Interview mit Chorleiter Ulrich Hülder Als Prinzessin angefangen

BAD HONNEF · Das war ganz große Oper. Zum letzten Mal dirigierte Ulrich Hülder den MGV Liederkranz. Damit beendete der Chorleiter nach zwölf Jahren sein Engagement beim Aegidienberger Männergesangverein. Mit dem 58-Jährigen sprach Roswitha Oschmann.

 Dirigent Ulrich Hülder in seinem Element.

Dirigent Ulrich Hülder in seinem Element.

Foto: Frank Homann

Das Gründungsprotokoll des MGV Liederkranz vom 1. November 1875 ist auch von einem Vorstandsmitglied Joseph Hülder unterzeichnet. Das war Ihr...?
Ulrich Hülder: ...um Gottes willen, wenn ich das wüsste. Jedenfalls ein Vorfahre.

Ihr Vater Willy hat den Liederkranz ebenfalls dirigiert?
Hülder: Ja, etliche Jahre, von 1962 bis 1970.

Können Sie sich noch erinnern, wann Sie zum ersten Mal einem Männerchor zuhörten?
Hülder: Ich bin in dem Metier großgeworden. Mein Vater hat auch den Ittenbacher MGV Eintracht mitbegründet und über Jahrzehnte gelenkt. Ich habe auch selbst mitgesungen.

Fällt es Ihnen bei so großer Verbundenheit zum Liederkranz schwer, sich von Ihrer Aufgabe als Dirigent zurückzuziehen?Hülder: Es war eine schöne Zeit. Ich stamme aus Aegidienberg, ich kenne die Sänger, das ist eine Sache von persönlicher Zuneigung. Wir haben tolle Konzerte zusammen gemacht. Mit Oper habe ich hier angefangen, mit Oper höre ich nun auf.

Und auch mit einer Träne?
Hülder: Ja, aber ich verspreche mir von dem Wechsel einen neuen musikalischen Impuls für den Chor, vielleicht gelingt es auf diese Weise, Nachwuchs zu gewinnen.

Wie ist das zu verstehen?
Hülder: Ich bin mit der musikalischen Tradition der Männerchöre großgeworden, klassisch geprägt. Aber die Liederkranz-Personaldecke ist dünn. So ist es schwer, das Niveau des Chores zu halten. Mein Nachfolger Guido Wilhelmy legt andere Schwerpunkte. Er ist studierter Kirchenmusiker, bezieht aber ein größeres musikalisches Spektrum mit ein. Männerchöre haben es heute schwerer. Projektbezogene Chöre, bei denen lediglich ein Einsatz auf Zeit gefordert ist, haben dagegen Zulauf.

Worauf legen Sie künftig Ihre Schwerpunkte?
Hülder: Ich leite den Männergesangverein Eintracht Ittenbach weiter, der mit der Kölschen Weihnacht jedes Jahr viele Besucher anzieht, und den Kammerchor des Collegium musicum, der am 24. November ein Konzert gibt - dieses Mal mit Stabat Mater von Haydn und Mozarts Krönungsmesse. Seit meinem 15. Lebensjahr spiele ich immer wieder in einer Rockband. Zuletzt bei "Hätz". Vor einem Jahr habe ich mit Oscar C. Goossenaerts, Christian Brandt und Guido Oberhäuser die Gruppe "Jiff" gegründet. Ich singe und spiele Keyboard. Beim Parkfest in Rheinbreitbach hatten wir Premiere. Am 8. November treten wir im Bredershof auf.

Wann hatten Sie selbst eigentlich Ihren ersten Auftritt als Sänger?
Hülder: Am Sibi. Ich war die Prinzessin aus der Oper "Der Mann im Mond" von Cesar Bresgen. Lehrer Otto Ewers dirigierte.

Zur Person

Ulrich Hülder (58) stammt aus Aegidienberg. Er besuchte das Siebengebirgsgymnasium, studierte an der Musikhochschule Köln, Hauptfach Oboe. Er ist freiberuflicher Musiker, Chorleiter und erteilt Unterricht an der Musikschule Erftstadt seit über 20 Jahren in den Fächern Oboe und Klavier.

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