Interview mit Malu Redeligx "Die Schützenbrüder nehmen mich ernst"

Nicht um die Wurst, sondern um die Ente ging es jüngst im Rhöndorfer Schützenhaus. Die Frauen der Sankt-Hubertus-Schützengesellschaft hatten zum traditionellen Entenschießen gebeten - eine Einladung, die sich etwa drei Dutzend Schützenfrauen aus befreundeten Vereinen in Aegidienberg, Bad Honnef sowie Nieder- und Oberdollendorf nicht entgehen ließen. Längst nämlich sind schießende Frauen in den Schützengesellschaften keine Ausnahme mehr. Prominentes Beispiel: Marie-Luise "Malu" Redeligx, die im vergangenen Jahr den Königsvogel der Rhöndorfer Schützen abschoss und bei vielen Wettbewerben erfolgreich war.

 Die Ente und das Ziel im Blick: Malu Redeligx beim Entenschießen.

Die Ente und das Ziel im Blick: Malu Redeligx beim Entenschießen.

Foto: Frank Homann

Wieso ist das Entenschießen eigentlich nur für Frauen?
Malu Redeligx:
Es ist selten, dass wir Schützendamen mal unter uns sind. Darum wird die Veranstaltung so gut angenommen. Wir Frauen wollen uns den gemütlichen Nachmittag bei Kerzenschein und Klaaf, bei Kaffee und Kuchen unbedingt hochhalten. Abends zum Essen dürfen die Männer gern wieder dazu stoßen.

Sind Frauen in vielen Vereinen und Gesellschaften immer noch in der Unterzahl?
Redeligx: Aktiv schießende Frauen schon. Und das, obwohl unsere meisten Männer ja verheiratet sind.

Woran liegt das?
Redeligx: Ich glaube, viele trauen sich das Schießen nicht zu. Aber bei manchen ist es wohl auch der alte Zopf, dass das Schießen den Männern vorbehalten ist. In historischen Gesellschaften ist diese Einstellung sicher noch stärker verbreitet. Im Bereich des Rheinischen Schützenbundes ist man aber heute ganz emanzipiert. Fest steht auch, dass viele Frauen definitiv Spaß am Schießen haben, das sehen wir bei jungen Familien, die in unseren Verein zum Training am Dienstagabend kommen. Außerdem schießen Frauen sowieso besser als Männer. (scherzhaft!)

Und was meinen Sie sind die Gründe dafür?
Redeligx: Der niedrigere Blutdruck und Ruhepuls machen vieles aus. Wenn ich müde und satt bin, habe ich die besten Ergebnisse. Diese Devise passt bei mir eigentlich immer. Kaffee, Cola oder andere anregende Getränke sind für mich daher vor einem Wettkampf tabu.

Was macht für Sie den Reiz des Schießsports aus?
Redeligx: Schießen ist eine Sportart, die mich nach einem hektischen Tag total runterkommen lässt. Außerdem bietet der Sport immer neue Herausforderungen, weil ich mich ständig weiterentwickeln kann. Momentan bin ich dabei, mich im Kleinkaliber zu perfektionieren. Mein Steckenpferd ist und bleibt aber das Luftgewehr. Außerdem mag ich den Zusammenhalt und die Gemeinschaft in unserer Mannschaft, auch wenn ich oftmals die einzige Frau bin.

Wird man als Frau denn von den Schützenmännern ernst genommen?
Redeligx: Oh ja, meine Schützenbrüder nehmen mich ernst. Nicht zuletzt, weil ich beste Ergebnisse habe. Natürlich gibt es hin und wieder noch Männer - nicht bei den Sankt-Hubertus-Schützen Rhöndorf -, die sich wie anno dazumal aufführen. Unsere Schützen sind sehr loyal und auch stolz, wenn ich wieder irgendwo gut abgeschnitten habe.

Wie sind Sie eigentlich zum Schießen gekommen?
Redeligx: Mein Vater hat mich schon mit fünf Jahren ans Luftgewehr gestellt. Für mich war es dann selbstverständlich, dass ich zu den Schützen dazu gehören möchte, und dann auch in der dritten Generation bei den Rhöndorfer Schützen herzlich aufgenommen wurde.

Gibt es ein Erlebnis, an das Sie sich besonders gerne erinnern?
Redeligx: Als wir auf Einladung des Präsidenten des bayerischen Schützenbundes am Festzug des Münchener Oktoberfestes teilnehmen durften. Das war gigantisch.

Zur Person
Marie-Luise Redeligx, geborene Haller, kurz "Malu" genannt, war im Jahr 2011/2012 die erste Schützenkönigin der Rhöndorfer Sankt-Hubertus-Schützengesellschaft. In diesem Jahr regiert die 59-Jährige an der Seite ihres Mannes Winfried, der im August den Königsvogel abgeschossen hat. Sie ist außerdem amtierende Bezirksschützenkönigin. Auch ihre Eltern, die bis heute aktiv in den Seniorenmannschaften kämpfen, und Großeltern waren aktive Mitglieder im Schützenverein.

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