Dieter Meschede im Interview Der wissenschaftliche Leiter des Physikzentrums über Eier

BAD HONNEF · Die Voraussetzungen stimmen: "Ich mag Eier", sagt Dieter Meschede. Der wissenschaftliche Leiter des Physikzentrums Bad Honnef ist so gar nicht der klischeehaft verhuschte Naturwissenschaftler, der eigenbrötlerisch in Laboren tüftelt. Er empfängt den GA im Institut für Angewandte Physik in Bonn.

 Dieter Meschede führt ein populäres Experiment vor.

Dieter Meschede führt ein populäres Experiment vor.

Foto: Homann

Was mögen Sie an Eiern?
Meschede: Ich esse sie gerne. Nur in Japan wird es problematisch. Da serviert man Eier sowohl roh als auch gekocht. Und ich kann kein Japanisch.

Und als Physiker, ist das Ei da ein besonderer Gegenstand?
Meschede: Ein Ei ist trotz seiner dünnen Schale ein relativ stabiles Objekt, das rotieren kann. Zudem ist es sehr nah an der Kugelform. Das macht es durchaus interessant für uns. Ich führe mit Studenten regelmäßig einen Versuch mit Eiern durch.

Mit gekochten oder mit rohen?
Meschede: Beides. Denn die Fragestellung lautet: Welches Ei bewegt sich schneller eine Schräge hinunter.

Ich tippe, das gekochte Ei...
Meschede: Falsch! Das gekochte Ei ist ein starrer Körper. Das heißt, bei ihm muss jedes Teil von der Gewichtskraft in Rotation versetzt werden. Das kostet Extraenergie. Beim rohen Ei ist der innere Teil flüssig. Es reicht, wenn die Schale rotiert, der Rest fährt wie in einem Reifen die Schräge hinunter.

Damit wäre nun auch wissenschaftlich erwiesen, dass ein rohes Normalo-Ei ein Osterei bei einem Wettrennen immer besiegen würde. Auf der Suche nach einem geeigneten Fotomotiv führt der Weg derweil durch die zahlreichen Labore des Bonner Instituts, in denen mit Lasern experimentiert wird. Auch Meschedes Studenten steigen in die Überlegungen zum Thema Ei mit ein. Hier herrschen zwar strenge Sicherheitsvorschriften, doch der Gedanke, ein Ei mit einem Laser zu behandeln, weckt bei den Studenten die ein oder andere Fantasie.

Kann man ein Ei per Laser eigentlich auch kochen?
Meschede: Grundsätzlich ist das bestimmt möglich. Aber es würde sehr lange dauern. Die Frage ist ja auch: Warum sollte man das machen?

Wie passen Ei und Lasertechnik zusammen?
Meschede: Das ist eher bei Oberflächenbehandlungen vorstellbar. Ostereier könnte man mit Lasertechnik sicher kunstvoll verzieren. Ich bin mir sicher, dass das auch schon gemacht wird.

Gibt es eigentlich irgendeinen Unterschied zwischen frischen normalen Eiern und Ostereiern, die schon länger im Supermarktregal stehen?
Meschede: Rein physikalisch gesehen nicht. Da ändert sich ja nichts. Diese Frage ist eher für Chemiker interessant. Das Osterei wird schneller faul werden.

Meschede ist ein absoluter Fachmann und beschäftigt sich seit rund 30 Jahren mit Fragen der Atom-, Molekül- und Quantenphysik. Ausgiebig mit Eiern und den zugehörigen Osterbräuchen beschäftigt hat sich der 1954 im Emsland geborene Ruderweltmeister im Männer-Achter für Leichtgewichte von 1976 aber noch nicht. Vom bei Kindern gern gespielten "Eiertitschen" oder "Eierdötschen", bei dem zwei Ostereier gegeneinander geschlagen werden, und der, dessen Ei nachgegeben hat, verliert, hat Meschede noch nie gehört.

Wenn Sie zu einem Duell "Eiertitschen" herausgefordert würden, was wäre Ihr Erfolgsrezept?
Meschede: Ich würde versuchen, dem Ei möglichst viel Stabilität zu verleihen. Je fester ich es in der Hand halte, desto mehr verhindere ich ja eine Deformation.

Macht es denn einen Unterschied, ob man schlägt oder das Ei nur hinhält?
Meschede: Nein, im Grunde nicht. Die freigesetzte Kraft ist ja dieselbe.

Was ist für Sie ganz persönlich das Gelbe vom Ei?
Meschede: Wenn es der Physik in Bonn gut geht. Und dafür ist der Standort des Physikzentrums in Bad Honnef schon eine starke Sache.

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