Bad Honnefer Tafel Eine Zusatztüte zum Geburtstag

BAD HONNEF · In drei Stunden beginnt die Ausgabe der Bad Honnefer Tafel, aber der Warteraum ist schon gut gefüllt an diesem Montag. "Es ist nicht so, dass die letzten nichts mehr bekommen. Aber viele kennen sich mittlerweile und wollen miteinander reden", sagt Petra Kunau-Goertz.

 Die Ehrenamtlichen packen die gespendeten Lebensmittel in Tüten ab.

Die Ehrenamtlichen packen die gespendeten Lebensmittel in Tüten ab.

Foto: Frank Homann

Sie gehört mit Dagmar Neugebauer und Friedhelm Staudt zum Leitungsteam, unter dem 30 Ehrenamtliche Woche für Woche Essenspakete für Bedürftige vorbereiten und zusammenpacken. Gestern vor genau sechs Jahren hat diese von der Arbeiterwohlfahrt Bonn/Rhein-Sieg (Awo) ins Leben gerufene Arbeit in Bad Honnef angefangen. Für die Kunden gab's aus diesem Grund eine Zusatztüte und für die Kinder ein Nikolausgeschenk.

Und immer noch wird hinter dem Wartezimmer in den Vormittagsstunden der Blumenkohl von seinen Blättern befreit, die Torte in gleichgroße Stücke geschnitten, werden die süßen Teilchen und das Brot auf Tüten verteilt. Awo-Kreisgeschäftsführer Franz-Josef Windisch ist an diesem Tag besonders eines wichtig zu erwähnen: "Ohne Ehrenamt wäre das hier nicht möglich." Trotz der vielen Helfer gebe es weiteren Bedarf an Ehrenamtlichen, die den Betrieb aufrecht erhalten. Nicht nur die Montagsausgabe beschäftigt die Tafel, sondern auch die Fahrten mit dem angeschafften Kühlwagen, den sie sich mit der Tafel in Königswinter teilen. Damit holen vier Fahrer die Waren beim Spender ab.

Friedhelm Staudt setzt sich Montagnachmittag noch ans Steuer, um einigen Kunden Lebensmitteltüten vorbeizufahren. Ältere Damen sind darunter, die nicht mehr gut zu Fuß sind. Eine sechsköpfige Familie schafft es nicht zur Essensausgabe, weil die Kinder klein sind und der Vater am Nachmittag arbeiten muss. "Ich bin froh über die Tafel. Aber mir bleibt das Lachen im Halse stecken, wenn ich darüber nachdenke, dass so viele Menschen auf Hilfe angewiesen sind", erklärt Franz-Josef Windisch.

Versorgte die Tafel am ersten Ausgabetag, am 8. Dezember 2008, 25 Haushalte sind es heute 85 bis 95. Die Awo hat in Bad Honnef, einer der Städte Nordrhein-Westfalens mit den durchschnittlich reichsten Bürgern, aktuell 168 Ausweise ausgegeben für 277 Menschen, darunter sind 62 Kinder. Zu den Ausweisinhabern zählen Rentner, die nicht genug zur Seite gelegt haben oder legen konnten, aber beispielsweise auch zwei Altenpfleger, die mit ihrem Gehalt nicht hinkommen. Franz-Josef Windisch nennt es "Armut trotz Arbeit".

"Ich habe das Gefühl, dass die Zahl junger Familien stark zugenommen hat", sagt Petra Kunau-Goertz. Manchmal schaffen sie es, wieder alleine Fuß zu fassen. Wenn Langzeitkunden plötzlich nicht mehr kommen, schaut Friedhelm Staudt noch einmal bei ihnen vorbei, ob alles in Ordnung sind: "Eine Familie sagte mir, sie brauche keine Hilfe mehr. Der Vater muss dafür aber in drei Jobs arbeiten."

Aktion Weihnachtskiste

Die Tafeln in Bad Honnef und Königswinter bitten wieder um Spenden bei der "Aktion Weihnachtskiste". Bürger können sich beteiligen und am Dienstag, 16. Dezember, von 10 bis 18 Uhr Pakete bei der Tafel am Kirchplatz 2 (Bad Honnef) und im Küferweg 5 (Königswinter) abgeben. Eine Kiste sollte gut verpackt sein und haltbare Lebensmittel enthalten wie Speiseöl, Kaffee, Konserven, Nudeln, Fertiggerichte, Honig oder Marmelade.

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