Bürgermeisterin Alfter Wiechert ist gespannt auf neue Kontakte

ALFTER · Die Sache mit den Grußworten muss sich Luise Wiechert noch genau überlegen. Spontan aus dem Herzen heraus halten oder auf Karten vorbereiten? Das wird wohl auf den Anlass ankommen, bei dem sie Bürgermeister Rolf Schumacher vertreten wird.

 Luise Wiechert in ihrem Garten, wo sie die Ruhe und die Natur genießt.

Luise Wiechert in ihrem Garten, wo sie die Ruhe und die Natur genießt.

Foto: Henry

In jedem Fall freut sich die CDU-Ratsfrau auf ihre neue Aufgabe als erste stellvertretende Bürgermeisterin der Gemeinde. Dieses Ehrenamt teilt sie sich mit SPD-Ratsmitglied Bruno Schmidt als dem zweiten Stellvertreter des Bürgermeisters.

Wiechert ist gespannt auf die neuen Kontakte, die sich bei diesen Gelegenheiten ergeben, und lässt sich gern von der Vielfalt der Gemeinde faszinieren. "Schön, dass jemand aus dem Dorf kommt", wurde sie als Stellvertreterin des Bürgermeisters beim Schützenfest in Alfter begrüßt. Der Faktor Ortsnähe spielte bei den interfraktionellen Gesprächen nach der Kommunalwahl eine nicht unwesentliche Rolle. Nun sind die Repräsentanten gleichmäßiger verteilt mit Bürgermeister Rolf Schumacher in Witterschlick, Bruno Schmidt in Oedekoven und Luise Wiechert in Alfter.

Die 57-Jährige, die seit 1997 für die CDU im Gemeinderat sitzt, bringt für die Aufgabe auch genügend Flexibilität mit. Sie verwaltet seit 2003 für die Grafenfamilie Wolff Metternich alle Angelegenheiten rund um das Alfterer Schloss und kann sich die Arbeit frei einteilen. Generell ist ehrenamtliches und besonders sozialpolitisches Engagement ein wichtiger Bestandteil im Leben von Luise Wiechert geworden, die zeit ihres Lebens in Alfter wohnt.

Nach dem Fachabitur absolvierte sie eine Beamtenausbildung im Bibliotheksdienst an der Bonner Uni. Als nach der Heirat mit Manfred Wiechert 1983 der erste Sohn geboren wurde, ließ sie sich beurlauben. Damals gab es in Alfter nur einen einzigen, den katholischen Kindergarten, und es sollte viereinhalb Jahre dauern, bis sie dort einen Platz bekam. Grund genug für Luise Wiechert sich in der Sozialpolitik zu engagieren, zunächst als sachkundige Bürgerin im Sozialausschuss.

"Es gab zu jener Zeit immer mehr Mütter, die wieder berufstätig werden wollten." Da wurde viel diskutiert, bis Ende der 80er Jahre Neugründungen von Kindergärten durch die Gemeinde und Elterninitiativen in Gang kamen. Derweil blieb Luise Wiechert weiterhin zu Hause, als sich die Familie um eine Tochter und einen weiteren Sohn vergrößerte. "Die Kinderbetreuungsmöglichkeiten waren noch nicht so umfassend wie heute." Nach der langen Familienphase war es für den Wiedereinstieg in den Bibliotheksdienst dann zu spät. "Ich habe den Anschluss verpasst. Als ich in der Ausbildung war, gab es noch Karteikarten. Als ich wieder einsteigen wollte, war alles auf Computer umgestellt." Als Ratsmitglied und langjährige Vorsitzende des Sozialausschusses intensivierte Luise Wiechert daher ihr ehrenamtliches Engagement und hat sich bis heute ein offenes Ohr für junge Mütter bewahrt. "Wenn man keine kleinen Kinder mehr hat, wächst man aus dieser Lebenswirklichkeit schnell heraus, die heute für junge Frauen ganz anders aussieht." Inzwischen leitet Luise Wiechert seit 2009 den Planungsausschuss. "Doch mein Schwerpunkt ist und bleibt die Sozialpolitik."

Im Jahr 2000 zog auch in den Haushalt der Wiecherts der erste Computer ein. "Den habe ich zunächst nur als Schreibmaschine benutzt." Bei einem Computerkursus für Frauen in der Volkshochschule verlor sie die Angst vor dem Gerät. Die Buchführung für die Kleiderstube in Oedekoven, die sie seit ihrer Gründung 1982 unterstützt, erledigte sie weiterhin handschriftlich mit einem traditionellen Kassenbuch. Die groß gewordene Tochter Katharina brachte aus der Schule schließlich ihre Kenntnisse in Tabellenkalkulation am Computer mit nach Hause und die Mutter sattelte um. Ob die Kassenführung für die Frauen Union Alfter, den Förderverein "Haus der Alfterer Geschichte" oder die Schlossverwaltung - die Vize-Bürgermeisterin managt die Zahlen jetzt am Rechner.

Als 2003 ein Nachfolger für die Schlossverwaltung gesucht wurde, traute sich Luise Wiechert zunächst nicht so recht. Doch Marie Christine Gräfin Wolff Metternich zerstreute bei einem Gespräch die Bedenken: "Wir können einen Juristen kaufen, aber keinen Mitarbeiter, der Alfter kennt und die Sprache der Leute spricht." Seither kümmert sich Wiechert als Angestellte der Grafenfamilie um das Schloss, das 1721 von Graf Franz Wilhelm von Salm neu erbaut worden war und ein Wahrzeichen des Ortes ist.

"Das Schöne daran ist, dass man mitgestalten kann." Denn ohne ihre Vermittlung gebe es heute keinen Entlastungsgraben, keine Theaterwiese am Buchholzweg und keine Wildblumenwiese am Friedensweg. Die Grundstücke gehören alle der Grafenfamilie. Auch Kulturveranstaltungen hat Luise Wiechert im Schloss möglich gemacht, für das weiterhin ein neuer Mieter gesucht wird. Es steht seit Anfang 2009 leer. Zuvor hatte es von 1973 bis 2008 die Alanus Hochschule genutzt, bis nach dem Neubau des Campus II am Buschdorfer Weg die Außenstelle im Schloss aufgegeben wurde.

In ihrer Freizeit hält sich die 57-Jährige gern im eigenen Garten am Friedhof auf. Dort genießt sie die Ruhe, die Natur und den wunderbaren Ausblick auf die Rheinebene. "Bei der Gartenarbeit kommen mir übrigens die besten Einfälle, die sich dann auch oft in Anträgen für den Rat niederschlagen", sagt Wiechert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort