Interview mit Professor Piet Bovy Ein Flugplatz für einen Tag

Ein Flugplatz in Rheinbreitbach? Erbaut an einem Tag? Die Unkeler und Rheinbreitbacher Heimatfreunde beleuchten 70 Jahre nach Kriegsende in einem Vortragsabend diese Fragen. Innerhalb eines Tages planierten die Amerikaner eine Obstwiese zu einem kleinen Flugplatz. Mit dem Referenten, Professor Piet Bovy vom Heimatverein Unkel, sprach Alev Dogan.

 Improvisierter Start- und Landeplatz: Eine Obstwiese bei Rheinbreitbach wurde 1945 für militärische Zwecke genutzt.

Improvisierter Start- und Landeplatz: Eine Obstwiese bei Rheinbreitbach wurde 1945 für militärische Zwecke genutzt.

Foto: Heimatverein

Herr Bovy, was geschah am 22. März 1945 in Rheinbreitbach?
Piet Bovy: Das ist schon eine sehr komische Geschichte, die da passierte. Die Amerikaner haben innerhalb eines einzigen Tages eine Obstwiese zu einem Flugplatz umgeplant, um ihre Verwundeten zu transportieren. Das war ein für Europa einmaliges Ereignis.

Was machte es denn einzigartig?
Bovy: Die Transporte gingen via Segelflugzeuge. Das erfordert eine ganz besondere Flugtechnik, worauf ich in meinem Vortrag eingehen werde. So etwas hatte es zuvor nicht gegeben und das kleine Rheinbreitbach beziehungsweise Unkel waren Schauplatz dieses historischen Geschehnisses.

Können Sie den Kontext ein wenig erläutern?
Bovy: Die Amerikaner kamen mit Amphibienfahrzeugen von der anderen Rheinseite, von Remagen . . .

Amphibienfahrzeuge?
Bovy: Das waren Flugzeuge, die sich zugleich auch zu Wasser, besonders auf Flüssen, fortbewegen konnten. Jedenfalls wurde besagte Obstwiese, gelegen zwischen Unkel und Rheinbreitbach, wo jetzt die Bundesstraße 42 ist, zu einem Flugplatz umgebaut. Noch am gleichen Tag wurden mit gewagten Manövern die verwundeten Soldaten mit Spezialseglern nach Frankreich ausgeflogen. Er wurde aber nur einen Tag lang benutzt. Die Truppen kamen so schnell ostwärts, dass der Flugplatz seine ursprüngliche Aufgabe rasch verlor.

Wie kamen sie überhaupt auf dieses Thema?
Bovy: Sie müssen wissen, es gibt jede Menge Hobbymilitärforscher. Ein solcher aus Holland hatte dem Geschichtsverein Unkel einen Brief geschrieben, ob man ihm Informationen über diesen improvisierten Flugplatz geben könne. Wir wussten zunächst gar nicht, wovon der gute Mann da sprach, keiner aus dem Verein hatte von so einem Flugplatz je gehört. Auch im Stadtarchiv waren keinerlei Informationen zu finden. In geselliger Runde fragte ich dann noch einmal rum, ob jemand mal von dieser Sache gehört habe. Und da streckte sich eine Hand empor: "Ich weiß davon, ich habe das alles gesehen." Nach und nach fanden wir noch mehr Zeitzeugen, die ihre Erinnerungen mit uns teilten. Die werden übrigens auch auf dem Vortragsabend sprechen.

Wie viele Zeitzeugen sind es?
Bovy: Vier Zeitzeugen. Zwei aus Rheinbreitbach, einer aus Unkel und einer aus Bad Honnef. Sie sind alle über 80 Jahre alt.

Sind das Ihre einzigen Quellen? Die Aussagen der Zeitzeugen?
Bovy: Nein, denn etwas später habe ich entdeckt, dass die amerikanischen Archive jede Menge zu diesem Ereignis katalogisiert haben. Denn dieser Transport mit Segelflugzeugen war auch für sie ein Experiment. Also haben sie die Flüge mit Bildern und Schriftstücken dokumentiert - zum Teil sogar mit bewegten Bildern, also Filmen. Um zu beweisen, dass es geklappt hat und um einen dokumentarischen Nachweis für die Funktionsweise zu haben.

Der Vortragsabend findet am Mittwoch, 25. Februar, um 19 Uhr im Burghotel AdSion, Schulstraße Rheinbreitbach, statt. Der Eintritt ist frei.

Zur Person

Der gebürtige Maastrichter Piet Bovy hat an der TH Aachen studiert und bis zu seiner Emeritierung eine Professur für Bauingenieurwesen an der Universität Delft innegehabt.Bovy ist seit 2005 Mitglied im Geschichtsverein Unkel. Er ist der Erste Vorsitzende des Vereins.

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