Bahnhof Witterschlick Zahlreiche Besucher kamen zur Eröffnung des Stellwerk-Museums

ALFTER-WITTERSCHLICK · Hans Willi Gerstenmeier, Zugführer in Rente, sitzt in historischer Uniform am Schalter. Fragt jemand nach einer Verbindung, nimmt er dicke Bücher zur Hand: den Grundentfernungsanzeiger und den Streckenentfernungsanzeiger. Original-Bahnwerbeplakate aus den späten 50er Jahren schmücken den Warte- und Verkaufsraum.

 In historischer Kleidung zeigten sich Stefan Ingenfeld und Albert Söhngen (hinten) sowie Christine Leis (v.l.n.r.) und das Eisenbahn-Blechbläser-Familien-Quartett mit Martin, Marlon, Miles und Michaele Kowalski.

In historischer Kleidung zeigten sich Stefan Ingenfeld und Albert Söhngen (hinten) sowie Christine Leis (v.l.n.r.) und das Eisenbahn-Blechbläser-Familien-Quartett mit Martin, Marlon, Miles und Michaele Kowalski.

Foto: BETTINA THRÄNHARDT

Daneben ein Zugabteil aus den 60ern, in dem jedermann ausprobieren kann, wie es sich damals in einem Zug saß. Dazu die grünen Vorhänge, das Schiebefenster, das Schildchen mit der Aufschrift "Nicht hinauslehnen - Ne pas se pencher au dehors - E pericoloso sporgersi": Die Besucher, die zum Eröffnungsfest des Stellwerk-Museums im Bahnhof Witterschlick kamen, fühlten sich in die 60er Jahre zurückversetzt.

"Wir wollten ein lebendiges Anfass- und Ausprobiermuseum schaffen", so Stefan Ingenfeld, der sich im Museum um die historische Ausstattung kümmert.

Zusammen mit Albert Söhngen, dem Grundstück, Gebäude und Stellwerk gehören, hat er das Museum aufgebaut. Er nennt mehr als 40 Uniformen in verschiedenen Größen und Ausstattungen aus der Zeit von 1906 bis heute sein Eigen. Eine Vielzahl historischer Uniformen konnten die Besucher daher an den ehrenamtlichen Helfern bewundern, die mit einem Schienenbus aus den 60er Jahren in den Bahnhof einfuhren.

Da für die frühe Eisenbahnzeit nur männliches Personal vorgesehen war, trugen die Frauen bei der Eröffnung zumeist die passende Freizeitkleidung. So hatte sich für jedes Jahrzehnt mindestens ein Paar gefunden, das die Vergangenheit wieder aufleben ließ. Ingenfeld selbst trug die Uniform aus dem Jahr 1906, Christine Leis verkörperte in einem hochgeschlossenen braunen Kleid die Dame dieser Zeit.

Viermal fuhr der historische Schienenbus am Sonntag die Strecke zwischen Witterschlick und Meckenheim hin und zurück. Wer mochte, konnte zusteigen.

Standesgemäß war die Blaskapelle, die zur Abfahrt des Zuges aufspielte: Das Eisenbahner-Blechbläser-Familien-Quartett trug ebenfalls historische Uniformen und spielt heute schwerpunktmäßig Eisenbahnlieder. So setzte sich der Zug zu der Melodie von Jim Knopf in Bewegung, später ertönte die "Sentimental Journey" ebenso wie das Volkslied "Auf der schwäbsche Eisenbahne". Die Musiker-Familie tritt nicht zum ersten Mal uniformiert auf Eisenbahn-Festen auf: Vater Martin ist seit 25 Jahren Lokführer und kann so Hobby und Beruf bestens verbinden.

Am alten Stellwerk setzte derweil der achtjährige Paul den Modellzug mit den Original-Weichen-Stellhebeln in Bewegung. Natürlich nicht ohne zuvor von Albert Söhngen eingewiesen worden zu sein.

Der zeigte sich zufrieden mit dem Verlauf des Festes: Bei sonnigem Wetter strömten Familien und Eisenbahn-Liebhaber gleichermaßen auf das Gelände.

Öffnungszeiten des Stellwerk-Museums im Bahnhof Witterschlick, Servaisstraße 34, Alfter: Jeden ersten Sonntag im Monat von 12 bis 18 Uhr, Winterpause voraussichtlich von Oktober bis Ostern.

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