Ganztagsschulen in Bad Honnef 22 Kinder bekommen keinen OGS-Platz

BAD HONNEF · In den Offenen Ganztagsschulen im Bad Honnefer Tal gibt es lange Wartelisten. Träger fordert die Stadt zu mehr Flexibilität auf

 Auf Nachmittagsbetreuung an der Grundschule, wie hier in Aegidienberg, sind berufstätige Eltern angewiesen. (Archivfoto)

Auf Nachmittagsbetreuung an der Grundschule, wie hier in Aegidienberg, sind berufstätige Eltern angewiesen. (Archivfoto)

Foto: Frank Homann

Einige Familien in Bad Honnef stehen jetzt vor einem schier unlösbaren Problem: Während ihre Kinder bislang in der Kita bis nachmittags betreut werden, ist die Hoffnung auf einen Platz an der Offenen Ganztagsschule (OGS) wie eine Seifenblase zerplatzt. Insgesamt 22 Kinder, berichtete Silke Kornstädt, Geschäftsführerin der Stadtjugendring Bad Honnef gemeinnützige Träger GmbH, stehen derzeit am Reichenberg, in Selhof und an der Löwenburgschule auf Wartelisten: Für sie gibt es keinen Betreuungsplatz.

Die betroffenen Eltern, so Kornstädt auf GA-Anfrage, seien schon informiert. Kornstädt weiter: "Mir tut es wirklich in der Seele weh, Kinder ablehnen zu müssen. Für jede Familie, die um einen OGS-Platz nachsucht, ist es existenziell, ihn dann auch zu bekommen."

CDU-Ratsfrau Dagmar Ludzay hatte die Sitzung des Jugendhilfeausschusses am Mittwochabend genutzt, nach der Anmeldesituation an den OGS zu fragen. Problem: Wegen der finanziellen Lage der Stadt ist die Zahl der Plätze mittlerweile "gedeckelt" worden. Für die drei Einrichtungen im Honnefer Tal, die der Stadtjugendring betreut, bedeutet das: Am Reichenberg liegt die Höchstgrenze bei 150, an der Löwenburgschule bei 80, in Selhof bei 76 Kindern. Hinzu kommen die Kinder, die bis mittags betreut werden. Auf Wartelisten für die OGS stehen in der genannten Reihenfolge der Schulen zehn, acht und vier Kinder. Nur in Aegidienberg, wo es Kapazitäten für 130 Kinder gibt, sind bei aktuell 114 Anmeldungen noch Plätze frei. "Aber wir können schlecht jemandem aus dem Tal sagen: Meld' dein Kind in Aegidienberg an", sagte Kornstädt.

Das Problem wird Bad Honnef erhalten bleiben. Der OGS-Bedarf steige von Jahr zu Jahr, sagt Kornstädt. Beleg ist auch die aktuell vom Jugendamt vorgelegte Teilfachplanung nach dem Kinderbildungsgesetz (Kibiz). Der ist zu entnehmen, dass in der Stadt in den kommenden Jahren recht konstant Kinder aus Kitas und aus der Kindertagespflege "nachwachsen".

Die Versorgungsquote mit Kita-Plätzen ist momentan sehr gut; es gibt sogar noch eine Reserve. Die Betreuung in den Grundschulen hält damit aber nicht Schritt. "Das grundsätzliche Problem ist, dass es einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz gibt, nicht aber auf einen OGS-Platz." Das bedeute unter Umständen, dass Eltern, die ihr Kind in der Kita betreut wussten und so wieder in den Beruf einsteigen konnten, mit der Einschulung des Nachwuchses ohne Betreuung dastehen - und womöglich ihren Job wieder an den Nagel hängen müssten.

Zwar sei nachvollziehbar, dass sich die Stadt an den Richtzahlen des Landes orientiere, und daran gemessen biete Bad Honnef eine prozentual gute OGS-Versorgung an. Doch man müsse eben auch den Einzelfall sehen und in Notsituationen die Möglichkeit haben, Plätze über das gedeckelte Angebot hinaus anzubieten: "Es muss Alternativen geben, wie ich im Einzelfall helfen kann." Kornstädt nennt ein Beispiel: Eine Mutter besucht nachmittags einen Deutsch-Kursus, während das Kind in der Kita ist. Das kann sie aber nicht mehr, wenn sie keinen OGS-Platz bekommt. So werde die eigentlich gewünschte Integration erschwert.

Auch an allgemein gültigen Aufnahmekriterien, die festschreiben, wer bei der Platzvergabe Priorität genießen soll, fehlt es in Bad Honnef bislang. Schon mehrfach hatte Silke Kornstädt solche Regeln eingefordert; die Verwaltung will sie jetzt erarbeiten. So lange diese Kriterien nicht vorliegen, haben die Träger gewissermaßen den Schwarzen Peter. Neben der Stadtjugendring GmbH ist das der OGS-Trägerverein in Rhöndorf, der über 60 Plätze verfügt und laut OGS-Leitung derzeit ein oder zwei Kinder auf der Warteliste hat.

Aktuell hätten OGS-Leitung und die jeweiligen Schulleitungen gemeinsam über die Platzvergabe entschieden, sagt Kornstädt. Dabei bestehe zumindest am Reichenberg die Chance, weitere Kinder aufzunehmen: Dort gibt es im Gegensatz zu Selhof und Löwenburgschule wenigstens genügend Räume, so dass die zehn Kinder von der Warteliste problemlos aufgenommen werden könnten. Allerdings unter der Voraussetzung, dass sich die Stadt bewege und die Höchstgrenze flexibel handhabe.

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