Literarisches Quartett Buchkritik mit Augenzwinkern feiert Premiere

BAD HONNEF · "Gibt es im 'Quartett? ordentliche Analysen literarischer Werke? Nein, niemals. Wird hier vereinfacht? Unentwegt. Ist das Ergebnis oberflächlich? Es ist sogar sehr oberflächlich."

 Premiere im Rathausfoyer: Das Kritiker-Quartett (links im Bild, mit Moderator Rainer Quink) diskutiert vor Publikum.

Premiere im Rathausfoyer: Das Kritiker-Quartett (links im Bild, mit Moderator Rainer Quink) diskutiert vor Publikum.

Foto: Frank Homann

Rainer Quink, der Vorsitzende des Vereins "Literatur im Siebengebirge" (LiS), zitierte den verstorbenen "Quartett-Großmeister" Marcel Reich-Ranicki zum Auftakt des ersten Literarischen Quartetts, das "LiS" mit dem Förderverein der Stadtbücherei durchführte.

Bei der Premiere diskutierten Landtagsabgeordnete Andrea Milz, die Filmkritikerin Klara Schellhoss, Musikkenner Helge Kirscht und Stephanie Eichhorn, die ab Oktober die Stadtbücherei leiten wird, über das Buch "Ruhm" von Daniel Kehlmann. Quink führte zu Beginn in die neun Kapitel des schmalen Bändchens ein. Denn es stellte sich auf Nachfrage heraus: Längst nicht alle hatten "Ruhm" schon genossen.

Selbst die vier vom "Quartett" gingen zögerlich ran. "Ich hatte es auf dem Flughafen angefangen, aber erst später wieder aufgegriffen", sagte etwa Klara Schellhoss. Andrea Milz hatte von der Existenz des Werks ohnehin erst erfahren, als "LiS" sie einlud. Und sie gestand: "Beim ersten Mal habe ich das Buch überhaupt nicht verstanden."

Helge Kirscht konsumierte an einem Tag Film und Rezensionen und besuchte einen Literaturkreis, um sich fit zu machen für die Runde im Rathaus. Stephanie Eichhorn: "Nach der Vermessung der Welt, Kehlmanns erstem Roman, habe ich sehnsüchtig auf sein nächstes Buch gewartet." Speziell für diesen Honnefer Auftritt las sie "Ruhm" zum zweiten Mal.

"Die Kritiken sind ja sehr unterschiedlich. Da ist Kehlmann nicht gut weggekommen. Es sind tolle Geschichten. Aber ob es ein Roman ist, möchte ich nicht bewerten", so die Bibliothekarin. Für Filmkritikerin Schellhoss war es indes keine Frage: "Für mich ist es ein Roman." Kirscht stimmte ihr zu.

Andrea Milz meinte erfrischend ehrlich: "Für mich ist das kein Roman. Wenn ich die ersten 50 Seiten gelesen habe, schaue ich normalerweise nach, wie es ausgeht. Das bringt hier nichts, weil es neun Geschichten sind." Es entwickelte sich eine Diskussion, bei der Rainer Quink die Richtung angab.

Als "rational, kühl und konstruiert" bezeichnete Stephanie Eichhorn den Stil. Andrea Milz sagte: "Mir ging beim Lesen das Herz nicht auf." Eichhorn: "Es ist bei Kehlmann immer so - das mag man oder nicht." Helge Kirscht: "Mir als Autor hat der Schreibstil gefallen." Die Diskussion machte jedenfalls neugierig: Danach kauften Besucher "Ruhm" am Büchertisch.

Den Film zum Buch zeigt "LiS" am Freitag, 27. Juni, 18 Uhr im Hotel Commundo, Limbicher Weg 55 in Bad Honnef.

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