Interview mit Maria Vreden Bascón "Die Menschen fair behandeln"

Bad Honnef · Amnesty International (ai) schlägt Wellen. Auf dem Teich des Reitersdorfer Parks wird die neue Bad Honnefer Jugendgruppe von ai am kommenden Freitag mehrere hundert Papierboote auf die Reise schicken. Mit Maria Vreden Bascón von der Jugendgruppe sprach Roswitha Oschmann.

 Hoffnung auf ein besseres Leben: Flüchtlinge auf einem Boot im Mittelmeer.

Hoffnung auf ein besseres Leben: Flüchtlinge auf einem Boot im Mittelmeer.

Foto: ANSA / ITALIAN NAVY

Das wird keine Spaß-Regatta?
Maria Vreden Bascón: Wir möchten mit unserer Aktion am "Internationalen Tag der Flüchtlinge" auf die prekäre Situation der über 18 Millionen Flüchtlinge weltweit aufmerksam machen, besonders aber auf die Bootsflüchtlinge im Mittelmeer.

Gerade erst sollen wieder 500 Bootsflüchtlinge ihr Leben verloren haben...
Vreden Bascón: Amnesty International schätzt, dass seit dem Jahr 2000 etwa 23 000 Menschen auf dem Weg über das Mittelmeer ums Leben kamen. Die "Festung Europa" kostet immer mehr Menschenleben. Europa schottet sich ab. Hunderte Menschen sterben jedes Jahr bei dem Versuch, die europäischen Küsten zu erreichen. Meine Mutter ist Spanierin. Sie ist in Melilla geboren, wo der große Zaun steht. Beim Besuch dieses Ortes habe ich diese Grenzbefestigung angesehen, die illegale Einwanderer aus Afrika davon abhalten soll, in diese spanische Exklave zu gelangen. Es hat mich beeindruckt.

Was möchte die Jugendgruppe mit ihrer Aktion erreichen?
Vreden Bascón: Es ist nicht das Ziel, unbegrenzte Einwanderung nach Deutschland zu fordern, sondern eine faire Behandlung der auf der Flucht befindlichen Menschen. Sie sind gezwungen, zu gehen. Wir möchten die Politiker aller EU-Staaten auffordern, sich für die Seenotrettung einzusetzen. Es muss sichere Zugangswege nach Europa und ordentliche Asylverfahren geben. So kann auch Schlepperbanden das Handwerk gelegt werden. Das Problem kann auch nicht Italien allein aufgebürdet werden, vor deren Küste sich diese Dramen abspielen.

Was können die Schiffchen im Reitersdorfer Park bewirken?
Vreden Bascón:
Wir sammeln während der Aktion Unterschriften für eine Petition an die Bundeskanzlerin und hoffen, dass viele Zuschauer kommen. Die Boote werden von Schülern des Gymnasiums Nonnenwerth und des Sibi gebastelt. Sie tragen die Aufschrift "SOS Europa". Ich falte mit Schülern der siebten Klasse am Dienstag die Schiffchen. Jedes Kind soll außerdem auf sein Boot schreiben, was es auf eine Flucht mitnehmen würde, und wird erkennen, wie schwer es ist, die Heimat zu verlassen. Für die Boote gibt es ein Faltpapier von Amnesty, denn es werden von vielen ai-Gruppen Tausende Papierboote aufgestellt. Anne Wegner, die unsere Jugendgruppe betreut, hatte die Idee, dass wir uns anschließen.

Wie sind Sie zu der neuen ai-Jugendgruppe in Bad Honnef gelangt?
Vreden Bascón: Ich wollte gern etwas tun. Mich hat eher die soziale Seite interessiert. Aber ich habe festgestellt, dass die Politik damit zusammenhängt und nicht das langweilige Thema ist, wie ich vorher glaubte. Über einen Bekannten meines Vaters kam ich in Kontakt mit Amnesty. Meine Freundin Amina Allibe schloss sich an. Außerdem machen Anne-Sophie Peter, Paulina Leppin und Annika Hensel mit. Vielleicht können wir mit der Boots-Aktion noch weitere Jugendliche zum Mitmachen gewinnen.

Die Aktion "SOS Europa" der ai-Jugendgruppe startet am Freitag, 26. September, 18 Uhr, am Weiher des Reitersdorfer Parks. Internet: www.amnesty-badhonnef.de

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