Landesgartenschau 2020 Bad Honnef geht leer aus

BAD HONNEF · Kamp-Lintfort am Niederrhein erhält den Zuschlag für die Ausrichtung der Veranstaltung. Bürgermeister Otto Neuhoff: Stadtentwicklung steht weiter im Fokus

 Beliebtes Ziel von Spaziergängern: Die Insel Grafenwerth.

Beliebtes Ziel von Spaziergängern: Die Insel Grafenwerth.

Foto: Frank Homann

Enttäuschung in Bad Honnef, Jubel in Kamp-Lintfort: Nicht das einstige "Nizza am Rhein", sondern die Stadt am westlichsten Rand des Ruhrgebiets richtet die Landesgartenschau 2020 in NRW aus.

In einer eigens einberufenen Pressekonferenz verkündeten Landesumweltminister Johannes Remmel und Bauminister Michael Groschek gestern die Entscheidung, die von einer Bewertungskommission vorbereitet worden war. Bad Honnefs Bürgermeister Otto Neuhoff war bereits am späten Abend zuvor von Remmel persönlich in Kenntnis gesetzt worden.

Neuhoff: "Die drei Bewerber haben ihr Bestes gegeben. Ich freue mich für Kamp-Lintfort und hoffe, dass die Stadt weiterhin so motiviert und fröhlich bleibt, diese große Aufgabe anzugehen." Gepunktet hatte Kamp-Lintfort laut Ministerium übrigens vor allem mit der Neunutzung ehemaliger Bergbauflächen.

Stadtrat entschied fast einstimmig für Bewerbung

Wie berichtet, hatte sich Bad Honnef erst im Spätsommer 2014 entschlossen, eine Machbarkeitsstudie für eine Landesgartenschau zu erarbeiten. Bei nur einer Gegenstimme entschied der Stadtrat später pro Bewerbung. Gemeinsam mit dem Büro RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten und der ift Freizeit- und Tourismusberatung GmbH wurde die Studie auf die Schiene gesetzt - mit Unterstützung aus der gesamten Region.

In gemeinsamer Sitzung sprachen sich die Planungsausschüsse des Rhein-Sieg-Kreises und der Stadt Königswinter dafür aus, die Bewerbung zu unterstützen. Ergänzt wurde der regionale Schulterschluss durch die Bonner und ein Votum des Vereins Region Köln/Bonn. Die Landesgartenschau sei ein "regional bedeutsames Projekt", hieß es. Der Kreis unterstützte die Studie auch finanziell mit 25 000 Euro.

Mehrere Bürgerbeteiligungen fanden statt. Das Ergebnis: eine gut 150 Seiten starke Studie. Pünktlich zum 31. August gab Neuhoff dann die auf 230 Seiten angewachsene Bewerbungsmappe persönlich im Umweltministerium ab. Ende Oktober besuchte die Bewertungskommission, die einen Vergabevorschlag macht, alle Bewerberstädte, neben Bad Honnef und Kamp-Lintfort die Emschergenossenschaft mit Castrop-Rauxel, Recklinghausen, Herne und Herten. Von der Landesgartenschau versprechen sich die Städte generell einen Schub für ihre Stadtentwicklung. Immerhin wurden Investitionen in Städtebau und Infrastruktur, die sich um die Veranstaltung ranken, stets mit bis zu 60 Prozent aus verschiedenen Fördertöpfen bezuschusst.

"Ausgezeichneten Eindruck hinterlassen"

Ein Kuchen, von dem Bad Honnef jetzt erst mal nichts abbekommt. Denn trotz des beispiellosen Sprints von nur einem Jahr von der ersten Idee bis zur Bewerbung geht die Stadt für 2020 nicht als erste durchs Ziel. Remmel habe wissen lassen, dass Bad Honnef "einen ausgezeichneten Eindruck hinterlassen" habe, so Neuhoff.

Geholfen hat es nicht, ebenso wenig dieser ganz besondere regionale Aspekt: "Wir hatten schon die Erwartung, dass die Aussicht auf zwei regionale Großereignisse - Landesgartenschau und 250 Jahre Beethoven - im südlichen Nordrhein-Westfalen, die in Bonn und Bad Honnef zusammen stattfinden sollten, ein überzeugendes, ausschlaggebendes Argument sein würde", so Neuhoff gestern.

Stattdessen heiße es nun, sich weiterhin und verstärkt auf die Stadtentwicklung als Ganzes zu konzentrieren. Das Stichwort lautet: Integriertes Stadtentwicklungskonzept. Neuhoff: "Für Bad Honnef brechen jetzt auch so bessere Zeiten an." Dabei sei "der Rahmen teilweise bereits gesteckt". Auch in weiteren Bürgerbeteiligungen solle sich "ein ganzes Paket von Ideen ergeben, an deren Umsetzung die Stadt festhalten wird. Um unsere Stadt fit für die Zukunft zu machen, müssen wir an elementare Baustellen ran. Und da steht für mich an erster Stelle die Infrastruktur, zum Beispiel die Bahnhöfe."

Bedarf an einem Pflege- und Entwicklungskonzept

Auch die Renaturierung des Rhein-Altarms sowie die Gestaltung der Flächen auf der Insel Grafenwerth und am Rheinufer - allesamt Punkte, die in der Machbarkeitsstudie zentrale Rollen spielten - stünden "ganz oben auf der Prioritätenliste". Es bestehe Bedarf an einem Pflege- und Entwicklungskonzept, das hätten Experten der Bewertungskommission ebenfalls gesehen. Im Stadtgarten, der im Zuge des Straßenausbaus Girardetallee eine Neugestaltung erfahren könnte, solle es eine innovative Lösung zum Lärmschutz geben.

Vergebens gewesen sei die Arbeit also nicht: Die Studie sei ein Baustein, wie die Stadt in der Zukunft weiterentwickelt werden soll. Ereignisse wie Gartenschauen hätten auch in den Städten, die keinen Zuschlag bekamen, genau das ausgelöst. Carolin Böhm, Fachdienst- und Projektleiterin im Rathaus, teilte dazu mit: "Alle Akteure aus Bürgerschaft, Politik und Verwaltung sind nun sensibilisiert, haben gesehen, dass der Bedarf hoch ist, damit sich die Stadt freiraumplanerisch weiterentwickelt. Ich denke, wir haben mit der Bewerbung in kurzer Zeit eine gute Basis geschaffen, aus der wir Maßnahmen ableiten können."

Neuhoffs Fazit lautete: "Landesgartenschau verloren - Selbstbewusstsein gewonnen."

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