Der HCH wird 50 Jahre alt Als der Ball in der Suppenschüssel landete

BAD HONNEF · Hockey-Schläger aus Pakistan brachten die Honnefer auf den Geschmack. Jubiläumsfeier im Juni.

 1989: Die Nationalmannschaft (schwarze Hosen) prüft den Bundesligisten Schwarz-Weiß Köln.

1989: Die Nationalmannschaft (schwarze Hosen) prüft den Bundesligisten Schwarz-Weiß Köln.

Foto: HCH

Der Ball flog an einem Sonntagmittag des Jahres 1958 wie ein Komet durchs offene Fenster eines Hauses an der Kirchstraße. Und blubb - die Kugel landete in der Suppenschüssel. "Es folgte ein Riesentheater", erzählt Heinz-Dieter Plag lachend. Er stand damals als Bub mit an der "Abschussrampe" im Nachbargarten der Familie Schavoir. Vater Henry hatte als Journalist von einer seiner Reisen mit dem damaligen Bundesaußenminister Hockeystöcke aus Pakistan mitgebracht. Seine Söhne und deren Freunde fanden Gefallen daran, mit diesen Holzschlägern einem Ball nachzujagen. Henry Schavoir trainierte sie.

1959 schlossen sich die Akteure zunächst der neugegründeten Skiabteilung unter dem Dach des TV Eiche an. Aber: Ab 1. Januar 1965 hatten sie ihren eigenen Verein: den Hockey-Club Bad Honnef, der nun 50-jähriges Bestehen feiert. Bereits im "Vorherbst" der Vereinsgründung meldeten sich 40 Sportler schriftlich an. Auch ein Vorstand war schon am 27. November 1964 in der Vorbereitungsphase im Hotel Dell gekürt worden - mit Renate Schavoir als Chefin.

Das Protokoll der ersten Vorstandssitzung am 12. Dezember 1964 besagte beim Punkt Abwicklung des Austritts aus dem TV Eiche: "Bitte um freundschaftliche Trennung." Damals war dort schon Franz-Josef Neuhoff Vorsitzender. Der sollte rund 20 Jahre später noch einmal wichtig werden für den HCH. Es war in der Ära Ralf Vieregge, als die "Honnefer Hockeyisten" der Traum vom eigenen Rasenplatz umtrieb. Vorsitzender Vieregge fuhr täglich in seine Kanzlei nach Köln. Normalerweise mit dem Auto. Wochenlang nahm er den Zug mit dem Ziel, auf der Reise mit Neuhoff ins Gespräch zu kommen und dabei Weichen zu stellen. Der Eiche-Chef war nämlich mittlerweile Vizepräsident des Landessportbundes und saß quasi an der Quelle. Tatsächlich erhielt der HCH einen Zuschuss aus diesem Topf. 40 000 Mark erbrachten die Sportler aber auch als Eigenleistung. So gab es Platzaktionen, bei denen die Mitglieder zum Beispiel 2 000 Bodendecker rund um die neue Anlage hinter dem Menzenberger Stadion pflanzten.

Planer war Harald Wegener, der seit 23 Jahren selbst an der Spitze des HCH steht. 1989 wurde die Anlage, die den Namen "Dr.-Ralf-Vieregge-Platz" erhielt, offiziell eingeweiht. Ein Paukenschlag: Die deutsche Hockey-Nationalmannschaft trat aus diesem Anlass in Bad Honnef gegen Bundesligist Schwarz-Weiß Köln an.

In den Jahren zuvor hatte der HCH selbst sehenswerte Leistungen erzielt. Die Honnefer spielten in der Regionalliga, der zweithöchsten Klasse in Deutschland. Spieler wie Michael Lehmacher, Wilfried und Manfred Quadflieg und Ronny Schavoir standen in ihrer aktiven Zeit in Auswahlmannschaften. Volker Hoenig ist heute in der Ü55 Nationalspieler und wurde einst von Jugendtrainer Plag trainiert. Dieser war HCH-Mitglied der ersten Stunde. Plag: "Das war eine interessante neue Sportart, vorher spielte ich Fußball. Henry Schavoir hat uns Lausbuben das Spiel beigebracht. Seine Frau hat uns betüttelt. Sie hat auch den Bus gechartert, wenn wir Turniere besuchten."

Mit fünf Mannschaften ging es 1965 erstmals zu einem internationalen Turnier nach Bad Kreuznach. "Wir schliefen in Zelten. Nachts um halb fünf zogen wir durch die Stadt, spielten auf den Straßen Hockey und weckten die Kreuznacher."

Turniere im Ausland sind unvergessen. Plag unterstreicht: "Neben dem Sportlichen war immer das Miteinander beim Hockey-Club ein wichtiges Element." Zweiter Vorsitzender Wilhelm Strohmeier bestätigt: "Ich kam 1986 nach Bad Honnef. Ich wurde von allen so freundlich aufgenommen, als hätten sie auf mich gewartet - da habe ich mich gern im Verein engagiert."

Übrigens gab es Hockey schon einmal in Honnef. Der 1922 gegründete Wassersportverein erhielt schon bald eine Hockeyabteilung. Gespielt wurde auf Grafenwerth. Die Wirtschaftskrise einige Jahre später wirkte sich negativ aus. Und als 1936 die Mineralquelle erbohrt wurde, war Hockey auf der Insel obsolet. Da musste erst Henry Schavoir "Schäferstöcke" aus Pakistan mitbringen und für eine kometenhafte Wiedergeburt des Hockeysports in Honnef sorgen.

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