Zwei Lehrer stellen im Kunstraum aus Das Alltägliche einmal anders

BAD HONNEF · Sie erschließen sich nicht unbedingt auf den ersten Blick, die Parallelen der Kunst von Steffen Meier und Johannes Lotz. Und doch, sie sind unzweifelhaft vorhanden.

 Gemeinschaftsarbeit: Steffen Meier (links) und Johannes Lotz bereiten den Kunstraum für ihre Ausstellung vor.

Gemeinschaftsarbeit: Steffen Meier (links) und Johannes Lotz bereiten den Kunstraum für ihre Ausstellung vor.

Foto: Frank Homann

Beider Werke verändern den Blickwinkel auf oft Vertrautes, auf das vermeintlich Alltägliche am Wegesrand. Und beider Werke verdienen, nein: fordern die Betrachtung aus nächster Nähe, weil sich auf diese Art immer wieder Neues in ihnen entdecken lässt. Ab Sonntag, 24. August, sind ausgewählte Bilder von Steffen Meier sowie ebensolche Fotografien von Johannes Lotz beim Verein zur Förderung von Kunst & Kultur im Kunstraum am Rathausplatz zu sehen.

Es ist nicht die erste gemeinsame Ausstellung der beiden Künstler. Und Kunst ist nicht ihre einzige Schnittstelle. Meier und Lotz, beide Jahrgang 1975, sind Lehrer am Bornheimer Alexander-von-Humboldt-Gymnasium mit dem Schwerpunkt Kunst. Kennengelernt haben sich der gebürtige Siegener Meier und der aus Gießen stammende Lotz seinerzeit im Referendariat.

Die Vita Meiers beinhaltet nach dem erfolgreichen Studium - Kunst und Deutsch für Sekundarstufe I und II - unter anderem ein Praktikum am Museum für Gegenwartskunst in Siegen, die Mitarbeit an der dortigen Jugendkunstschule sowie seit 2011 jene als Dozent an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft. Lotz wiederum absolvierte das Studium an der Kunsthochschule Kassel bei Alf Schuler, erhielt 2003 den Preis des Kasseler Hochschulbundes. Und er machte sich in vielen Ausstellungen einen Namen, etwa in Stuttgart und Düren und in der Galerie der Columbia University/New York. Auch Meier kann seit 2006 auf die Teilnahme an einer Reihe von Ausstellungen verweisen.

Geheimnisvoll wirken Lotz' Fotografien, sie verfremden Konturen von Gebäuden oder Objekten oder definieren sie neu. Seine Motive findet der Fotograf bei Tageslicht, er bereitet jede Aufnahme sorgsam vor. Danach verleiht er den Objekten in der Nacht, teils mit künstlichem Lichteinfall, dann ihr neues "Gesicht". So erscheint die kantige Fassade des ehemaligen Regierungsbunkers an der Ahr als noch geheimnisvollerer Solitär, das metallerne Gerüst für Gewächstunnel nahe Lotz' Wohnort Brühl als Tunnel, der ins Ungewisse zu führen scheint.

Vor diesem Hintergrund stehen Meiers Zeichnungen und seine großflächigen Collagen im Kontrast zu Lotz' Fotografien: Leuchtende Farbe trifft auf alle Schattierungen der Nacht. Auch Meier bedient sich der Fotografie, die er in seinen Collagen teils übermalt, teils übersprüht oder mit verschiedenen Werkstoffen überklebt.

Auch hier reicht nicht alleine ein Blick: Zwischen den Farben blitzen Fotos hervor, von Gebäuden, U-Bahnhöfen oder Straßenzügen, deren Farbklang Meier zuvor ebenfalls variiert hat. Bewusst provozierte Unschärfen und Verwacklungen verleihen den Bildern eine zusätzliche Dimension.

Verein zur Förderung von Kunst & Kultur

Der Verein wurde 1987 gegründet. Das Startkapital bestand aus Überschüssen einer Ernst-Günther-Hansing-Ausstellung "Portrait und Abstraktion", die im Ratssaal stattfand und am 21. Mai 1986 mit der Enthüllung der Wandgestaltung Hansings eröffnet worden war. 1998 entstand der Wunsch, einen Kunstraum im Rathaus zu schaffen; infrage kam der Freiraum unter dem Ratssaal. 2002 hatte der Vorstand ausreichend Zusagen an Geld- und Sachspenden sowie Dienstleistungen, so dass mit dem Bau begonnen werden konnte.

Der "Kunstraum Bad Honnef" wurde im September 2003 mit einer Ausstellung der Rhöndorfer Maler Jens Petersen und Andreas Rein eingeweiht. Ende 2013 blickte der Verein bereits auf 84 Ausstellungen mit insgesamt 20 100 Besuchern zurück. Der Kunstraum erfreut sich auch bei Künstlern großer Beliebtheit. Die Liste der Bewerber für Ausstellungen ist lang, laut des Vereinsvorsitzenden Werner Osterbrink ist der Raum bis Ende 2015 ausgebucht. Weitere Bewerbungen werden deshalb erst wieder ab Mai 2015 für Ausstellungen ab 2016 entgegengenommen. Informationen unter www.kunstraum-badhonnef.de.

Die Ausstellung wird eröffnet am Sonntag, 24. August, 11 Uhr, im Kunstraum am Rathausplatz. Der Autor Uwe Habermann spricht zur Eröffnung. Die Werke sind zu sehen bis 14. September immer donnerstags und freitags, 16 bis 19 Uhr, und samstags und sonntags, 10 bis 13 Uhr.

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