Chance 7 Förderantrag wird erarbeitet

RHEIN-SIEG-KREIS · Die Planungsphase ist abgeschlossen, jetzt soll es an die Umsetzung gehen: In den kommenden Wochen soll der Förderantrag für das Naturschutzprojekt "Chance 7" erarbeitet und bei Bund und Land eingereicht werden.

Ab Mitte des Jahres sollen die Fördermittel fließen können. "Chance 7" sieht vor, in verschiedenen Gebieten des rechtsheinischen Kreises Biotopverbundsysteme zu schaffen, um Tierarten wie Gelbbauchunke, Moorbläuling oder Wildkatze zu schützen. Zum 1. Januar ist die Stadt Bonn dem Projekt beigetreten, hier ist der Ennert als Fördergebiet eingeplant. "Wir sind sehr optimistisch, dass es gut laufen wird", sagt Kreisumweltdezernent Christoph Schwarz.

"Im Siebengebirge ist einiges in Bewegung gekommen", zieht Schwarz eine erste Bilanz. In einigen Fällen habe man Interessierte vertrösten müssen, "das Geld ist ja noch nicht da." Zu den sogenannten Leuchtturmprojekten gehört dabei im Königswinter die Eudenbacher Heide.

"Da wäre es schön", so Schwarz, "wenn wir noch mehr Gelände rund um das Bundeswehrdepot bekommen könnten. "Es wäre schön, da etwas Großflächigeres zu schaffen, das man den Leuten dann auch zeigen kann. Denn wir machen ja nicht Geheimes, die Leute sollen sehen, was entsteht." Ein weiteres Projekt, das Schwarz besonders am Herzen liegt, ist Gut Menzenberg in Bad Honnef. Auch hier sei man mit den Eigentümern bereits im Gespräch. "Da würden wir mit Weinbergsmauern gerne einige machen."

Weniger Optimismus herrscht in Eitorf: Die Kommune ist per Beschluss im Gemeinderat aus dem Projekt ausgeschert. Sie kritisiert, dass die Maßnahmen über die Köpfe der Betroffenen hinweg beschlossen werden sollten und dass das Projekt die Kommunen letztlich finanziell teuer zu stehen kommen könne. In die Planung wurde Eitorf vom Kreis gleichwohl mit einbezogen. Umweltdezernent Schwarz betont jedoch: "Wir werden nichts umsetzen, ohne dass Eitorf zustimmt." Es habe bereits mehrere Interessenten aus der Gemeinde gegeben. "Die müssen wir dann an die Kommune zurückverweisen", so Schwarz.

Der Wortführer des Eitorfer Protests hingegen, FDP-Ratsherr Ralph Lorenz, berichtet von "zehn bis zwölf Fällen" von Landwirten, die durch die Naturschutzmaßnahmen Nachteile befürchteten, vom Kreis jedoch "eingeschüchtert" würden. Lorenz glaubt, der Kreis werde das Projekt "einfach durchziehen", inklusive der für Eitorf geplanten Maßnahmen.

Das weist Schwarz zurück: "Wenn Eitorf bei seinem Beschluss bleibt, kann es auch keine Förderung geben." Man könne also nicht sagen, bestimmte Flächen seien mit einbezogen oder nicht.

Lorenz berichtet von einem Landwirt aus Eitorf-Bitze, der seine Felder nicht mehr habe mähen dürfen, weil dort - was nachweislich nicht stimme - der Moorbläuling angesiedelt sei. Seine Forderung nach Entschädigung sei von der Unteren Landschaftsbehörde abgewiesen worden mit dem Vermerk, er könne entschädigt werden, wenn er "den freiwilligen Vertrag" unterschreibe, so Lorenz. "Da ist für mich der Tatbestand der Nötigung erfüllt."

Diesen Vorwurf lässt Schwarz nicht gelten: "Beim genannten Fall handelt es sich um eine ganz normale Ordnungswidrigkeit", sagt er. Der Landwirt habe gegen Naturschutzauflagen verstoßen, die aber mit "Chance 7" nichts zu tun hätten. "Das Projekt ist ja noch nicht einmal richtig gestartet."

Schwarz macht keinen Hehl aus seinem Unverständnis für die Eitorfer Verweigerung: "Dass Eitorf die Gelder partout nicht will, kann ich nicht nachvollziehen." Die Kreisverwaltung hofft dennoch weiter, dass die Gemeinde noch umschwenkt: "Wir schlagen keine Türen zu", sagt Schwarz, "vielleicht ändert sich etwas, wenn die Eitorfer sehen, wie es in anderen Kommunen läuft." Eines sei aber auch klar: "Das Projekt funktioniert auch ohne Eitorf."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort