Interview mit Stefan Bergner Der Pfarrer und Fußballfan wird am Sonntag eingeführt

Am kommenden Sonntag wird der neue Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Aegidienberg feierlich in sein Amt eingeführt. Mit dem 49-Jährigen sprach Roswitha Oschmann.

 Jugendarbeit soll einer seiner Arbeitsschwerpunkte werden: Stefan Bergner.

Jugendarbeit soll einer seiner Arbeitsschwerpunkte werden: Stefan Bergner.

Foto: Oschmann

Mit Bad Honnef und Aegidienberg haben Sie Neuland betreten?
Stefan Bergner: Ich war als Kind mit meinen Eltern auf dem Drachenfels und vor drei Jahren mit einer Gruppe in der Jugendherberge in Bad Honnef. Jetzt bin ich hier angekommen und habe schon meine richtig tolle Konfirmandengruppe kennengelernt.

Wo haben Sie zuletzt Ihre Spuren hinterlassen?
Bergner: Ich war seit 1997 als Pfarrer der Evangelischen Landeskirche bei den Johannitern von Nordrhein-Westfalen für die Koordination der Kinder- und Jugendarbeit zuständig. In dieser Funktion als Jugendreferent war es mir wichtig, Brücken zu bauen zu Kindern und Jugendlichen, die keinen Bezug zur Kirche haben. Das passt zu meiner Geschichte. Ich bin auch nicht in einem besonders frommen Elternhaus aufgewachsen und fand meinen Konfirmandenunterricht eher schrecklich.

Und da hat es dann irgendwann ein Aha-Erlebnis gegeben?
Bergner: Es war kein frommes Bekehrungserlebnis. Dies habe ich nicht gehabt. Die Idee war: Was du vom Leben erwartest, das hat etwas mit Gott zu tun. Das war das Einschneidende.

Und wie kam es zu diesem Sinneswandel?
Bergner: Ich war mit 17 in den Herbstferien zu Einkehrtagen an der Evangelischen Akademie in Mülheim an der Ruhr eingeladen. Da hatte ich zum ersten Mal den Eindruck, dass uns der Pfarrer zuhört und ernst nimmt - es war die Zeit der Nachrüstung und der Pershing-II-Debatte. Dieser Pfarrer hat das Abendmahl mit uns mit Pizza gefeiert. Diese Tage waren ein prägendes Erlebnis und die Grundlage, um mich mit Theologie auseinanderzusetzen.

Aber Diskussionen und Pizza zum Abendmahl machen noch keinen Pfarrer...
Bergner: Ich war bis zum Einschreiben an der Uni auch noch unsicher. Ich wäre auch gerne Fußballreporter geworden.

Dann würden Sie nicht auf der Kanzel, sondern im Stadion vor einem Radio- oder Fernsehmikrofon "predigen". Ihr Lieblingsverein
Bergner: Gladbach und Dortmund, danach Bochum und Leverkusen, wo ich gewohnt habe.

Das passt doch. Die SFA-Erste schaffte nach 24 Jahren den Aufstieg in die A-Liga. Na gut, es ist nicht Bundesliga, sondern Kreisklasse. Aber dennoch. Da brauchen Sie jetzt auch einen Fan-Schal der Sportfreunde Aegidienberg?
Bergner: Da werde ich bestimmt auch mal ein Spiel gucken. Es ist wichtig, sich als Pfarrer im Kontext zu bewegen. Ich möchte jemand sein, den man auch neben den theologischen Fragen ansprechen kann. Es ist wichtig, Menschen mit ihren Lebensgeschichten zu Wort kommen zu lassen. Ich kann nicht Antworten haben, bevor ich die Fragen kenne. Ich muss erst einmal zuhören, wir haben nicht für alles Lösungen. Auf Glaubwürdigkeit kommt es an und dass man zu dem, was man denkt, auch steht.

Was möchten Sie theologisch mitgeben?
Bergner: Unser Leben ist uns geschenkt. Mit Geschenken kann ich unterschiedlich umgehen. Ich kann es in den Keller ins Regal stellen. Aber wir sind eingeladen, das Geschenk anzunehmen. Wir können und sollten es auspacken. Der Clou wäre es, wenn der Pfarrer ermutigen kann, dieses Geschenk des Lebens in der Gemeinde gemeinsam auszupacken und miteinander zu teilen.

Werden Sie in Ihrer Freizeit womöglich noch Fußball-Trainer in Aegidienberg?
Bergner: Weiß ich nicht. Aber Jugendarbeit ist mir ein echtes Anliegen. Sie soll ein Schwerpunkt der Gemeindearbeit in Aegidienberg werden, das war einer der Gründe, mich hier zu bewerben. Ich muss schauen, wie das geht - ich habe eine 75-Prozent-Pfarrstelle.

Sie waren häufig im Ausland ...
Bergner: Für die Gemeinde in Essen und für die Johanniter habe ich Projekte in Brasilien geleitet und war jedes Jahr dort. Im Umgang mit Jugendlichen habe ich in Brasilien viel gelernt. Die Sozialarbeiter dort haben sehr viel drauf. Sie müssen mit Jugendlichen umgehen, die in schwierigen Verhältnissen leben. Zuletzt war ich bei der Fußball-WM dort.

Sind Sie eigentlich selbst sportlich?
Bergner: Ich fahre Fahrrad und habe früher Volleyball und Fußball gespielt.

Der Einführungsgottesdienst findet am Sonntag, 28. September, 10.30 Uhr in der Friedenskirche in Aegidienberg statt.

Zur Person

Stefan Bergner (49) wurde in Remscheid geboren, wo er die ersten 20 Jahre seines Lebens verbrachte. Er studierte evangelische Theologie in Münster, Wuppertal, Marburg und Bochum. Nach seinem Vikariat und seiner Zeit als Pfarrer im Hilfsdienst in Essen wurde er 1997 Landesjugendreferent und später Fachbereichsleiter beim NRW-Landesverband der Johanniter mit Sitz in Köln. Zu Stefan Bergners Familie gehören seine Lebensgefährtin Bianca Esch und die beiden Kinder Jonathan (5) und Hannah (25).

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