Verschönerungsverein für das Siebengebirge Auch Städte und Kreis sollen zahlen

SIEBENGEBIRGE · Gleich mehrere wichtige Themen standen auf der Tagesordnung der gut besuchten Mitgliederversammlung des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge (VVS) am Donnerstagabend in Haus Schlesien.

Unter anderem ging es um die Trägerschaft des Naturparks Siebengebirge, den wegen Steinschlags gesperrten Nasseplatz, den Siegfriedfelsen und die geplanten Wildnisgebiete.

Trägerschaft

Bereits in früheren Versammlungen hatte der VVS-Vorstand klargestellt, dass der Verein nicht mehr in der Lage ist, die zahlreichen und teilweise sehr anspruchsvollen Aufgaben einer Trägerschaft zu übernehmen, da er nur mit ehrenamtlichen Kräften arbeitet. Aktuell werden lediglich die Geschäftsführung - eine Halbtagsstelle, die mit einer abgeordneten Kreismitarbeiterin besetzt ist - sowie Sachkosten gefördert.

Insgesamt geht es um 68.370 Euro. Um das Projekt Trägerschaft Naturpark künftig professionell anzugehen, sollen neben der Geschäftsführung, die wie bisher mit 40.000 Euro veranschlagt ist, zwei weitere Mitarbeiter, ebenfalls Halbtagsstellen, eingestellt werden. Kostenpunkt: 40.000 Euro.

Für Sach- und Projektkosten sind 70.000 Euro veranschlagt. Macht zusammen 150.000 Euro. "Wie Bettelmönche", so VVS-Vorsitzender Hans Peter Lindlar, ziehe man derzeit durch die Region. Denn der Rhein-Sieg-Kreis soll sich - berechnet auf Grundlage von Einwohnerzahl und Flächenanteil - mit 60.000, die Stadt Bonn mit 40.000, Königswinter mit 25.000, Bad Honnef mit 15.000 und Sankt Augustin mit 10.000 Euro beteiligen.

Die Koalition in Bonn, so Lindlar, habe ihm bereits Zustimmung signalisiert. Bei anderen - zum Beispiel Städten mit Haushaltssicherungskonzept - stellten sich noch fiskalische Fragen. Der Königswinterer Bürgermeister Peter Wirtz, der ebenfalls bei der Versammlung vorbeigeschaut hatte, betonte, er sei bislang noch nicht angesprochen worden. Der VVS-Vorstand wurde anschließend von den Mitgliedern beauftragt, die Verhandlungen zur Gründung einer zukunftsfähigen Neukonstruktion fortzuführen.

Nasseplatz

Wie berichtet, ist der beliebte Grillplatz, den der VVS vermietet, seit Jahresbeginn gesperrt. Grund ist die Steinschlaggefahr. "Wenn da einer vom Stein getroffen wird, sind wir dran", so Lindlar. Laut Gutachten kosten die Sicherungsmaßnahmen 70.000 Euro. Auch in diesem Fall habe man sich an Landrat und die Bürgermeister wegen finanzieller Unterstützung gewandt, bislang aber noch keine Antwort erhalten.

Siegfriedfelsen

Abgeschlossen ist hingegen die Felssicherung am Siegfriedfelsen. "Die Maßnahme wurde gemäß der Baugenehmigung der Stadt Bad Honnef ausgeführt", so Lindlar. Er stellte damit auch klar, dass der VVS sich als falscher Ansprechpartner bei der Kritik am weiterhin gesperrten mittleren Weinbergsweg sieht. "Dank der guten Arbeit des VVS als Träger der Maßnahmen konnte fast ein Drittel der geplanten Kosten eingespart werden", betonte Lindlar. Auch bei der Einzelmaßnahme des VVS am Siegfriedfelsen, bei der ein lockerer Brocken gesichert werden musste, blieb man deutlich unter den veranschlagten Kosten von maximal 165.000 Euro. Selbst dem Urteil zum Siegfriedfelsen - der VVS wollte sich wie berichtet von den Städten Honnef und Königswinter von Felssturzfolgen freistellen lassen - konnte der Vorsitzende viel Positives abgewinnen. Zwar habe das Gericht diesen "Blankoscheck" nicht ausgestellt, allerdings könne man aus der Verhandlung den Schluss ziehen, "dass wir es künftig auf einen Prozess ankommen lassen und erst einmal nicht zahlen werden". Im konkreten Fall sei dies allerdings nicht möglich gewesen, "denn bei Prozessende wäre der Weinbau tot gewesen".

Öffentlichkeitsarbeit

Der VVS möchte sowohl seinen Printprodukten wie auch seiner Homepage eine Frischzellenkur verpassen. In beiden Fällen stehe man kurz vor der Fertigstellung. Zudem sollen alle Mitglieder einen Ausweis erhalten, mit dem verschiedene Vergünstigungen einhergehen. Ebenfalls bald soll die neu konzipierte Ausstellung im Forsthaus Lohrberg der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Vor allem der Vize-Vorsitzende Klaus Breuer habe sich um die inhaltliche und äußerliche Gestaltung verdient gemacht. Zu sehen ist dann dort auch eine kleine Sonderausstellung zum Thema "Preußen im Rheinland".

Der VVS

Der Erhalt der Siebengebirgslandschaft und ihre Erschließung für den Tourismus waren das Ziel des 1869 im Bonner Hotel "Zum Goldenen Stern" gegründeten Verschönerungsvereins für das Siebengebirge (VVS), dessen erster Vorsitzender Excellenz a. D. Heinrich von Dechen wurde. 1922 wurde das Siebengebirge als eines der ältesten deutschen Naturschutzgebiete anerkannt, 1958 erhielt es den Status eines Naturparks. Der VVS hat rund 1800 Mitglieder. Ihm gehören 850 Hektar Land im Siebengebirge.

Die Geehrten

Auf dem Programm d standen auch zahlreiche Ehrungen für langjährige Mitgliedschaft.

Seit 25 Jahren sind Rainer Goerdeler, Professor Peter Gola und Karl Röhrig dabei. Seit 40 Jahren sind Manfred Borschdorf, Rosemarie Meier, Franz Möller, Günther von Holst und Gisela Winkhaus Mitglieder. Für 45 Jahre Mitgliedschaft wurden Martin Fusshöller, Heinrich Gräf, August-Jürgen Maske, Günther und Dorothee Oldenbruch sowie die Stadt Bad Honnef geehrt. Seit 50 Jahren unterstützen die Evangelische Kirchengemeinde, Franz Riscop und Josef Therré den VVS, seit 65 Jahren der Bürgerverein Rhöndorf, Gerhard Möller und Rolf Wortmann.

Die Lese- und Erholungsgesellschaft von 1787 sowie die Verbandsgemeinde Linz sind seit 80 Jahren Mitglied, die Deutsche Bank AG, die Köln-Düsseldorfer Rheinschifffahrt AG und Peter Mülhens Erben seit 85 Jahren. Die Rheinfähre Königswinter kommt gar auf 110 Jahre.

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