Streifzug durch die Geschichte Als Güllegestank die Menzenberger plagte

BAD HONNEF · Das duftete nun nicht gerade nach Eau de Cologne. Vom Hagerhof, der zwischen 1826 und 1854 auch Herrensitz der Familie Farina war, deren Vorfahre Johann Maria Farina um 1709 das erste Kölnisch Wasser kreierte, gingen plötzlich üble Gerüche aus.

 Ein Schmuckstück: Das Weingut Menzenberg.

Ein Schmuckstück: Das Weingut Menzenberg.

Foto: Homann

1927 kaufte der ehemalige Seidenfabrikant Martin Hölken das Anwesen, um dort ein landwirtschaftliches Mustergut zu errichten mit Ställen und auch einer Jaucheumwälzanlage.

Im Haus Gutenberg hielt Renate Mahnke, Vorsitzende des Vereins Gutenberghaus, einen Lichtbildervortrag über Menzenberg mit dem Untertitel "Dichtung, Musik und Wein". Und natürlich bezog sie auch Schloss Hagerhof in ihre Betrachtungen ein. Die Dungberieselung der Weideflächen überzog während Hölkens Ära das Menzenberger Tal zeitweise mit einem solchen Gestank, dass die Bewohner sich auch an Presse und Gerichte wandten.

Der streitbare Professor Coenders, dem das Haus Parzival sowie die Häuser Menzenberg Nummer 6 bis 8 gehörten, war Vorreiter dieses "Gülle-Kriegs". Einen Verbündeten fand er besonders im Schriftsteller Josef Winckler, der das Gärtnerhaus des Hagerhofes bewohnte. 1941 zog Hölken wieder ab. Die Luft war wieder rein.

Ihren Streifzug durch die Geschichte begann Renate Mahnke am Porzenkreuz, lenkte die Aufmerksamkeit auf die Ruinen des Aussichtsturms auf dem Hager Köppelchen und alte Weinbergsmauern, um dann im Menzenberger Tal die Häuser und die Geschichte der Menschen dort zu beleuchten. Die Referentin erinnerte daran, dass Menzenberg zwar keine eigene Honschaft war, aber ein selbstständiger Ortsteil. "Die Honnefer Hausnummernzählung begann auf der Zickelburg mit der Hausnummer 1, zog sich durch das Menzenberger Tal bis zur Nummer 12, später bis zur 15."

Der Aussichtsturm auf dem Köppelchen sei vermutlich von den Weyermanns errichtet worden. "Feste und Picknicks fanden hier statt." Der Elberfelder Fabrikant Abraham Weyermann hatte Gut Hagerhof 1854 von Farina-Tochter Margarethe Arndts gekauft. Sowohl die Farinas als auch die Weyermanns dürften mit Dichter Karl Simrock Kontakt gehabt haben, der sein Haus Parzival zum Tummelplatz von Literaten seiner Zeit machte.

So besuchten ihn die Brüder Grimm oder Ferdinand Freiligrath. Simrock hatte sich sein Paradies inmitten der Menzenberger Weinberge geschaffen, nachdem die Preußen den Juristen in Berlin wegen eines vermeintlich aufrührerischen Gedichts 1830 aus dem Amt geworfen hatten. Der spätere Germanistik-Professor nannte seinen Rotwein "Eckenblut".

Erbe Franz Weyermann ließ den Hagerhof umbauen. Der Wohltäter beteiligte sich an zahlreichen Stiftungen. Unter Sohn Walther und dessen Frau Franziska Emilie von der Leyen wurde der Herrensitz Schauplatz von Musikfesten. 1896 verbrachte Komponist Johannes Brahms dort die Pfingsttage. Renate Mahnke: "1885 hatte Menzenberg insgesamt acht Wohngebäude und 44 Einwohner."

Die Referentin zeigte Ansichten der noch bestehenden Gebäude, die liebevoll restauriert wurden wie etwa das Simrock-Haus durch Professor Helmut Arntz. Und sie berichtete auch von den Bemühungen, dort wieder Wein anzubauen wie schon vor Hunderten von Jahren.

Auf Simrocks Spuren

Am Sonntag, 22. März, führt Renate Mahnke einen Spaziergang durch Menzenberg. Treffpunkt ist um 14 Uhr am Porzenkreuz an der Ecke Karl-Simrock-Straße/An der Zickelburg. Dabei kommt es zu Begegnungen mit Simrock und den Brüdern Grimm, auch Brahmsche Musik ist zu hören.

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