Oberwinter Aalschokker "Aranka" zur Generalüberholung im Trockendock

BAD HONNEF · Die Aranka machte die Biege. Das knallrote Feuerwehrboot "RPL 7" packte sich den Aalschokker an die Seite und zischte damit ab - am Yachthafen vorbei Richtung Drachenfels, um die Spitze der Insel Grafenwerth herum und dann den Rhein aufwärts. Die Entführung aus dem Toten Arm? Mitnichten. Alles von langer Hand geplant.

Der Aranka e.V. spendiert dem Aalschokker eine Wellness-Kur. Einige Zuschauer gab es auch, die von der Grafenwerther Brücke aus das Manöver auf dem Altarm interessiert verfolgten. "Ahoi, gute Reise!": Das wünschten ebenso Mitglieder des Aalkönigskomitees, die von der Anlegebrücke des Wassersportvereins zusahen, wie die Männer von der Freiwilligen Feuerwehr Remagen-Kripp das Wahrzeichen Bad Honnefs "an den Haken" nahmen.

Gaaanz dicht war Schiffsführer Wolfgang Wirth mit seiner Feuerwehrmehrzweckfähre der Aranka auf den Pelz gerückt. Aber kein Problem: Die Fender, eine Art Stoßdämpfer, verhinderten, dass sich Schiffsrumpf an Schiffsrumpf scheuerte. Mit dicken Seilen vertäute die Mannschaft um den stellvertretenden Einheitsführer Achim Geil den Aalschokker an der Steuerbordseite.

Willi Berg und Klaus Figge, die auf der Aranka immer nach dem Rechten sehen, setzten mit einem Nachen zu ihrem "Baby" über und halfen, das bewegliche Denkmal von Bad Honnef reisefertig zu machen. Mit zweimal 216 PS hatte "RPL 7" natürlich ausreichend Kraft, um die antriebslose Aranka zum Ziel zu bringen. Ein seltsames Gespann: Der Kranarm des 26 Meter langen Feuerwehrbootes ragte neben dem Schiffsmast des zehn Meter kürzeren Aalschokkers gen Himmel.

Und nicht nur die Besatzungen vorbeifahrender Lastschiffe, sondern auch Nutzer der Fähre Bad Honnef-Rolandseck beobachteten die seltsame Kombination auf dem Rhein. Aber die gab es schon einmal: Als die Aranka 2003 zur Generalüberholung in die Werft musste, hatten auch die Feuerwehrleute den Transport übernommen.

"Das ist eine Übungsfahrt unter realistischen Bedingungen für uns", sagte Achim Geil. Annemarie ten Haaf (90), die Schwester des letzten Fischers von Bad Honnef, Willi Jansen, war mit einem kleinen Beiboot der Feuerwehr nach Oberwinter gekommen, um beim "Landgang" der Aranka dabei zu sein. Auch Friedhelm Ost, der Sprecher des Aalkönigskomitees, sein Kollege Manfred Speck und Aranka e.V.-Vorsitzender Günther Raths waren gespannt, wie der Schiffunterbau nach zehn Jahren im Wasser aussieht.

Die Männer von der Werft ließen einen Hellingwagen in den Rhein bis zu einem Tiefgang von 1,20 Metern. Die "frei gelassene" Aranka schwamm auf, setzte auf die Vorrichtung auf. Als der Hellingwagen per Seilwinde zurückgefahren wurde, kam der Rumpf Zentimeter für Zentimeter zum Vorschein.

Auch Frank Waldorf, der Sachverständige für Binnenschifffahrt, der für den Verein mit Schiffsingenieur Heiko Buchloh die Aranka begutachten wird, schaute zu. "Es sieht gut aus", sagte er. Muscheln hafteten am Boden. Aber die werden beim Abstrahlen verschwinden.

Kurz gefragt

Kaum lag die Aranka auf dem Dock in Oberwinter, da schaute Werft-Chef Günter Müller dem Aalschokker auf die "Unter-Wasser-Zone".

Was passiert jetzt mit der Aranka?
Müller: Zunächst wird sie abgestrahlt, danach der Rumpf mit Ultraschall gemessen. Dann sehen wir, ob die Außenhaut noch eine ausreichende Stärke hat. Sie muss mindestens 3,5 Millimeter dick sein.

Wenn nicht?
Müller: Dann müssen wir an den betroffenen Stellen die Platten heraustrennen und durch neue ersetzen.

Aus welchem Material?
Müller: Das ist S 235, Schiffbaustahl.

Wann soll die Aranka fertig sein?
Müller: Ende Juni sollte sie hier wieder vom Dock sein.

Die Aranka

Die Aranka wurde 1917 in den Niederlanden gebaut und ist einer der letzten Aalschokker auf dem Rhein. Sie liegt als Wahrzeichen im Alten Rheinarm. Bis 1989 war sie im Einsatz. Als Willi Jansen, der letzte aktive Fischer Honnefs, das Schiff verkaufen wollte, organisierte Geschäftsmann Helmut Kloss eine Spendenaktion, so dass die Aranka 1991 für Bad Honnef erworben werden konnte und als bewegliches Denkmal anerkannt wurde.

Mit Hilfe der NRW-Stiftung war 1993/94 sogar eine Renovierung möglich. Dank des Aalkönigskomitees und durch dessen Feste wird der Erhalt sichergestellt. Im Verein Aranka kann jeder Mitglied werden. Jahresbeitrag: 20 Euro. Kontakt per Email aranka@raths.de oder unter der Rufnummer 02224/9892090.

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