"Theater im Tunnel" in Erpel Ein Stück um Gefühle und Hoffnungen

ERPEL · Zielsicher schreitet Hanno Dinger alias Karl Heinz Timmermann, deutschstämmiger Leutnant der US-Truppen, durch den ehemaligen Eisenbahntunnel unter der Erpeler Ley. Ziel ist es, den Theatergästen anhand einer großen Karte die Lage zu beschreiben, wie sie sich der kleinen Vorhut der 9. US-Panzerdivision am 7. März 1945 um 11 Uhr darstellte.

 Die Ereignisse aus dem März 1945 vergegenwärtigen die Schauspieler am Originalschauplatz, im Tunnel an der Erpeler Ley.

Die Ereignisse aus dem März 1945 vergegenwärtigen die Schauspieler am Originalschauplatz, im Tunnel an der Erpeler Ley.

Foto: Frank Homann

Von Meckenheim aus hatte sich die US-Truppe Richtung Rhein vorgearbeitet, soeben das Waldschlösschen am Apollinarisberg oberhalb von Remagen erreicht. Von dort aus sollten die Soldaten die zur Ludendorffbrücke nachrückende Division sichern. Von einer Einnahme oder gar einer Rheinüberquerung stand nichts in den Befehlen von General Omar Bradley, Oberbefehlshaber der 12. US-Heeresgruppe. Es war vielmehr Timmermanns Entscheidung, von der linken Rheinseite aus den Angriff auf den Erpeler Brückenkopf zu beginnen.

Das ist die Situation, der sich die Zuschauer am Original-Schauplatz auch in der siebten Spielzeit zu Beginn des Schauspiels "Die Brücke" gegenübersehen. Die anschließenden Geschehnisse im Tunnel hat Walter Ullrich, Intendant der Landesbühne Rheinland-Pfalz, erstmals 2006 auf Anregung des Kultur- und Kunstkreises "Ad Erpelle" in Szene gesetzt. Die Basis bildet der romanhafte Bericht von Rolf Palm "Die Brücke von Remagen".

"Bei aller Realitätsbezogenheit: Es geht nicht um eine Dokumentation der militärischen Aktionen. Das Schauspiel ist im Sinne historischer Dramen natürlich Fiktion", so der Vorsitzende von "Ad Erpelle", Edgar Neustein. Nicht die Militärgeschichte stehe im Vordergrund. Es gehe vielmehr um die Menschen, die im Tunnel Schutz gesucht hätten und die ihn verteidigen sollten, es gehe um ihre Gefühle und Hoffnungen.

Das Interesse an dem Stück sei ungebrochen. "Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg, vor 75 Jahren der Zweite Weltkrieg", so Neustein. Im Ersten Weltkrieg sei die nach General Ludendorff benannte Rheinbrücke als Rüstungsstraße für den Krieg gegen Frankreich gedacht gewesen, im Zweiten Weltkrieg habe sie vor allem dem Rückzug der geschlagenen deutschen Truppen gedient. "Wir wollen, dass es keinen dritten Weltkrieg mehr gibt: Das ist die Botschaft dieses Stückes", so Neustein. Und so beendet Timmermann jede Aufführung mit eindringlichen Worten Bertold Brechts: "Das stolze Karthago führte drei Kriege. Nach dem ersten war es noch mächtig, nach dem zweiten noch bewohnbar. Nach dem dritten Krieg war es nicht mehr auffindbar!"

Die Aufführungen

Die Aufführungen "Die Brücke" im "Theater im Tunnel" hinter den Zwillingstürmen an der B 42 beginnen bis einschließlich Sonntag, 14. September, mittwochs, donnerstags und freitags um 19.30 Uhr sowie samstags und sonntags um 15.30 Uhr. Karten zum Preis von 17,50/19,50 Euro gibt es im Kleinen Theater Bad Godesberg, Telefonnummer 0228/362839, bei Lotto-Shop-Siebertz in Erpel, Kölner Straße 12, Telefonnummer 02644/809885. Weitere Informationen unter www.ad.erpelle.de.

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