Gelände der Deutschen Physikalischen Gesellschaft Freie Bahn für das Gästehaus

BAD HONNEF · Auf dem Gelände der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) wird gearbeitet. Wie berichtet, entsteht neben dem altehrwürdigen Gebäude der Elly Hölterhoff-Böcking-Stiftung ab Frühsommer ein Gästehaus.

 Die Baumriesen sind gefallen: Neben dem Physikzentrum kann nun das geplante Gästehaus entstehen.

Die Baumriesen sind gefallen: Neben dem Physikzentrum kann nun das geplante Gästehaus entstehen.

Foto: Frank Homann

Investition: 3,5 bis vier Millionen Euro. Dass aktuell Bäume gefallen sind, hat indes nicht nur mit dem Neubau zu tun: Einige Exemplare, so hatte die DPG bereits im Vorfeld mitgeteilt, waren alt und bruchgefährdet. Wenn der Bau steht, sollen generell Nachpflanzungen auf dem Areal erfolgen.

Wann der eigentliche Bau, sprich: zunächst der Aushub, beginnt, steht derzeit noch nicht ganz fest, so die DPG auf Nachfrage. Ein Grund für den Neubau ist die vorangegangene Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes. Haustechnik und Brandschutz wurden modernisiert und die Zimmer heutigen Standards mit modernen Bädern angepasst. Seither stehen im Hauptgebäude nur noch 41 Zimmer, meist Einzelzimmer, zur Verfügung.

Angesichts von 90 Tagungen und Seminaren pro Jahr mit 5000 Teilnehmern und rund 13.000 Übernachtungen reicht das nicht aus, trotz enger Zusammenarbeit mit örtlichen Hotels. Und: Vor allem seitens der Wilhelm- und Else-Heraeus-Stiftung besteht laut DPG der Wunsch, dass der wissenschaftliche Diskurs nicht nach der letzten Vorlesung ende, sprich: die Teilnehmer auch auf dem Gelände wohnen.

Die Stiftung, die alleine an die 20 Seminare jährlich in Bad Honnef durchführt, lässt sich das einiges kosten: Sie spendet die Errichtungskosten des Gästehauses. Dessen Planung ist aus einem Architektenwettbewerb mit sechs Büros hervorgegangen. Der nochmals überarbeitete Siegerentwurf bildet nun die Grundlage. Zu beachten waren umfangreiche Erfordernisse des Denkmalschutzes: Das Gebäude selbst und der Park sind geschützt. Im Ergebnis geplant ist ein zweigeschossiges Gebäude, das sich von der heutigen Feuerwehreinfahrt Am Meßbeuel sowie über Eck am Hörsaal erstrecken wird.

Ein ausgeklügeltes Energiekonzept mit Geothermie und Voll-Klimatisierung und eine dem Stiftsgebäude angepasste Fassade sind Details. Das Haus wird eine reine Schlafstatt: 38 Gästezimmer sind vorgesehen, keine Veranstaltungsräume. Auch entsteht eine Tiefgarage mit 38 Plätzen. Der provisorische Parkplatz an der Hauptstraße wird wieder begrünt. Die Einfahrt zur Tiefgarage und zum Gelände wird am Meßbeuel sein. Positiver Nebeneffekt: Die spitzwinklige und schlecht einsehbare Einfahrt bleibt nur Fußgängern vorbehalten.

Im Februar lud die DPG die Nachbarn ein, um die Pläne vorzustellen. Größte Bauchschmerzen bereitete denen die Park-Gestaltung. Auskunft der Bauherren: Die prägenden Bäume wie die alte Rotbuche am Meßbeuel bleiben. Für Bäume, die fallen müssen, werde es Ersatzpflanzungen auf dem Gelände geben. Dass schon jetzt, vor dem Baustart, Bäume weg müssen, sei deren Alter geschuldet, hieß es seinerzeit zusätzlich. Einige Exemplare seien bruchgefährdet. Wann der Erdaushub beginnen werde, stehe noch nicht fest, hieß es jüngst. Immerhin grob geplant ist jedenfalls, dass das Gästehaus im Herbst 2015 bezogen werden kann.

Elly Hölterhoff-Böcking-Stiftung und Physikzentrum

Die Geschichte der Elly Hölterhoff-Böcking-Stiftung geht zurück bis ins 19. Jahrhundert. 1897 übertrug der Kaufmann Otto Hölterhoff sein umfangreiches Vermögen der Universität Bonn, gebunden an die Verpflichtung, ein "Heim für Damen höherer Stände und eine Haushaltsschule für Mädchen aus dem Volke" einzurichten.

Das Gebäude wurde 1904 bis 1906 gebaut. Ab 1947 diente die Stiftung besonderen Aufgaben der Universität Bonn in Forschung und Lehre sowie als Altersheim für "ältere Personen aus gebildeten Kreisen". 1976 wurde das Physikzentrum gegründet. 1986 wurde der erste Nutzungsvertrag zwischen der Universität Bonn und der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) geschlossen: Die DPG, die seit 1977 ihren Sitz in Bad Honnef hat, übernahm die Trägerschaft des Zentrums.

Eigentümerin der Liegenschaft ist die Universität Bonn. Seit 1991 hat das Zentrum einen eigenen Titel im Landeshaushalt NRW, der etwa ein Sechstel der Kosten deckt. Die restlichen Kosten werden aus Tagungserlösen gedeckt. 2003 wurde der "Wilhelm- und Else-Heraeus-Hörsaal" gebaut. 2009 einigten sich die Uni Bonn und die DPG auf weitere Zusammenarbeit bis 2039 inklusive Verlängerungsoption; dies legte die Grundlage für die Sanierung des Gebäudes.

Die DPG brachte für die abschnittweise Sanierung Eigenmittel in Höhe von 3,2 Millionen Euro auf. Das Land NRW bewilligte eine Million Euro. Die Wilhelm- und Else-Heraeus-Stiftung gab 450.000 Euro für die Sanierung des Georg-Christoph-Lichtenberg-Kellers. Mit dem Budget von 4,7 Millionen Euro konnte ein Großteil der Sanierung bewältigt werden. Weiteres im südlichen Nebengebäude soll folgen.

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