Interview mit Dorothée Efferoth Auch beim Trauern Vorbild sein

STIELDORF · Für Kinder ist der Himmel meist rosarot. Doch können schlagartig dunkle Wolken aufziehen, wenn ein nahestehender Mensch oder auch ein geliebtes Haustier stirbt. Wie sollten Eltern in dieser Situation reagieren? Wann ist die richtige Zeit, um mit Kindern über den Tod zu sprechen? Rat in solchen Situationen gibt Dorothée Efferoth.

 Bücher helfen, das Thema Sterben anzusprechen: Dorothée Efferoth mit Liana und Fabienne.

Bücher helfen, das Thema Sterben anzusprechen: Dorothée Efferoth mit Liana und Fabienne.

Foto: Frank Homann

Efferoth ist Erzieherin im katholischen Familienzentrum Sankt Margareta Stieldorf und ausgebildete Trauerbegleiterin. Sie bietet Sprechstunden zum Thema "Wenn Kinder trauern" an. Mit ihr sprach Gabriela Quarg.

Ab wann sollte man mit Kindern über das Thema Sterben und Tod sprechen?
Efferoth: Wenn die Kinder anfangen zu fragen. Man kann Eltern nur darin bestärken, so früh wie möglich über den Tod zu reden, und so natürlich wie möglich mit dem Thema umzugehen - nicht erst, wenn der Fall eingetreten ist. Das ist allerdings leider nicht die Regel. Meist ist es so, dass Erwachsene selber nicht mit Trauer und Tod umzugehen wissen und das Thema lieber verdrängen.

Wie kann man das Thema mit Kindern denn am besten angehen?
Efferoth: Es gibt wunderbare Bücher und Bilderbücher, auch schon für die Kleinsten. Zum Beispiel "Der alte Elefant" von Laurence Bourguignon und Valérie d'Heur, für Kinder ab fünf Jahren, erschienen im Brunnen-Verlag. Oder von Franz Hübner und Kirsten Höcker das Buch "Großmutter" (Michael Neugebauer Verlag), das schon für noch Kleinere geeignet ist. Solche Bücher dürfen auch ruhig im Regal im Kinderzimmer stehen.

Wie können Eltern helfen, wenn Kinder trauern?
Efferoth: Wichtig ist, das Kind in seiner Trauer zu begleiten. Emotionale Zuwendung ist das A und O, ein Kind muss sich angenommen und verstanden fühlen. Man sollte dem Kind signalisieren: Ich verstehe deinen Schmerz. Das betrifft jede Art von Trauer, nicht nur wenn es um einen Todesfall geht. Die Erfahrungen, die wir als Kinder im Umgang mit Tod und Trauer gemacht haben, bleiben uns bis ins Erwachsenen-Alter erhalten.

Und was, wenn es den Eltern selber schwer fällt, darüber zu reden?
Efferoth: Sich nicht verstellen, authentisch bleiben. Ein Kind darf auch ruhig unsere eigene Schwäche spüren, merken, dass uns etwas nahe geht. Kinder haben sowieso ganz feine Antennen für so etwas. Was soll ein Kind denn sonst von seinen Eltern lernen? Dass man seine Trauer nicht zeigen darf? Dass ich nicht weinen darf, wenn ich traurig bin?

Wie erklärt man Kindern den Tod eines Menschen?
Efferoth: Ehrlich bleiben, die Dinge beim Namen nennen: zum Beispiel: "Oma ist gestorben und sie wird auch nicht wiederkommen." Es ist nicht sinnvoll zu sagen, "der Opa schläft" oder "die Oma ist auf eine lange Reise" gegangen. Das kann später zu Verstrickungen und Missverständnissen führen.

Folgt dann nicht unvermeidlich die Frage nach dem Danach?
Efferoth: Die Antwort darauf zu finden, liegt bei jedem selber. Aus dem christlichen Kontext heraus versuchen wir den Kindern zu vermitteln, dass die Seele zu Gott geht. Dass der Mensch aber in unserer Erinnerung immer da sein wird und aus dieser auch nicht vertrieben werden kann. Hilfreich sind für Kinder kleine Rituale, wie zum Beispiel einen Luftballon mit den Wünschen oder Gedanken in den Himmel steigen zu lassen.

Sollten Kinder zu Beerdigungen mitgenommen werden?
Efferoth: Ja, vorausgesetzt, dass die Eltern dazu in der Lage sind oder eine enge Bezugsperson da ist, die sich um das Kind kümmert. Schön ist es, wenn es dem Verstorbenen zum Abschied etwas mitgeben darf, ein selbst gemaltes Bild zum Beispiel oder ein Spielzeug, so wie Erwachsene Blumen als letzten Gruß ins Grab werfen.

Zur Person:
Dorothée Efferoth ist 59 Jahre alt, ausgebildete Kinderpflegerin und Entspannungspädagogin. Sie arbeitet seit 35 Jahren als Erzieherin in Kindertagesstätten in der Region, seit fünf Jahren im Katholischen Familienzentrum Sankt Margareta Stieldorf. Seit 2008 engagiert sie sich beim Ökumenischen Hospizdienst "Ölberg" und hat dort auch eine Ausbildung zur Trauerbegleiterin absolviert.

Gespräche mit Dorothée Efferoth können unter der Rufnummer 0 22 44/9 18 53 20 vereinbart werden. Informationen zur Trauerbegleitung bietet auch der Ökumenische Hospizdienst "Ölberg" unter der Rufnummer 0 22 44/87 74 73.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort