Unterkünfte in Alfter geplant Zuhause für 60 Flüchtlinge

ALFTER · Der Wohnungsmarkt in Alfter ist leer gefegt, die aktuellen Unterkünfte für Asylbewerber sind überbelegt und die Gefahr ist groß, dass die Gemeinde notfalls auf Turn- und Mehrzweckhallen zurückgreifen muss.

 Eine zentrale Unterkunft für 60 Flüchtlinge soll auf der Wiese vor dem Alfterer Rathaus entstehen.

Eine zentrale Unterkunft für 60 Flüchtlinge soll auf der Wiese vor dem Alfterer Rathaus entstehen.

Foto: Lüttgen

Unter diesen Vorzeichen befürwortete der Gemeinderat Alfter am Donnerstagabend einstimmig die Errichtung einer zentralen Unterkunft für Flüchtlinge auf der Rathauswiese parallel zur Alfterer Straße. Damit es schnell geht, ist ein Haus in Modulbauweise geplant, das bereits im Spätsommer bezugsfertig sein kann. Anders als von der Verwaltung ursprünglich vorgeschlagen soll ein lediglich zweistöckiges Gebäude für 60 Personen errichtet werden. Für ein Modulhaus mit drei Stockwerken für 90 Menschen hatten die Politiker bei vorangegangenen interfraktionellen Gesprächen keine Zustimmung signalisiert.

Stattdessen soll die Gemeindeverwaltung nach weiteren Unterbringungsmöglichkeiten suchen, gegebenenfalls geeignete Immobilien kaufen und einen zusätzlichen Standort für die Errichtung einer Flüchtlingsunterkunft in Massivbauweise ausfindig machen. Auf Antrag von Wilhelm Windhuis (Grüne) soll die Verwaltung auch alle Hauseigentümer in Alfter anschreiben sowie nach den Osterferien eine Bürgerversammlung einberufen und über das Bauprojekt auf der Rathauswiese informieren.

Die Dringlichkeit für den Bau der Unterkunft auf der Rathauswiese nahe der Alfterer Straße hatte zuvor Bürgermeister Rolf Schumacher deutlich gemacht. Auf dem angespannten Wohnungsmarkt in Alfter konnten bereits seit mehreren Wochen keine neuen Unterkünfte mehr angemietet werden. Die aktuell zur Verfügung stehenden elf Häuser und Wohnungen seien mit derzeit 110 Personen bereits überbelegt, und die Gemeinde rechnet im Jahresverlauf mit mindestens hundert weiteren Zuweisungen. "Die Gefahr ist sehr groß, dass wir öffentliche Räume wie Turn- und Mehrzweckhallen nutzen müssen", mahnt Schumacher. Das wolle die Gemeindeverwaltung möglichst verhindern.

Bei den Ratspolitikern herrschte Einvernehmen über die Notwendigkeit, rasch Unterkünfte auf die Rathauswiese zu setzen; doch beim weiteren Vorgehen wurde eine dezentrale Unterbringung, wie bisher praktiziert, favorisiert. "Dezentrale Unterbringung halten wir für ein unabdingbares Ziel", sagte Wilhelm Windhuis für die Fraktion der Grünen. "Wir wollen eine Ghettoisierung verhindern." Für die SPD äußerte Thomas Klaus: "Wir sind über die Module am Rathaus nicht begeistert. Wir ziehen Massivbauweise und eine dezentrale Unterbringung vor." Auch die CDU hatte sich bei der Standortdiskussion schwer getan, wie Michael Mälchers berichtete. Albert Wulff (FDP) bedauerte, dass leider momentan an einer zentralen Unterkunft kein Weg vorbeiführe. "Aber das ist allemal besser, als Turnhallen heranzuziehen." Doch Ziel müsse es sein, eine weitere zentrale Einheit möglichst zu verhindern.

Ähnlich argumentierte Bolko von Schweinitz (Freie Wähler) und forderte, dass die Suche nach dezentralen Lösungen in festen Gebäuden sofort weitergehen müsse. Als "tragfähige Lösung", so Werner Urff, unterstützte auch die UWG das Bauprojekt, das nun umgehend umgesetzt werden soll.

Für die Modulbauweise spricht, dass ein bezugsfertiges Gebäude innerhalb weniger Monate nach Auftragserteilung zur Verfügung steht, während bei Massivbauweise in dieser Größenordnung mit einer Bauzeit von anderthalb Jahren kalkuliert werden muss. Die Moduleinheiten für das Gebäude will die Gemeinde kaufen, weil das, bezogen auf einen geschätzten Nutzungszeitraum von mindestens zehn Jahren, lohnenswerter ist als zu mieten. Werden die Gebäude eines Tages nicht mehr gebraucht, können sie an einen anderen Standort transportiert oder verkauft werden.

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