Winterwanderung im Siebengebirge Fünf Tonnen Eichenwurzeln

BAD HONNEF · Es muss ja nicht immer das Siebengebirge sein. Bei dieser Winterwanderung lassen wir den Wald links liegen und "grasen" vielmehr die Honnefer Krippenlandschaft ab. Welche Weihnachtskrippe schafft es schon in die Ansprache eines Bundeskanzlers?

 Ganz unzerschiedlich sind die Wurzelkrippe in der Rommersdorfer Anna-Kapelle...

Ganz unzerschiedlich sind die Wurzelkrippe in der Rommersdorfer Anna-Kapelle...

Foto: Frank Homann

Konrad Adenauer erzählte Weihnachten 1951 den Hörern am Radio die Geschichte seiner eigenen Krippe, die er 1904 erworben hatte. "Bei einem Althändler fand ich sie, verstaubt in einer Ecke stehend. Sie stammte aus der Barockzeit. Es waren viele Figuren und ein Stall, alles war von bäuerlicher Hand in der Rhön geschnitzt und einmalig, keine große Kunst. (...) Trotzdem sprachen sie schlicht und einfach und frommbesinnlich zum Beschauer."

Jedes Jahr wurde die Krippe im Hause Adenauer zu Lebzeiten des Kanzlers aufgebaut. Und so ist es noch heute. Ihre Besichtigung ist in die einstündige Führung durchs Wohnhaus eingebunden. Und wer die Krippenlandschaft, die mit Moos aus dem Siebengebirge ausgestattet ist, betrachtet, kann die Gedankengänge Adenauers nachvollziehen: "Ich möchte, dass es so weitergeht, Jahrzehnt um Jahrzehnt, Generation um Generation, dass diese Krippe noch lange Kindern erzählen möge von dem Wunder der Menschwerdung."

Nach dem Verlassen des Wohnhauses erreichen wir über die Konrad-Adenauer-Straße den Frankenweg. Keine Bange, der Anstieg nach dem Linksabbiegen ist nur kurz. Oben angekommen, entschädigt der Anblick hübscher Villen. Knapp 30 Minuten später stehen wir vor der Anna-Kapelle. Vom Schnitzaltar des neugotischen, fast 150 Jahre alten Doms ist derzeit nichts zu sehen. Der Chorraum ist mit Krippe ausgefüllt. Fünf Tonnen Eichenwurzeln werden hier jedes Jahr vom Krippenteam des Rommersdorf-Bondorfer Bürgervereins verbaut, der Stall für Ochs und Esel gerichtet, in den Maria und Josef mit dem Jesuskind einziehen, ein Bach "gegraben", der den Schafen als Tränke dient. Die geschnitzten Figuren tragen die Namen ihrer Stifter. So heißt das 60 Kilo schwere Kamel etwa "HeiJo". Na gut, das taucht natürlich erst am 6. Januar in der Landschaft auf - zusammen mit den Heiligen Drei Königen. Der Hintergrund ist orientalisch gehalten. Es sind auch die kleinen Details wie die abgestellte Sense, die diese Krippe so besonders machen. Und irgendwo haben die Krippenbauer auch "Owi" versteckt. Welche Kinder haben beim Lied "Gottes Sohn! O! Wie lacht!" nicht "Gottessohn Owi" herausgehört? In Rommersdorf gibt es ihn. Wer ihn nicht findet: Bitte fragen. Die Krippenwache erteilt gern Auskunft.

Wir wandern weiter auf der Rommersdorfer Straße und kommen nach 15 Minuten am Marktplatz an. Hier steht die Pfarrkirche Sankt Johann Baptist. Und ganz vorn unter dem leuchtenden Komet befindet sich die Altarkrippe. Keine Scheu: Es ist gewünscht, dass Besucher sich direkt davor stellen und die Details betrachten.

Die Tannen duften; zwei Tage lang brauchen die Helfer allein, um die Krippe zu begrünen, ehe die beweglichen Gliederfiguren ihren Platz bekommen. Mit Bedacht ist das Kind über dem Tabernakel positioniert. Zusatzszenen mit vielen Tieren gibt es in Augenhöhe von Kindern, die hier wirklich eine Menge zu entdecken haben. Vielleicht können sie sich nicht losreißen und möchten länger bleiben. Dann ist es ratsam, auf die vierte Krippe in Selhof zu verzichten und stattdessen Honnef als Wanderungsabschluss zu erkunden.

Wer genügend Kondition hat und gut in der Zeit liegt, nimmt den Weg durch die Fußgängerzone, biegt recht auf die Linzer Straße ab, um von dort linker Hand den idyllischen Anna-Pfad am O-Bach zu nehmen. In der Pfarrkirche Sankt Martin steht eine sehenswerte Krippe mit beweglichen Figuren in orientalischen Gewändern, liebevoll aufgebaut mit vielen Details. Hier kann man lernen, dass ein Felsen auch aus Packpapier sein kann. Aber das sind die schönen Tricks der Krippenbauer. So werden auch in Sankt Johann Baptist am Dreikönigstag die Hirten zu Königen.

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