Interview mit Thorsten Ohm Die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr Alfter - "In acht Minuten vor Ort"

ALFTER · Thorsten Ohm ist stellvertretender Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Alfter. Über Einsatz-Probleme der Berufspendler unter den Mitgliedern und über die kleineren Aufgaben der Feuerwehr gibt er im Interview Auskunft.

 Im Ernstfall muss es ganz schnell gehen: Bei der Abschlussprüfung ihrer zweijährigen Grundausbildung werden die Feuerwehr-Nachwuchskräfte im Aufklappen der Leiter getestet.

Im Ernstfall muss es ganz schnell gehen: Bei der Abschlussprüfung ihrer zweijährigen Grundausbildung werden die Feuerwehr-Nachwuchskräfte im Aufklappen der Leiter getestet.

Foto: Feuerwehr Alfter (Archiv)

Wenn es in Alfter brennt, kommt die Feuerwehr. So weit, so gut. Was macht die Feuerwehr, wenn es nicht brennt?
Ohm: Es gibt ganz viele Bereiche, in denen wir aktiv sind, die aber nicht so sehr wahrgenommen werden. Einer davon ist die Ausbildung von Feuerwehrmännern und -frauen. Jede Woche stehen an unseren vier Standorten in Alfter, Gielsdorf, Impekoven und Witterschlick unterschiedliche Themen auf dem Ausbildungsplan. Außerdem gibt es Ausbildungsveranstaltungen, die übergreifend organisiert werden. Dazu gehören Übungen mit mehreren Löschgruppen, Fahrsicherheitstrainings mit den Löschfahrzeugen und Objektbesichtigungen. Auch die Fortbildung der Führungskräfte nimmt großen Raum ein. Denn die Feuerwehr ist von vielen Dingen abhängig, die sich in der Lebens- und Arbeitswelt ändern. Wenn etwa neue Pkw gebaut werden oder Solaranlagen immer häufiger auf den Dächern vorkommen, müssen wir die Ausbildung darauf abstimmen.

Ist Aufklärung auch Aufgabe der Feuerwehr?
Ohm: Ja, das gehört auf jeden Fall dazu. Wir gehen in Schulen und Kindergärten, um den Kindern den richtigen Umgang mit Feuer beizubringen und das Verhalten im Brandfall. Da steckt natürlich auch ein bisschen Nachwuchswerbung für uns dahinter.

Haben Sie Probleme, Nachwuchs zu finden?
Ohm: Nachwuchsprobleme haben wir eigentlich nicht. Mit 238 Mitgliedern, 139 davon aktiv, sind wir recht gut aufgestellt. Auch unsere Jugendfeuerwehr steht mit 55 Mitgliedern, davon 13 Mädchen, recht gut da. Ein Problem ist allerdings die Tagesverfügbarkeit. Alfter ist eine Auspendlergemeinde. Ganz viele Leute fahren zum Arbeiten nach Bonn, Köln oder sonst wohin. Wir müssen aber Hilfsfristen einhalten. Die erste Einheit muss nach acht, die zweite nach 13 Minuten vor Ort sein. Das kann jemand, der in Bonn oder Köln arbeitet, natürlich nicht leisten. Wir müssen diese Zeiten ehrenamtlich garantieren, denn eine hauptamtliche Einheit gibt es ja in der Gemeinde nicht. Das heißt, wir sind darauf angewiesen, dass wir ehrenamtliche Leute vor Ort haben, die Zeit haben, an Einsätzen teilzunehmen. Wir haben 120 bis 180 Einsätze im Jahr, wobei der absolute Großteil davon kleine Geschichten sind.

Die Katze, die vom Baum gerettet werden muss, kann man sich vorstellen. Was für andere kleine Einsätze kommen vor?
Ohm: Ich mache das jetzt seit 15 Jahren: Ich glaube, ich hatte nur drei Katzen auf Bäumen oder Dächern. Dafür hatten wir in den letzten Jahren ein Reh im Swimmingpool, einen Greifvogel im Weidezaun oder als Highlight der Nasenbär auf einem Baum im Kottenforst. Es sind ganz unterschiedliche Sachen. Kleine Brände gibt es eine ganze Reihe. Auch unterstützen wir häufig die Rettungsdienste, wenn beispielsweise eine Wohnung aufgebrochen werden muss.

Es sind manchmal auf den ersten Blick eher ärgerliche Sachen. Zuletzt lag ein Ast auf der Straße, den man eigentlich mit zwei Personen problemlos hätte wegtragen können. Aber die Leute rufen lieber die Feuerwehr. Oft fahren wir auch raus und werden gar nicht tätig, weil es schon erledigt ist. Die Leute haben vielleicht selbst einfach zum Gartenschlauch gegriffen und die brennende Hecke schon gelöscht. Das Bemerkenswerte ist für mich, dass unsere Leute akzeptieren: Das gehört alles dazu. Die Stimmung bei solchen Einsätzen, selbst wenn man umsonst gefahren ist, ist eigentlich immer gut. Dahinter steckt vielleicht, dass man selbst bei den kleineren Einsätzen das Gefühl hat, jemandem aus der Patsche geholfen zu haben.

Macht das für Sie den Reiz an der Freiwilligen Feuerwehr aus?
Ohm: Der liegt in der Teamleistung. Die Aufgaben werden als Team erledigt. Das kann von ganz unspektakulären Dingen bis hin zu größeren Einsätzen reichen. Das andere ist die Vielfalt der Aufgaben. Innerhalb der Feuerwehr gibt es für fast jeden einen Bereich, in dem er sich neben dem Einsatzdienst einbringen kann: Aus- und Fortbildung oder Gerätewartung etwa. Wir haben auch Leute, die sich um die Fahrzeuge kümmern oder die Einsatzkleidung in Ordnung halten. Dazu kommen die Jugendwarte, die viel mit den Jugendlichen unternehmen.

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