Vor 70 Jahren "Freie Fahrt nach Berlin" für die Amerikaner

AEGIDIENBERG · Die Autobahn Ende März 1945. Ein amerikanischer Pressefotograf nahm das Bild rechts vor 70 Jahren auf. Der Bildtext lautete: "Freie Fahrt nach Berlin - Laster und Motorräder der US-Army auf der Autobahn, Nähe Aegidienberg, sieben Meilen nordöstlich von Remagen."

 Die A 3 Ende März 1945: Ein amerikanischer Pressefotograf nahm dieses Bild vor 70 Jahren auf.

Die A 3 Ende März 1945: Ein amerikanischer Pressefotograf nahm dieses Bild vor 70 Jahren auf.

Das Foto erschien laut einem Vermerk auf der Rückseite des Bildes am 29. März in einer amerikanischen Zeitung.

Hans Peter Efferoth hat dieses Foto im Internet entdeckt. Der Aegidienberger Präsident des Hubertus-Schützenvereins betreibt ein bisschen Ahnenforschung. Und als er auf der US-eBay-Seite den Suchbegriff "Aegidienberg" eintippte, erschien dieses Foto. Efferoth ersteigerte die Aufnahme vor drei Jahren für 9,99 Dollar.

Als nun an die schweren Kämpfe in Aegidienberg im März 1945 erinnert wurde, kramte das frühere Stadtratsmitglied dieses Fotodokument heraus und stellte es dem General-Anzeiger zum Abdruck zur Verfügung.

Als Efferoth die Aufnahme 2012 in den Händen hatte, versuchte er, die Position des Fotografen einzunehmen. Von der Brüngsberger Brücke aus gelang ihm das "Heute-Foto" mit dem Oelberg im Hintergrund.

Übrigens gab es Hinweise von Lesern zur Berichterstattung über die Kämpfe in Aegidienberg. Während in schriftlichen Quellen und mündlich überlieferten Aussagen von Zeitzeugen auch vom Einsatz von Leuten der Waffen-SS in Aegidienberg die Rede ist, verneinen sie dies. Vermutlich basiere die Annahme auf einer Verwechslung mit der Panzertruppe, da diese schwarze Uniform mit Totenköpfen auf den Kragenspiegeln trug.

Auch der Bad Honnefer Heimatverein Herrschaft Löwenburg widmete sich dem Kriegsende.

Zeitzeuge Johannes Müller aus Selhof berichtete über die dramatischen Märztage, die er als 13-Jähriger erlebte. Er erinnerte sich an die Ankunft der Amerikaner am 9. März. "Sie schlugen gegen die Tür." Zwei deutsche Soldaten aus Xanten und Frankfurt/Oder, die sich am Tag zuvor entschlossen hatten, im Keller zu bleiben, wo Müllers Mutter sie mit Essen versorgt hatte, gingen in Gefangenschaft. Dagegen brachte Müller einen versprengten Fallschirmjäger am 10. März in Richtung Hohenhonnef, wo sich dessen Trupp sammeln sollte. "Der Soldat kam mitten auf der Brückenstraße", berichtete Johannes Müller. Seine Mutter habe dem Mann in Uniform Zeichen gegeben, vorsichtiger zu sein. Müller: "Der Soldat fragte lässig: ,Warum so nervös??"

Der Fallschirmjäger ging mit zu Müllers, wo er Butterbrote und Kakao erhielt. Er erzählte, in Oberwinter in einer Scheune geschlafen zu haben und mit einem Kahn über den Rhein gefahren zu sein. Weil Johannes ihn anschließend so geschickt durch die Stadt gelotst hatte bis zum Aufstieg nach Hohenhonnef, lobte er den Knaben: "Das hast du gut gemacht." Mit seinen Freunden stromerte Johannes Müller durch den Wald. Die Jungs hörten das Schießen der Amerikaner am Servatiushof, entdeckten Tote und liegengebliebene Fahrzeuge, und sie machten "Beute" - Werkzeug und Zigaretten, bis ein US-Offizier sie entdeckte und den Marschbefehl gab: "Nach Hause bei Mutter!"

Etwas später, als unbedingt ein Motor gebraucht wurde, um Wasser für die Bevölkerung zu pumpen, dirigierte Johannes Müller die Männer um den zum Bürgermeister ernannten Anton Jossen stolz in den Wald, wo er ihnen einen Wagen zeigte, aus dem der Motor ausgebaut werden konnte. So verhalf das spätere Ratsmitglied für den Bürgerblock als Kind den Honnefern zu Wasser und Brot.

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