Konzertreihe "Folk im Feuerschlösschen" Flossie Malavialle begeisterte mit einer virtuosen Cover-Parade

BAD HONNEF · Flossie Malavialle ist vielleicht nicht die Art von Musikerin, die man für gewöhnlich bei einer Konzertreihe wie "Folk im Feuerschlösschen" erwarten würde. Sie schreibt weder eigene Stücke noch kann sie Noten lesen - und dennoch war es ein absolutes Highlight, der Französin mit dem starken nordenglischen Akzent beim Spielen zuzuhören.

 Die Musik von Flossie Malavialle war wie edler französischer Wein: lieblich-süß und herb zugleich.

Die Musik von Flossie Malavialle war wie edler französischer Wein: lieblich-süß und herb zugleich.

Foto: Frank Homann

Denn der gewaltigen multinationalen Charme-Offensive, mit der diese Frau am vergangenen Wochenende das neue Veranstaltungshalbjahr eröffnete, konnte sich wirklich niemand entziehen. Geboren ist Flossie Malavialle in Nîmes, ganz im Süden Frankreichs, wo sie ursprünglich Englisch unterrichtete, bis sie während eines Lehreraustauschs in Großbritannien mit der dortigen Musikkultur in Berührung kam.

Begeistert beschloss sie, dort zu bleiben und sich dem Musizieren zu verschreiben: "Alle haben mich für verrückt erklärt", erinnerte sie sich schmunzelnd, "denn wer würde schon freiwillig das sonnige Südfrankreich mit dem kalten, verregneten Norden Englands tauschen?" Doch das Musizieren habe sie einfach nicht mehr losgelassen - zum Glück, kann man nach ihrer Darbietung vor zahlreich erschienenen Honnefer Folkfreunden getrost behaupten.

Denn Flossies Musik war wie edler französischer Wein: lieblich-süß und herb zugleich. Während sie in den Gesangspausen mit kleinen Anekdoten aus ihrem persönlichen Leben und ihrem jugendlichen, quirligen Charme zu bezaubern wusste, begeisterte sie beim Spiel mit einer vielseitigen Liedauswahl, betörendem Gesang und stimmungsvoller Gitarrenbegleitung.

Ob Edith Piafs "Je ne regrette rien", "What a Wonderful World" von Louis Armstrong oder Simon and Garfunkels "The Boxer" - das wahre Feuerwerk an Klassikern, das sie vor allem in der zweiten Konzerthälfte abfeuerte, ließ niemanden kalt. Zu den Höhepunkten der Veranstaltung zählten ferner das voller Inbrunst vorgetragene "The Road's My Middle Name" von Bonnie Rait, Roberta Flacks "Killing Me Softly" und das flotte "Peaceful Easy Feeling" von den Eagles.

Doch auch bei eher unbekannteren Liedern wusste sie zu glänzen, so etwa bei Beth Nielsen Chapmans "World of Hurt". Malavialle spielte mit solcher Freude und Energie, dass ihr kurz vor Schluss sogar eine Gitarrensaite riss - für die Improvisationskünstlerin jedoch kein Problem; sie passte ihr Programm kurzerhand an.

"Ihr wart wirklich super heute Abend", bedankte sich die verausgabte Cover-Virtuosin nach zwei Stunden ebenso kraftvoller und intensiver wie berührender und gefühlvoller Musik und verabschiedete sie sich mit einem verschmitzten "Danke, 'Good Honnef', bis zum nächsten Mal!". Sicher ist: Sie dürfte hier immer ein gern gesehener Gast sein.

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