Interview mit Christian Lohr "Das ist ein Anliegen der Jugendlichen"

BAD HONNEF · Für die einen sind sie Kunst, für die anderen Schmierereien, für viele ein Ärgernis. Die Rede ist von Graffiti. Werden sie ohne Einverständnis der Eigentümer aufgesprüht, wie zum Beispiel auf der Mauer der Realschule Sankt Joseph, der Fassade des Rathauses oder den Wegen in den Rhöndorfer Weinbergen, handelt es sich sogar um Straftaten.

 Will Wünsche der Jugend aufgreifen: Christian Lohr.

Will Wünsche der Jugend aufgreifen: Christian Lohr.

Foto: JU

Um Jugendliche vom kriminellen Sprayen abzuhalten, setzt sich die Junge Union Bad Honnef für eine legale Graffiti-Wand ein. Mit dem Vorsitzenden Christian Lohr sprach Gabriela Quarg.

Welche Idee steht hinter der Initiative der JU?
Christian Lohr: Wir möchten mindestens eine legale Graffitiwand im Bad Honnefer Stadtgebiet einrichten. Damit soll Graffiti-Künstlern eine Plattform geboten werden, sich vollkommen legal austoben zu können. Graffiti werden zwar gemeinhin immer mit unschönen Schmierereien assoziiert, doch dass sie eine bereichernde Art der Kunst sein können, zeigen nicht zuletzt die Verschönerungen der BHAG-Trafohäuser in Bad Honnef. Auch sind wir der Ansicht, dass präventive Graffitiprojekte kriminelle Aktivitäten in diesem Bereich verhindern können.

Gab es einen Auslöser für den Vorstoß?
Lohr: In der jüngsten Vergangenheit wurden unsere Mitglieder von Jugendlichen vermehrt auf dieses Thema angesprochen. Nachdem wir uns dann intensiv damit beschäftigt hatten, fanden wir unter anderem heraus, dass es bereits 2011 von der damals gegründeten "Change-Jugendorganisation" eine Umfrage unter Jugendlichen gab, die dieses Thema als das wichtigste Anliegen Bad Honnefer Jugendlicher herausstellte. Da sich seitdem nichts in dieser Richtung getan hatte, war uns klar, dass wir hier aktiv werden müssen.

Sind Sie überzeugt, Jugendliche durch eine legale Wand vom illegalen Sprayen abhalten zu können?
Lohr: Dass man durch eine solche Wand nicht alle illegalen Graffiti verhindern kann, sollte bei Betrachtung dieses Themas jedem bewusst sein. Doch in anderen Städten und Gemeinden war nach der Errichtung einer legalen Graffitiwand ein deutlicher Rückgang der illegalen Schmierereien zu verzeichnen. Gerade auch unter dem Aspekt, dass Jugendliche das Sprayen an einer legalen Stelle erlernen können und mit dieser legalen Stelle groß werden, sind wir zuversichtlich, die Anzahl illegaler Graffiti einzudämmen.

Wo könnte eine solche Wand stehen?
Lohr: Wir sind derzeit dabei, Standortvorschläge zu sammeln und zu prüfen. Zum einen müssen erst einmal Wände gefunden werden, die groß genug sind und eine geeignete Beschaffenheit aufweisen. Zum anderen müssen die Besitzverhältnisse der Wände geklärt werden, und es sollte zu keiner Belästigung von Anwohnern kommen. Ein möglicher Standort wäre zum Beispiel eine Außenwand der alten Wäscherei auf dem Mesenholl-Gelände. Wir sind auch weiterhin für jegliche Standortvorschläge dankbar.

Ist eine Zusammenarbeit mit anderen Jugendorganisationen geplant?
Lohr: Der Jugendhilfeausschuss der Stadt Bad Honnef hat damals mit einem Beschluss die Gründung einer Jugendbeteiligung gefordert, aus dem der sogenannte "Change Jugendverband" hervorging. Dieser hatte eine Umfrage unter Jugendlichen geführt und sich schon intensiv mit dem Thema beschäftigt. Unser Ziel ist es, uns nach der Sommerpause mit diesem Jugendverband zusammenzusetzen und dessen Erfahrungen in einer Zusammenarbeit rund um dieses Thema zu nutzen.

Wann könnte die Wand realisiert werden?
Lohr: Da dieses Projekt noch in den Kinderschuhen steckt, ist eine zeitliche Festlegung sehr schwierig. Meine Hoffnung ist aber, dass wir bis zum kommenden Frühjahr erste greifbare Ergebnisse erzielen. Da wir in der Bad Honnefer CDU-Fraktion vier Mitglieder der Jungen Union haben, glaube ich, dass wir dies mit den richtigen Argumenten sicherlich auch in höheren Gremien platzieren und mehrere Mitstreiter finden können um eine baldige Realisierung zu ermöglichen.

Zur Person

Christian Lohr ist seit 2011 Mitglied der Jungen Union (JU) Bad Honnef. Der 23-Jährige, der beruflich als Controller tätig ist und zudem Ökonomie studiert, interessiert sich politisch besonders für die Themen Jugendhilfe, Stadtentwicklung und Finanzpolitik. Er ist nicht nur Vorsitzender der JU Bad Honnef, sondern auch Mitglied im Vorstand des CDU-Stadtverbandes.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort