglich werden wird, sei also noch offen, so Kiwitt.

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