Folkband gastiert im Bad Honnefer Feuerschlösschen Die Renaissance des Banjos

BAD HONNEF · Gäbe es in der Familie der Folkinstrumente den unliebsamen Verwandten, hinter dessen Rücken stets süffisant getuschelt wird, es wäre zweifellos das Banjo. Der kleine Cousin der Ukulele genießt bisweilen einen bescheidenen Ruf als Hillbilly-Werkzeug und hat die fragwürdige Ehre, in zahlreichen Musikerwitzen verewigt zu sein. "Was wirft man einem Banjospieler in Seenot zu?" Na klar: "Sein Banjo".

 "We Banjo 3" spielten Folk im Feuerschlösschen.

"We Banjo 3" spielten Folk im Feuerschlösschen.

Foto: Frank Homann

Doch dem Instrument könnte eine Renaissance bevorstehen: In der Grafschaft Galway an der Westküste Irlands regt sich Widerstand gegen das Stigma.

Unter dem Namen "We Banjo 3" haben sich zwei irische Brüderpaare zusammengetan, um mit einer unnachahmlich explosiven Mischung aus Americana, Bluegrass, Roots-Music und traditionellem Irish Folk für das Banjo zu werben. Auf der jüngsten Ausgabe von "Folk im Feuerschlösschen" zeigten "We Banjo 3", was sich aus dem Banjo herauskitzeln lässt.

Vier Mitglieder, zwei Banjos, aber die "3" im Namen - "Ja, den Bandnamen hätten wir vielleicht besser wählen können", mussten die Jungs eingestehen.

Begonnen hatten "We Banjo 3" jedoch als Trio, bestehend aus David Howley (Gitarre, Gesang), Martin Howley und Enda Scahill (beide Banjo, Mandoline); erst eine Weile später stieß mit Fergal Scahill (Geige, Percussion) der Vierte dazu.

Vom allerersten Stück an riss das Quartett sein Publikum mit. Technisch anspruchsvoll, stilistisch abenteuerfreudig und mit unbändigem Feuer und Groove fegten die Ausnahmemusiker wie ein Lauffeuer durch den Saal. Sie gaben sich mal rockig-innovativ, mal sanft-konventionell und bezauberten mit fetzigen Riffs, eingängigen Melodien und optimistischen Refrains. Atemberaubend schnelle Soli gab es als Sahnehäubchen obendrauf.

Die Freude an der Livemusik - Späße mit dem Publikum und humorvolle Anekdoten inklusive - trieb die Vollblut-Folker an und versprühte in eine erfrischend lebhafte Stimmung. Für gezückte Fotoapparate wurden sogar fleißig Grimassen geschnitten oder kleine Showeinlagen eingestreut.

Ob das wundervoll sanfte "Lonesome Road" oder ein Cover der berühmten Country-Ballade "The Long Black Veil" oder auch die wohl temperamentvollste Eigenkomposition des Konzerts namens "The Fox"; musikalische Genregrenzen überstiegen "We Banjo 3" so leichtfüßig, dass man zwischenzeitlich nicht so recht sagen konnte, ob man gerade irisches Liedgut mit amerikanischem Touch oder US-Folk mit irischen Anleihen geboten bekam.

Die aufstrebenden Innovateure aus Irland boten ungebändigte, pulsierende Musik für Junge und Junggebliebene. "We all need more banjos in this world" - dem inoffiziellen Credo der Band, gesungen von David Howley, konnte nach knapp zwei Stunden höchster Unterhaltung wohl niemand widersprechen.

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