Tanzen in Bad Honnef Federnde Schritte zum Erwachsensein

BAD HONNEF · Schon zum dritten Mal heißt es im rheinischen Nizza: Bad Honnef tanzt. Und wenn eine ganz Stadt zu tanzen scheint, bietet sich wohl kaum eine Bühne besser an, als das städtische Rathaus. Nach einem Gastbeitrag der Gruppe "JungerTanzAachen" (Jutac) betraten die Honnefer Tänzer die Bühne.

 Zwischen Ballett und Ausdruckstanz pendelt sich die Performance bei der Aktion „Bad Honnef tanzt“ ein.

Zwischen Ballett und Ausdruckstanz pendelt sich die Performance bei der Aktion „Bad Honnef tanzt“ ein.

Foto: Homann

Der Auftritt der Jugendtanzkompanie und Band hieß "Farbulus" und drehte sich laut der Kurzbeschreibung um das Erwachsenwerden. "Ein fabelhaft zauberhaftes Stück Tanz", hieß es im Flyer - selten konnte man einem Programmtext derart deutlich zustimmen.

Blauer Nebel wallt auf der Bühne, die Tänzer in Schwarz, liegen auf dem Boden, scheinen in einem durchsichtigen Mantel zu stecken. Es beginnt ein Knistern und Rascheln, und die Wesen am Boden bewegen sich: Sie schlüpfen aus ihren Kokons. Eindrucksvoller ist das Motiv der Metamorphose kaum darzustellen.

Sie stehen auf, richten den Blick fest auf das Publikum. Sie schauen entschlossen. Sie sind bereit, sich dem Kampf zu stellen, der sich Leben nennt. Der Tanz beginnt. Spielerisch, kämpferisch. Es folgt das Solo einer jungen Tänzerin. Katzengleich bewegt sie um eine Maske herum. Schleicht sich mit grazilen Tanzschritten an die entrückt wirkende Maske heran, wendet sich wieder ab, unsicher ob sie sie aufziehen soll oder nicht. Die Maske, eine Metapher für das Erwachsensein? Flirtet die junge Dame mit dem Gedanken, erwachsen zu werden?

Sie zieht die Maske auf. Erwachsenwerden kann man nicht umgehen. Ähnlich verhalten sich die anderen Tänzer. Sie alle begehren die Maske, haben jedoch ein ambivalentes Verhältnis zu ihr. Plötzlich klettert eine Tänzerin über den Köpfen des Publikums umher, die restlichen Tänzer stehen auf der Bühne, blicken zu ihr hoch. Sie gibt mit ihren Händen Anweisungen, die tanzende Menge gehorcht ihr. Das Diktat des Erwachsenseins? Das Motiv zieht sich wie ein roter Faden durch den Auftritt, ausnahmslos alle Tänzer glänzen mit ihrer Leistung.

Die Musik kommt von eigenen Musikern an Schlagzeug, Flügel, Trompete, Harfe und mit Gesang - ganz groß. Insbesondere Daniel an Trompete war für die Atmosphäre des beeindruckend guten Spiels von ausschlaggebender und stilbildender Intensität.

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