Bahnhof in Rhöndorf Einsatz für barrierefreien Zugang geht weiter

RHÖNDORF · Die Bahn kommt. Die Frage ist nur: Wann? Im übertragenen Sinne gilt dies für einen barrierefreien Ausbau des Bahnhofes Rhöndorf. Während Stadtverwaltung, Politik und die örtlichen Vereine, die den Petitionsausschuss des Landtages einschalteten, das ihre tun, damit es in der Sache weitergeht, dauert das Warten auf eine unmissverständliche Weichenstellung der Deutschen Bahn (DB) AG an.

 Hindernisparcours Bahnsteig: Der rheinseitig gelegene Bahnsteig in Rhöndorf ist nur über Treppen erreichbar.

Hindernisparcours Bahnsteig: Der rheinseitig gelegene Bahnsteig in Rhöndorf ist nur über Treppen erreichbar.

Foto: Frank Homann

Auf Anfrage des General-Anzeigers, ob und wann mit Aufstellung einer Modernisierungsoffensive III für Bahnhöfe zu rechnen sei und ob Rhöndorf Chancen auf Aufnahme habe, teilte ein Bahnsprecher mit: "Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir zurzeit keine Informationen zum Thema geben können."

Gleichwohl keimt Hoffnung, dass es mittelfristig etwas werden könnte mit dem barrierefreien Umbau. Die Nahverkehr Rheinland GmbH (NVR), einer der drei Aufgabenträger schon in der Modernisierungsoffensive II und laut DB regionaler Fördergeber, teilte mit: "Derzeit werden zwischen uns und der DB Station & Service AG Projektideen abgestimmt, die in einer Nachfolgeregelung der Modernisierungsoffensive (MOF) II Berücksichtigung finden könnten. Zu den Projektideen gehört auch der barrierefreie Ausbau des Bahnhofes Rhöndorf. Der NVR misst der barrierefreien Umgestaltung wegen der dortigen Behinderteneinrichtung und der Verknüpfung zur Stadtbahn/ÖPNV einen besonderen Stellenwert bei."

Im Mai hatte sich die Honnefer Politik mit dem Thema beschäftigt. In Abstimmung mit der Bahn hatte die Stadt eine Machbarkeitsuntersuchung in Auftrag gegeben, die DB-Mitarbeiter im Ausschuss vorstellten. Die DB bevorzugt eine Variante, bei der eine Fußgängerunterführung am Gleis 2 plus Aufzug und Rampe im Bereich des Weges "Am Steinchen" vorgesehen ist.

Da die Bahn bis 2018 bei der Sanierung der Bahnhöfe ausgebucht ist, müsste die Stadt mithelfen - und zehn Prozent der auf 2,95 Millionen Euro geschätzten Kosten tragen. Der Rest würde über Fördermittel finanziert. Eine Garantie, dass mit dem Bau 2017/18 begonnen wird, gebe es aber trotzdem nicht, hieß es.

Eine andere Variante, so der NVR-Sprecher: die Aufnahme in eine MOF III. Aber: Das Prozedere dazu habe erst begonnen. Zwar lägen für Rhöndorf schon "planerische Überlegungen vor, die sowohl der Bahn als auch dem NVR als Grundlage für weitere Überlegungen dienen". Eine MOF III stehe aber noch aus. Der NVR-Sprecher: "Sollte die Neugestaltung des Bahnhofes Rhöndorf vertraglich oder programmtechnisch ermöglicht werden, so wäre eine Realisierung ab 2019 möglich." Die Aufnahme in ein solches Programm hätte auch Charme.

Zum einen wäre die finanziell klamme Stadt damit entlastet. Zum anderen könnte der gesamte Bahnhof "angepackt" werden. Ein Argument, dem auch Jörg Erich Haselier, Vorsitzender des Bürger- und Ortsvereins Rhöndorf, einiges abgewinnen kann: Anstatt "Flickschusterei" zu betreiben, wäre es sinnvoll, den Haltepunkt als Ganzes zu modernisieren, zumal das Zeitfenster ähnlich sei wie bei der "kleinen Lösung". "Wenn eine Möglichkeit dazu besteht, sollte man die Karte ziehen," so Haselier.

Der Meinung ist auch Bürgermeister Otto Neuhoff, er appelliert aber, "zweigleisig zu fahren". "Natürlich würde es der Stadt enorm weiterhelfen", wenn der Haltepunkt in ein Modernisierungsprogramm käme. Aber: "Sich alleine darauf zu verlassen, käme mir leichtsinnig vor", nicht nur, da die "nicht hinnehmbare Situation" für die körperbehinderten Schüler dränge.

Zum Bahnhof Rhöndorf generell gelte, so Neuhoff: Er "ist aus meiner Sicht für den Personenverkehr der wichtigere" von beiden Honnefer Haltepunkten. Die Vernetzung von Bundes- und Stadtbahn und die Chance auf erweiterte Park- und Ride-Parkplätze am Ort trügen dort zu einer "perfekten Ausgangssituation" auch für Besucher bei.

Von der Gleisquerung zur Petition

Das Thema barrierefreier Ausbau des Bahnhofes Rhöndorf währt schon lange. 2011 schalteten der Bürger- und Ortsverein Rhöndorf, die Sankt Hubertus-Schützen, der Pfarrgemeinderat Sankt Marien, die Rhöndorfer Feuerwehr und die KG Ziepches Jecke den Petitionsausschuss des Landtages ein. Ziel war es, der vom Stadtrat mit einer Resolution an die Bahn AG untermauerten Forderung auf barrierefreien Umbau weiteren Nachdruck zu verleihen.

Flankiert wurde dies insbesondere von Schülern des Nell-Breuning-Berufskollegs im Haus Rheinfrieden. Eine provisorische Gleisquerung vom bergseitig auf den rheinseitig gelegenen Bahnsteig - vorher einzige Möglichkeit für körperbehinderte Schüler, in Rhöndorf Züge Richtung Süden zu erreichen - wurde 2010 aus Sicherheitsgründen entfernt. Der Petitionsausschuss stattete dem Bahnhof im Juli 2011 einen Besuch ab und bestätigte die Notwendigkeit des Umbaus.

Dass ein solcher in ein Modernisierungsprogramm der Bahn einfließen könnte, scheint immerhin theoretisch möglich. In der Modernisierungsoffensive II (MOF II) der Bahn wurden und werden seit 2009 insgesamt 108 kleinere und mittlere Bahnhöfe in Nordrhein-Westfalen aus- und umgebaut.

Ein Ansatzpunkt ist die barrierefreie Ausgestaltung, gefördert vom Land. Im Rahmen der ersten Offensive wurden laut Mobilitätsportal NRW rund 90 Stationen modernisiert. 2008 schlossen das Land, die Aufgabenträger (Nahverkehr Rheinland, Verkehrsverbund Rhein-Ruhr und Nahverkehr Westfalen-Lippe) und die DB Station & Service AG eine Rahmenvereinbarung zur MOF II.

Die Finanzierung erfolgt durch Bund, Land und einen Eigenanteil der DB AG. Bis Programmende (voraussichtlich 2017) sollen

407 Millionen Euro investiert sein. Rhöndorf ist laut DB Station & Service AG zurzeit "in keinem Förderprogramm enthalten". Der NVR geht davon aus, dass die Voraussetzungen für Aufnahme bestehen. Die DB machte auf Anfrage keine Angaben.

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